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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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hieß der technische Direktor des Tiefbauamtes, mit dem ich seinerzeit zusammengetroffen war. Ich fand seine Telefonnummer und wählte sie.
    Achtmal summte das Rufzeichen, bevor endlich der Hörer von der Gabel gerissen wurde. Ich hörte die Reste eines Fluches und ein verschlafenes: »Hier Forster!«
    »Cotton vom FBI«, sagte ich. »Mr. Forster, ich möchte, dass Sie mir behilflich sind, eine bestimmte Stelle des Abwassersystems zu überprüfen.«
    »Was?«, fragte er töricht.
    Ich wiederholte meinen Wunsch. Forster reagierte so sauer wie ein Fass voller Essigessenz.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, brüllte er mich an. »Wissen Sie, wie spät es ist? Beinahe ein Uhr. Ihre verdammte Überprüfung wird auch bis morgen früh Zeit haben.«
    Er hängte kurzerhand ein. Ich war im Begriff, zum zweiten Mal anzurufen, überlegte es mir und merkte mir seine Adresse. Ich warf einen halben Dollar auf den Tisch, verließ den Drugstore, schwang mich hinter das Steuer des Jaguar und ließ den Motor aufheulen.
    Phil, der es sich in der Ecke bequem gemacht und seinen Hut über die Augen gezogen hatte, fuhr entsetzt hoch, als ich den Jaguar in einer scharfen Kurve quer über die Straße auf die Gegenfahrbahn riss.
    »Wohin willst du?«, rief er.
    »Wir holen einen Mann, der uns in die Unterwelt bringt.«
    Er zuckte resigniert die Schultern. Er weiß aus langer Erfahrung, dass ich in bestimmten Situationen nur durch »Austobenlassen« zu heilen bin.
    Der Ingenieur wohnte ziemlich weit draußen in Brooklyn, aber ich gab dem Jaguar Zunder, und so standen wir vor der Tür des Mannes, bevor es halb zwei Uhr geworden war.
    ***
    Vielleicht hatte mein Anruf den Mann so erzürnt, dass er nicht wieder hatte einschlafen können. Jedenfalls öffnete er ziemlich prompt. Er lief rot an, als er mich sah, pumpte sich auf und begann mit: »Eine unglaubliche Unverschämtheit!«
    Ich ließ ihn nicht weiterreden.
    »Ich werde Sie wegen unterlassener Hilfeleistung vor den Richter bringen«, sagte ich kalt. »Bei der Schwere des Falles kostet Sie das ein Jahr - und Ihre Stellung!«
    Der Satz war ein glatter Bluff. Nur wenn ich nachweisen konnte, dass ein echter Zusammenhang zwischen der Entführung und diesem verdammten Kanal bestand, war ich im Recht. Im anderen Fall konnte Forster mir eine saftige Beschwerde an den Hals hängen.
    Nun, er fiel auf meine Drohung herein. Er wechselte die Tonart.
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Nun, was kann ich tun?«
    »Steigen Sie in Ihre Hosen!«
    Fünf Minuten später kam er angezogen wieder.
    »Also?«
    »Ich will die Verbindung prüfen, die zwischen dem Haus Gansevoort Street Nr. 5 und den Abwässerkanälen besteht.«
    »Okay, gehen wir zu dem Haus!«
    »Nein, das ist aus bestimmten Gründen nicht möglich. Wir müssen es von den Kanälen aus durchführen, verstehen Sie? Gewissermaßen von unten her.«
    Er schüttelte fast mitleidig den Kopf.
    »Glauben Sie, ich könnte die Stelle mit der gleichen Selbstverständlichkeit finden wie ein Taxichauffeur einen Nightclub, der gerade Mode ist? Ich müsste mir vorher die Bauzeichnungen im Amt ansehen, und dort ist zu dieser Stunde niemand mehr. Wir sind nicht ein Tag-und Nachtbetrieb wie die Polizei.«
    »Können Sie in das Amt und an die Zeichnungen?«
    »Natürlich, aber…«
    »Steigen Sie ein!«
    Phil räumte ihm den Beifahrersitz ein und kletterte auf den Notsitz. Forster nannte mir die Adresse des Tiefbauamtes.
    Eine Viertelstunde später stoppten wir vor dem Amt. Bis auf einen Nachtwächter befand sich niemand in dem Gebäude. Immerhin besaß der technische Direktor einen Universalschlüssel. Er führte uns in einen Raum, an dessen Wände große Spezialregale standen, in denen eine Unzahl von Zeichnungen hingen.
    »Machen Sie es sich bequem«, knurrte Forster. »Es dauert etwas, bis ich die richtigen Blätter gefunden habe.«
    Phil und ich setzten uns, während der Ingenieur mit den Zeichnungen zu hantieren begann. Er orientierte sich anhand eines Leitplanes, fischte dann eine der Zeichnungen aus den Regalen, breitete sie auf einem Tisch aus, studierte sie und holte dann nach und nach weitere drei Detailpläne dazu. Er brummte einiges vor sich hin, hob den Kopf und erklärte mit einem Grinsen der Schadenfreude im Gesicht: »Sie haben die Wahl, Agent Cotton, ob Sie mit einer Taucherausrüstung oder mit einem Brecheisen an den Abfluss von Gansevoort Street Nr. 5 herangehen wollen. Einen anderen Weg gibt es nämlich nicht. Sehen Sie es sich selbst
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