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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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G-man.«
    »Darf ich mich setzen?«, fragte ich. Sie zuckte die Achseln und ich ließ mich in einen Sessel nieder.
    »Haben Sie in letzter Zeit etwas von Ihrem alten Freund gehört?«
    »Von Berry?«
    Berry hieß der Gangsterboss, dessen Freundin sie gewesen war, bevor sie auf den ›schönen Teddy‹ hereinfiel.
    »Nein, Berry meine ich nicht. Wenn ich von Berry etwas wissen wollte, könnte ich bei der Zuchthausverwaltung nachfragen. Ich meine Ted Monnier. - Sagen Sie nicht, dass Sie ihn nicht kennen, Miss Roadfield! Ich weiß genau, dass Berry Ihnen damals wegen Monnier den Laufpass gegeben hat, und dass er sehr scharf darauf war, Ted die Nase einzudrücken. - Auch Ihretwegen, Miss Roadfield.«
    Sie stieß den Rauch durch die Nase aus.
    »Warum wärmen Sie alte Geschichten, auf, G-man? Berry sitzt, und Ted ist in den Süden gegangen.«
    »Monnier ist zurückgekommen«, sagte ich ruhig. »Er hält sich in New York auf; ja, es steht ziemlich fest, dass er sich in der Bowery aufhält, und ich glaube, Sie könnten seinen Aufenthalt genauer angeben.«
    Sie öffnete den Mund, aber ich stoppte sie mit einer Handbewegung.
    »Augenblick, Miss Roadfield, bevor Sie etwas sagen, möchte ich Ihnen klarmachen, dass Monnier wegen Mordes gesucht wird. Wenn Sie irgendetwas für ihn tun oder auch nur nicht die Wahrheit sagen, dann ist das Beihilfe für einen Mörder. Die Gerichte bestrafen dieses Delikt ziemlich hart.«
    Sie hielt die Zigarette zwischen den Lippen und starrte mich durch den Rauch hindurch an. Zum ersten Mal las ich etwas wie Angst in ihren Zügen.
    »Wann haben Sie Ted Monnier zuletzt gesehen?«, fragte ich.
    Sie antwortete nicht sofort, und fünf Sekunden später nahm das Gespräch eine durchaus überraschende Wendung.
    Die Tür flog auf, und zwar so heftig, dass nur ein Fußtritt die Ursache sein konnte. Ein Mann betrat die Szene, besser gesagt: Er stürmte ins Zimmer, als wolle er den Fußboden in Grund und Boden stampfen.
    ***
    Ein erfreulicher Typ war der Ankömmling nicht. Sein Schädel sah aus, als wäre er mit einem Beil aus einem Holzklotz geschlagen. Das wellige schwarze Haar wucherte ihm tief in die niedrige Stirn. Das Kinn hatte die Ausmaße eines Ambosses, und seine Schulterbreite war geradezu furchterregend, vorausgesetzt, sie bestand nicht hauptsächlich aus Watte.
    Der plötzliche Besucher funkelte mich aus hitzigen, bösartig glitzernden Augen an.
    »Wer ist der Kerl?«, grollte er.
    Bevor Anny Roadfield oder ich eine Erklärung abgeben konnte, zeigte er mit seinem riesigen Daumen auf die Tür und knarrte: »Raus!«
    Ich erhob mich langsam aus meinem Sessel.
    »Hallo«, sagte ich freundlich. »Sie stören, Mister. Ich habe mit der Lady einiges zu besprechen.«
    »Raus!«, wiederholte er und kam auf mich zu.
    »Hank!«, kreischte Miss Roadfield auf. »Er ist…«
    Der Unbekannte, der offensichtlich Anny Roadfields augenblicklicher Favorit zu sein schien, war von so hitziger Gemütsart, dass er den Aufschrei der Frau nicht beachtete. Seine Pranken krallten sich bereits um meine Jackenaufschläge.
    »Ich mache dir Beine«, röhrte er.
    Ich lasse mir ungern von irgendwem die Revers verknautschen. Das Aufbügeln kostet jedes Mal zwei Dollar fünfzig.
    »Loslassen!«, befahl ich. Er nahm die Aufforderung nicht zur Kenntnis, sondern zerrte mich in Richtung Tür.
    Ich schlug beide Handkanten von unten hart gegen seine Ellbogen. Das gibt ein Gefühl, als sei man an eine Hochspannungsleitung geraten und zwingt fast automatisch zum Loslassen.
    Hank brüllte prompt: »Au!« Seine Pfoten ließen meine Jackenaufschläge fahren.
    »Nehmen Sie Vernunft an«, warnte ich. »Hören Sie gefälligst…«
    Mit Vernunft war dem Burschen nicht beizukommen. Er schoss seine bratpfannengroße Faust gegen mich ab. Ich hatte so wenig damit gerechnet, dass ich den Hieb nicht vermeiden, sondern ihm nur durch Zurücknehmen des Kopfes einen Teil der Wirkung nehmen konnte. Immerhin reichte es, um mich gegen einen Wandschrank zu werfen. Ein paar Nippessachen gingen in Trümmer.
    Selbstverständlich kam mir der Stier nach. Ich tauchte unter seinem nächsten Hieb weg. Seine Faust fegte eine Vase von dem Schrank.
    Zwei Siedestepps trugen mich aus seiner Reichweite. Er wendete wie ein Panzerwagen und rollte zum neuen Angriff.
    Ich warf einen schnellen Blick zu Anny Roadfield.
    »Bringen Sie ihn zur Vernunft, bevor Ihre Wohnung ernsthaften Schaden nimmt!«, rief ich.
    Sie reagierte nicht. Vielleicht sah sie es gerne, wenn ihr
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