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0219 - Das Grab im Korallenriff

0219 - Das Grab im Korallenriff

Titel: 0219 - Das Grab im Korallenriff
Autoren: Rolf Michael
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ausbreitete.
    Einem Land der Fantasie, einer Märchenlandschaft voll kaum sichtbarer Zwerge und Kobolde glich es.
    Fred Pounder mußte immer wieder seinen Blick gewaltsam auf den vor ihm her mehr schwebenden als schwimmenden Manta zwingen, so sehr faszinierte ihn die Wunderwelt des Meeresgrundes, aus dem die roten Korallen sich wie abgestorbene Bäume nach oben streckten.
    Da! War da nicht etwas unter diesem Gewirr? Erschien es nicht, als läge hier mehr unter den Korallen als nur feiner Sand? Hier, dieses nach oben strebende Etwas, durch Generationen von Meerestieren besetzt, aber immer noch gerade wie mit dem Lineal gezogen, konnte dies nicht der Mast eines ehedem stolzen Seglers gewesen sein? Und dort, dieser seltsame, spitze Fels, Korallen überwachsen, war der natürlichen Ursprungs?
    Oder war es vielmehr der Vordersteven einer Galeone, die einst mit schnittigem Kiel das Meer durchfurcht hatte?
    Vorbei! Vorbei! Darüber hinweg. Erst die Jagd! Erst die Beute. Er konnte später, ja, vielleicht morgen, nachsehen.
    Ein Schiffswrack im Korallenwald? Sicherlich spielte ihm seine Fantasie einen Stich. Da vom vor ihm, der Manta, der war real, den mußte er haben.
    So dachte Fred Pounder und setzte die Verfolgung fort. Und er schwamm über das hinweg, was seit vierhundert Jahren auf dem Meeresgrund seiner Entdeckung harrte.
    Aber am Ende seines Wegs war ihm beschieden, noch etwas Größeres zu sehen. Etwas Gewaltigeres.
    Und etwas Entsetzlicheres.
    ***
    »Château Montage. Duval!« meldete sich die zierliche Französin.
    »Oh, hallo, Carsten!« rief sie dann, nachdem sie einen Moment gelauscht hatte. »Ja, uns geht es noch gut. Ja, Zamorra war immer stärker, das heißt, die Kräfte des Guten waren immer stärker. Aber einige Male hätten die anderen es fast geschafft. Wie geht es dir denn so? Was macht Micha? Habt ihr die ägyptischen Papyros-Fragmente schon übersetzt?«
    In kurzen, knappen Sätzen antwortete Carsten Möbius auf ihre Fragen.
    »Die Papyros-Fragmente weisen auf ein noch nicht entdecktes Grab in der Nähe vom Tal der Könige hin!«, sagte er zum Schluß. »Wie Zamorra damals bereits entzifferte, die Mastaba eines Generals aus der Zeit der Hatschepsuth. Setnacht oder so ähnlich hieß er. Und in seinem Grab müssen Schätze aufgehäuft sein, die den Glanz der Totenkammer des Tutench-Amun noch überstrahlen. Das ist alles noch geheime Kommandosache. Aber mal was anderes. Habt ihr schon Urlaubspläne?«
    »Ich versuche gerade, Zamorra von einem Urlaub im Karibischen Meer zu überzeugen!« hörte es Möbius durch die Hörermuschel flöten. »Aber der Herr und Gebieter geruhen, seinen Sparsamkeitsfimmel zu haben. Es ist ihm zu teuer und…«
    »Dann seid morgen gegen dreizehn Uhr auf dem Flughafen von Lyon!« hörte Zamorras Sekretärin die Stimme des Millionenerben. »Wenn die ›Albatros‹, unser Privatjet, ausgerufen wird, kommt ihr zum Rollfeld.«
    »Und wo soll es hingehen?« war Nicole gespannt.
    »Na, wo ihr hinwollt. In die Karibik!« kam Carstens Stimme. »Werdet ihr kommen?«
    Verzweifelt schüttelte Professor Zamorra, der gerade eine schwere Hantel stemmte, den Kopf.
    »Ja!«, sagte seine Sekretärin. »Zamorra und ich freuen uns darauf…«
    Das Klicken, als der Hörer auf die Gabel gelegt wurde, übertönte das dumpfe Poltern, mit dem die Hantel zu Boden ging.
    »Aber ich muß doch…«, keuchte er protestierend.
    »Pack die Badehose ein!« trällerte Nicole und war schon in Richtung ihrer Kleiderschränke verschwunden. Zamorra wußte, daß sie nun für den Urlaub ein Textilsammelsurium zusammenstellen würde, das einer Gruppe von mindestens fünfzig Revue-Girls völlig ausgereicht hätte.
    Na, warum nicht ein paar Tage Urlaub auf Kosten eines Multimillionärs? Etwas Sonne konnte der schon langsam wieder schwindenden Körperbräune nichts schaden.
    Zamorra begann, die Bücher und die Arbeit zu vergessen und sich auf einige Tage Nichtstun und Faulenzen zu freuen.
    Daß die Sache einen Haken hatte, daran wagte er gar nicht zu denken.
    ***
    Fred Pounder triumphierte. Der Abstand zu seiner Beute verringerte sich merklich. Vielleicht noch zwei Yards, dann würde er die Harpune abfeuern.
    Pounder war sportlich gut durchtrainiert. Wie ein Uhrwerk liefen seine Bewegungen ab. Der Korallenwald unter ihm schien dahinzufließen. Er achtete nicht der Schwärme kleinerer Fische, die entsetzt abdrehten. Langsam wurde das Wasser tiefer. Die Korallenbänke schienen förmlich wegzusacken. Eine blaugrüne
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