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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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einmal auf den Mord an diesem Sid Krowsky zurück.
    »In gewisser Weise muss ich mir Vorwürfe machen«, sagte er. »Vorgestern Nacht sprach er mich an und wollte mir seine Informationen über ein geplantes Verbrechen verkaufen, und als er ohne Geld nicht sprechen wollte, kümmerte ich mich nicht mehr darum. Ich hätte ihm wenigstens auf den Fersen bleiben sollen.«
    »Glauben Sie, Sie hätten den Mord verhindern können?«
    »Ich nehme es an. Als Krowsky von mir kein Geld loseisen konnte, wird er sich an die Leute gewandt haben, die das Verbrechen planten. Er wird zu ihnen gesagt haben: Jungs, ich weiß über eure Absichten Bescheid. Beteiligt mich an der Beute, oder ich verpfeife euch! Die Antwort, die sie ihm gaben, war eindeutig.«
    Calhouns Gesicht wurde noch nachdenklicher.
    »Krowsky wusste natürlich, wie gefährlich es für ihn werden konnte, wenn er sich mit den Gangstern einließ, aber er wollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Er ist sein Leben lang ein armer Teufel gewesen. Als er sich an mich wandte, gab er sich mächtig Mühe, sein Wissen an mich loszuwerden. Er redete mir zu wie ein Vertreter, der einen Staubsauger verkaufen möchte. Er sagte, dass ich Karriere machen könnte, wenn ich das Verbrechen aufdeckte, bevor es durchgeführt worden sei. Immer wieder behauptete er, dass es wichtig für mich sei, sehr wichtig.«
    »Was meinte er damit?«
    Der Lieutenant sah mich an. »Ich verstehe nicht…«
    »Warum sollten seine Informationen gerade für Sie besonders wichtig sein?«
    Calhoun zögerte eine Sekunde, antwortete dann aber: »Natürlich wegen der Karriere.«
    Der Chinese brachte das Essen. Wir nahmen noch eine Tasse Kaffee zum Nachtisch und rauchten eine Zigarette.
    Als wir auf der Straße standen, wollte ich mich von Calhoun verabschieden. Er hielt meine Hand fest.
    »Cotton, ich muss Krowskys Frau noch aufsuchen. Ich habe sie zwar durch einen Sergeant benachrichtigen lassen, aber ich muss sie noch vernehmen. Tun Sie mir einen Gefallen und kommen Sie mit!« Er lächelte etwas verlegen. »Mir geht es immer an die Nerven, mit einer Frau sprechen zu müssen, die erst vor ein paar Stunden erfahren hat, dass ihr Mann ermordet wurde.«
    Ich folgte seinem Wunsch und begleitete ihn zu Krowskys Wohnung. Als wir Mrs. Krowsky gegenüberstanden, wurde rasch klar, dass die üppige, schmuddlige Frau ihrem Ehemann nicht besonders nachtrauerte. Zwar erhob sie zunächst ein großes Geschrei und jammerte wie ein Chor von alttestamentarischen Klageweibern, aber ganz unvermittelt ging ihr Lamento in Anklagen über.
    »Wie stehe ich da?«, rief sie in einem Englisch, dem ihre italienische Herkunft anzuhören war. »Keinen Cent hat er mir hinterlassen. Keine Versicherung hat er abgeschlossen. An seine Pflichten gegen mich hat er nie gedacht! Ein Herumtreiber war er! Oh, hätte ich ihn nie geheiratet!«
    Calhoun atmete erleichtert auf, als er sah, dass Mrs. Krowsky nicht mit besonderem Zartgefühl behandelt werden musste. Er wartete eine Pause in ihrem Redestrom ab und sagte sachlich: »Sie müssen uns sagen, was Sie über das Benehmen Ihres Mannes in den letzten acht Tagen wissen.«
    »Was soll ich wissen?«, donnerte sie los. »Er trieb sich herum, wie immer. Er redete dummes Zeug! Wie immer! Er machte mir Versprechungen! Wie immer!«
    »War es wirklich alles wie immer?«, fragte der Lieutenant. »Überlegen Sie gut, Mrs. Krowsky!«
    Schon öffnete sie den Mund zu einer raschen Antwort, stockte aber, überlegte und sagte eine ganze Tonlage ruhiger: »Eines abends kam er nach Hause und war noch aufgeregter als sonst. Er sagte so etwas wie: Jetzt habe ich die Hand am Drücker!«
    »Wann war das?«
    »Vor acht Tagen ungefähr. Ich habe nicht besonders darauf geachtet, aber jetzt erinnere ich mich, dass er hinzusetzte: ›So viel Mühe geben sich die Jungs nicht umsonst‹.«
    »Nannte er keine Namen?«
    »Nein, das tat er nicht. In der nächsten Nacht kam er nicht und tauehte erst am frühen Morgen auf. Er war dreckig, als hätte er auf der Erde geschlafen. Er verlangte Kaffee und trank eine ganze Kanne leer.«
    »Und er sagte nicht, wo er gewesen war?«
    »Lieutenant, Sid und ich haben nicht wie die Turteltäubchen miteinander gelebt, die sich ständig ihre süßen Geheimnisse ins Ohr zwitschern. Ich weiß nur, dass er vor sich hinmurmelte: Das ist gefährlich. Die machen kurzen Prozess mit mir.«
    Calhoun trommelte mit den Fingern auf dem Tisch.
    »Und nie fiel ein Name dabei?«
    »No, an dem Tag nicht,
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