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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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würde von einer Telefonzelle an der Ecke der Christopher und der Hudson Street angerufen. Schickt zwei Wagen! Sollen versuchen, den Anrufer noch zu erwischen! Nicht festnehmen, sondern unbemerkt folgen!«
    Er versprach sich wenig von diesem Unterfangen. Mit fast hundertprozentiger Gewissheit war der Mann längst verschwunden, aber Sullivan wollte nichts versäumen.
    Über die Ruf anlage meldete sich der Wagen 24.
    »Duval verlässt die Villa in blauem Cadillac.«
    »Danke! Denkt daran, dass er euch nicht bemerken darf!«
    Er trennte die Verbindung und versank in Nachdenken.
    »Welcher Unsinn«, sagte er laut zu sich selbst. »Die Burschen kommen ja gar nicht.«
    Einen Augenblick lang war er versucht, die ganze Aktion abzublasen, aber dann fiel ihm ein, dass die Kidnapper vielleicht eine Möglichkeit gefunden haben konnten, den Millionär davon zu unterrichten, dass ihr Anruf ernst zu nehmen sei, dass er also doch das Geld bei sich führte, und dass er doch am Washingtoner Square oder auf dem Wege dorthin mit den Entführern seines Sohnes zusammentraf. Er beschloss, die Aktion abrollen zu lassen, wie es geplant war.
    ***
    Die eisernen Stufen der Wendeltreppe dröhnten unter unseren Schritten. In Abständen brannten die Glühlampen in den Drahtkörben.
    Forster ging an der Spitze. Wir erreichten den Kanal. Ich hörte das leise Plätschern des Abwasserstromes.
    Der Kanal selbst lag in völliger Dunkelheit. Der Ingenieur schaltete seine Lampe ein.
    »Ich muss erst einmal sehen, wo sich der Schaltkasten befindet.«
    Der Schein der Lampe tastete über die gefliesten Wände und blieb an einer in Kopf höhe angebrachten kleinen Stahltür hängen. Sie war mit Hebelverschlüssen versehen, die ihrerseits durch Vorhängeschlösser gesichert waren.
    Forster öffnete die Schlösser und drehte die Hebel. Hinter der wasserdicht schließenden Tür befand sich die Schalttafel für diesen Trakt des Westside-Kanals. Der Ingenieur betätigte zwei Schalter. Eine Serie von Glühbirnen flammte an der Decke des Gangs auf.
    An dieser Stelle war der Kanal breiter als oben bei der Amsterdam Avenue. Der trübe Bach in der Mitte floss rascher dahin und warbreiter. An mehreren Stellen leckte er über die viel schmaleren Fußsteige an der Seite.
    »Alte Anlage«, erläuterte Forster. »Fasst den Abwasserstrom nur schlecht. Wenn es nicht Nacht wäre, könnten wir hier nicht gehen, dann stünde der Bach bis hier.« Er bezeichnete eine Höhe an den Fliesen, die ungefähr meiner Brusthöhe entsprach.
    Wir gingen mit dem Strom. Das Rauschen verstärkte sich. Der Kanal beschrieb einen sanften Bogen und dann gelangten wir an eine Art Wehr.
    Die Abwasserflut fiel in ihrer gesamten Breite über eine Betonmauer von etwa fünf Fuß Höhe, quirlte im tieferen Bett zu schaumigen Wirbeln von gelbbrauner Farbe und zog dann, mit gelben Schaumkronen auf der unruhigen Oberfläche weiter.
    In dem Kanal verstärkte sich das Rauschen dieses unterirdischen Wasserfalls zu einem Brausen, das jedes normal gesprochene Wort unverständlich machte.
    Forster brachte seinen Mund in die Nähe meines Ohres.
    »Hier links ist eine Treppe!«, rief er. »Fallen Sie nicht! Es ist sehr glitschig! Warten Sie! Ich mache erst Licht!«
    Jenseits des Wehrs lag der Kanal im Dunkeln. Der Ingenieur öffnete wieder eine Stahltür, die auf die gleiche Weise in die Mauer eingelassen war wie am Fuß der Treppe, und betätigte die Schalter.
    Die Serie der Glühbirnen leuchtete auf. Wie eine spärliche Sternenkette verloren sie sich in der Endlosigkeit des Gangs.
    Die Treppe war ohne Geländer und unmittelbar neben ihr stürzte der eklige Wasserfall in die Tiefe. Das Sprühwasser traf mein Gesicht. Ich hatte vielleicht die Hälfte der Stufen hinter mich gebracht, als Phil schrie: »Achtung, Jerry!«
    Der Schuss dröhnte so hart wie ein Peitschenhieb, der das Ohr trifft. Instinktiv duckte ich mich, verlor das Gleichgewicht, konnte mich auf den glitschigen Stufen nicht halten, fiel und rutschte die Treppe hinunter, als läge ich auf einer eingeseiften Bahn. Einen Augenblick lang fürchtete ich, ich würde in die schäumenden Strudel gleiten, aber am Fuß der Treppe blieb ich liegen.
    Phils Smith & Wesson spuckte über meinen Kopf hinweg Feuer und Blei. In einer Entfernung von hundert oder hundertfünfzig Yards sah ich drei oder vier schemenhafte Gestalten und das aufzuckende Mündungsfeuer von Pistolen.
    Eine Kugel ratschte hart an mir vorbei über den Beton.
    »Licht aus!«, schrie ich, aber
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