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0219 - Das Grab im Korallenriff

0219 - Das Grab im Korallenriff

Titel: 0219 - Das Grab im Korallenriff
Autoren: Rolf Michael
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Er fühlte sich einem Kampf - Mensch gegen Kreatur -durchaus gewachsen.
    Mit langsamen, aber stetigen Bewegungen verkürzte er den Abstand zu seiner Beute, während die Luftblasen aus seinem Atmungsgerät geräuschlos an der Oberfläche zerplatzten.
    ***
    Aus den Weridar-Fragmenten
    Nachdem aber die Namenlosen Alten sich zum Schlafe in Rhl-ye niedergelegt hatten, wo sie, bewacht vom großen Ctulhu, träumen, bis man sie wieder hervorruft, wandelten andere Wesen auf dieser Erde, die weder von dieser, noch von der anderen Welt stammen.
    Unter den Kundigen hält sich das Gerücht, daß dies Bastarde der Namenlosen Alten mit den Ursprüngen jener Wesen sind, die in späteren Tagen das Gute verkörpern sollten, während man die Alten als jenseits von Gut und Böse stehend bezeichnet.
    Die Körper gleichen denen der Menschen, aber ihnen waren das Wissen und die Macht der Altvorderen zu eigen. Und die Menschen, die sich in dieser Zeit des Denkens und ihres Verstandes bewußt wurden, sie verehrten diese Geschöpfe als höhere Wesen. Sie bauten ihnen Altäre, weihten ihnen Haine und Tempel und streuten ihnen Opfer.
    Die Nachkommen der Namenlosen Alten aber lehrten die erwachende Menschheit vieles, erklärten ihnen die Grundgesetze des Rades, des Hebels und der Mechanik und nahmen ihr die Furcht vor dem Feuer.
    Und sie lehrten ihr Lieder. Lieder, wie dieses, um auch in der Zeit, wenn der Wind ihre Spuren dahingeweht habe und die Scholle der Erde oder die Fluten der Wasser ihre Leiber bedecke, ihre Namen unvergessen zu erhalten.
    Denn sie waren das, was der Mensch als »Sterblich« betrachtet. Generationen von Menschen sahen sie kommen und gehen, uralt wurden sie. Aber als sich ihre Tage vollendeten, legten sie sich zur Ruhe, und die Menschen türmten ihnen mächtige Grabkammem aus Felsen, darin sie den Schlaf des Vergessens schlummerten. Und es war ein Vorrecht der Häuptlinge und Schamanen, in der Nähe dieser Hügel des Schweigens, wie man diese zyklopischen Mausoleen nannte, bestattet zu werden.
    Alle überdauerte aber Grommhel, der Alte, der nicht nur die Menschen, sondern insbesondere die Tiere liebte. Noch heute zeigen die dunkelhäutigen Menschen der »Verlorenen Inseln« im Westen von Atlantis seinen mächtigen Grabhügel…
    ***
    »Und wen darf ich bitte melden?« fragte das im neuesten Disco-Look gekleidete Mädchen mit den langen, dunklen Haaren, dessen Augen Michael Ullich in einer Mischung aus Verliebtheit und Bewunderung anstarrten.
    »Melden Sie den Erzengel Michael!« grinste der hochgewachsene Mann mit dem jungenhaften Lachen und betrachtete das Mädchen von oben bis unten. Für seinen Geschmak etwas zuviel Fettpölsterchen. Aha, da war ja die halb leergegessene Pralinenschachtel schon. Und die Unsitte des Rauchens hatte sie auch noch. Die viel zu große Brille verlieh ihr eher den Typ »Frau Lehrerin«.
    »Sagen Sie ihm, daß ich keinen Schutzengel mehr brauche«, quäkte es eben aus der Wechselsprechanlage, als die Vorzimmergewaltige mit ihrer seltsamen Ankündigung fertig war. »Erklären Sie ihm, ich hätte eine gute Lebensversicherung!«
    »Na, warte!« knurrte Ullich gereizt. Er ergriff das Mädchen, das ihm den Zutritt zum Chefzimmer verwehren wollte, bei den Hüften, hob es - mit seinen starken Armen hoch, küßte es auf den Mund und setzte sie dann sanft neben seine Schreibmaschine.
    John Wayne in seinen besten Tagen hätte die Tür nicht mit mehr Schwung öffnen können.
    »Hallo, Engel!« kam es von drinnen.
    Der Büroraum war eingerichtet, als sollte er für die Musterkollektion einer führenden Büromöbelfirma fotografiert werden. Das schon recht luxuriös eingerichtete Büro von Amadeus Bräuer wirkte dagegen wie eine Registratur. Hochflorige Teppiche bedeckten den Boden, Schreibtisch, Schrank und Vitrine waren aus edelstem Rio-Palisander mit Schleiflack, die Sitzgruppe aus echtem Nappa-Leder und der Tisch dazu aus reinem Onyx.
    Das einzige, was wirklich nicht in dieses Büro paßte, war der Mann, der hinter dem Schreibtisch saß und Michael Ullich angrinste. Die alte Jeans war mehrfach geflickt, die Turnschuhe wiesen bereits einige Löcher an den Seiten auf, das T-Shirt, das den schlanken Körper eng umspannte, war vom vielen Waschen schon ziemlich ausgebleicht. Die langen, dunklen Haare umrahmten ein Gesicht, auf dem vieles Denken und Grübeln seine Spuren hinterlassen hatten. Dennoch wirkte es, trotz eines Hauches von Melancholie, fast aristokratisch. Jetzt aber huschte ein Schimmer ehrlicher
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