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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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übergeben haben. Sie werden dann höchstens fünfzehn Minuten Zeit haben. Sie müssen das Geld daher bereithalten. Sie bekommen Ihren Sohn gesund zurück, sobald wir das Geld haben, aber wir geben Ihnen keine Zeit, die Polizei über den Übergabeort zu unterrichten. Sorgen Sie dafür, dass das Geld verfügbar ist, wenn wir anrufen. Sonst sehen Sie Ihren Sohn nicht wieder.«
    Sullivan schaltete das Band ab.
    »Das waren die beiden Anrufe. Bis zu diesem Augenblick war Mr. Duval ziemlich vernünftig, aber jetzt rief er sofort seine Bank an und ließ sich fünfhunderttausend Dollar bringen. Das waren drei Koffer voll Geld. Dann verlangte er, dass wir uns ab sofort nicht mehr um die Angelegenheit kümmerten. Er wartet jetzt darauf, dass die Gangster ihm sagen, wo er das Geld abliefern soll.«
    Phil und ich wechselten einen Blick.
    »Finden Sie die Art und Weise, wie die Kidnapper vorgehen, gut überlegt, Evan?«, fragte Phil.
    Sullivan winkte ab. »Unsinn! Im ersten Augenblick hört sich das großartig an. Das Geld wird bereitgestellt. Irgendwann kommt ein Anruf, in dem der Ort der Übergabe genannt und die Übergabe sofort verlangt wird. Man könnte meinen, dass der Polizei dann keine Eingreifmöglichkeit mehr bleibt, aber das ist Unsinn. Wir haben Duvals Telefonleitung angezapft. Wir würden also von dem Anruf erfahren, und selbst wenn das nicht der Fall wäre, würde es keine Schwierigkeiten machen, das Haus zu überwachen und dem Reeder zu folgen. Auch die Kidnapper wissen das. Allein die Anrufmethode beweist, dass sie damit rechnen, dass das Telefon überwacht wird. Den einzigen Erfolg, den sie sich von ihrer Methode versprechen, kann der sein, dass sie glauben, wir könnten in der kurzen Zeit nicht ein so großes Netz auslegen, dass sie sich darin verfangen. Dabei ist klar, dass wir aktiv nichts unternehmen können, bevor das Kind wieder frei ist, oder bevor wir sicher sein müssen, dass es…«
    Sullivan beendete den Satz nicht. Er scheute sich auszusprechen, was in acht von zehn Fällen bei Kindesentführungen am Ende geschah: der Tod des unglücklichen Opfers trotz Zahlung des Lösegelds.
    »Genau das ist unser Problem«, ergriff Mr. High das Wort. »Es ist fraglich, ob wir in kurzer Zeit an der Übergabestelle ein Überwachungsnetz aufbauen können, das wirksam, aber unbemerkt bleibt. Wir dürfen nichts unternehmen, das das Leben des entführten Jungen noch mehr gefährdet, als es ohnedies ist.«
    »Ich glaube, ich kenne die Entführer«, sagte ich.
    Der Satz war eine glatte Sensation. Evan Sullivan sprang erregt von seinem Stuhl hoch, während Mr. High die Augenbrauen zusammenzog.
    »Sind Sie sicher, Jerry?«, fragte er.
    Unter dem kühlen Blick des Chefs wurde mir klar, wie dünn meine Vermutungen waren. Ich setzte auseinander, wie ich zu meinen Vermutungen gekommen war.
    »Ich würde vorschlagen, dass wir die Gangster in ganz New York suchen lassen«, schloss ich. »Alle Männer, die wir nicht gefunden haben, können an der Entführung beteiligt sein, aber es ist selbstverständlich nicht sicher, wer wirklich die Finger darin hat, und die Rolle, die Charles Calhoun spielt, bleibt vorläufig völlig ungeklärt.«
    Mr. High dachte nach.
    »In Ordnung«, sagte er dann. »Wir können das tun, aber es muss vorsichtig geschehen. Wenn Ihre Vermutung stimmt, Jerry, und Allan Bydman und seine Kumpane sind die Entführer des Jungen, dann haben sie mit dem Leben des Kindes eine Waffe in der Hand, die uns zur äußersten Vorsicht zwingt. Beschaffen Sie sich aus den Archiven die Unterlagen und Bilder und geben sie alles mit Rundtelegramm an die Reviere durch.«
    »Müssen noch Sondermaßnahmen in Bezug auf das Haus der Duvals in der Gansevoort Street getroffen werden?«, fragte Sullivan.
    »Ich halte das nicht für nötig«, antwortete Mr. High. »Zwei unserer Leute bewachen das Haus, und die Straße wird von einer Streife der City Police kontrolliert. Die fünfhunderttausend Dollar sind in der Villa sicherer als im Tresor der Bank.«
    Mr. High ist kein Übermensch. Auch er irrt sich, aber nie vorher habe ich es erlebt, dass er so gründlich danebengelegen hat wie mit diesem Satz. Freilich, das erfuhr ich erst einige Stunden später.
    ***
    Bis wir die Unterlagen zusammengesucht und die Rundtelegramme losgejagt hatten, war es Mitternacht geworden, und jetzt hatten Phil und ich im Grunde nichts mehr zu tun. An dem Überwachungsgerät für das Duval-Telefon saßen zwei unserer besten Techniker. Zehn G-men der
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