Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0217 - Das Gespensterschiff

0217 - Das Gespensterschiff

Titel: 0217 - Das Gespensterschiff
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
daß dieser Moment jetzt gekommen ist!
    »Glaubst du?« fragte sie. Keinen Gedanken verschwendete sie daran, daß er an ihrem Phänomen nicht mehr interessiert war. Sie wußte nur, daß es jetzt galt, aber war er nicht von Unsichtbaren begleitet, von seinen Gespenstern?
    Sie mußte trotzdem alles riskieren oder sie kam nie mehr lebend von diesem Schiff herunter!
    Sie stieß sich vom Mast ab. Niemand war schnell genug heran, um sie zu halten. Sie sprang wie eine Tigerin den Skelett-Kapitän an, der offenbar nicht fassen konnte, was geschehen war. Wähnte er seine Gefangene doch sicher an den Mast gefesselt…
    Ihre Hände fühlten Knochen, Rippen, Arme, wie eine Puppe wirbelte sie den überraschten Kapitän herum, setzte ihm die Handkante ins Genick, aber da tauchte er doch wieder unter ihrem Griff fort. Im nächsten Augenblick fühlte Ginger sich von einem Knochenarm gepackt und hochgewirbelt. Mac Scune hatte seine Überraschung überwunden und schlug zurück.
    Sie klammerte beide Hände um seinen Schädel, konnte ihn aber nicht abreißen. Dafür glaubte sie in der Mitte durchzubrechen unter dem harten Griff des Knochenmannes.
    Ruckartig ließ er sie los. Sie stürzte auf die hölzernen Planken und schrie auf. Leicht vorgebeugt stand er über ihr.
    Auch deine Tapferkeit rettet dich nicht mehr, Sterbliche!
    Aber sie war doch nicht tapfer!
    Sie verspürte Angst, hundsgemeine Angst vor dem Sterben. Zum ersten Mal in ihrem Leben lernte sie dieses Gefühl kennen, das sie zum Schreien zwang. Angst, panische Angst!
    Sie konnte sich nicht einmal fragen, woher diese jähe Angst kam.
    Sekundenbruchteile später stand der Kopf des Knöchernen in hellen Flammen.
    ***
    Wie groß war das Schiff? Vierzig Meter lang? Fünfzig? Sechzig? Oder noch länger? Zamorra wußte es nicht. Aber plötzlich sah er einen Treppengang, der tiefer nach unten und höher nach oben führte. Irgendwo rechts und links mußten sich die Kammern befinden, in denen auf harten Bänken Rudersklaven zu sitzen hatten. Oder hatte dieses Schiff keine Sklaven an Bord, weil die Ruder eingefahren waren?
    Sklaven und Laserstrahlen - das alles paßte nur in jener Welt zusammen, die Straße der Götter genannt wurde und in der es statt Flugzeugen fliegende Teppiche gab. Jene Welt hatte eine andere Entwicklung genommen als die Erde. Dort herrschte die Magie, und Technik gab es nur in wenigen ganz bestimmten Bereichen.
    »Rauf…«
    Nicole war ihm auf den Fersen. Plötzlich war Sternenhimmel über ihnen, und es roch nach Salzwasser.
    »Da…«
    Nicole, neben ihm, hatte es geschrien. Im gleichen Moment sah es auch Zamorra, nahm mit einem Blick die gesamte Szene wahr. -Die anderen, von denen Mac Scune gesprochen hatte! Leutnant Ringoe und vier Seesoldaten! Aber auch Mac Scune war da! Deutlich leuchtete sein glühendes Skelett, das halb vorgebeugt über einer am Boden liegenden Frau stand.
    »Ginger…«
    »Er bringt sie um!« schrie Nicole auf, die blitzschnell erkannt hatte, was die angespannte Haltung des Mac zu bedeuten hatte. Der wollte schwarzmagische Kraft einsetzen, die das Böse, der Fluch der Schamanen in ihm, erzeugte!
    Zamorra stand zu weit ab. Die Zeit, die er benötigte, bis zu Mac Scune vorzudringen, reichte dem, Ginger Wilbursky zu ermorden.
    Da hatte Zamorra sein Amulett in der Hand.
    Er schleuderte es!
    Das dünne Silberkettchen konnte die fantastischen Flugeigenschaften der magischen Scheibe kaum beeinflussen, und Zamorra hatte schon immer treffsicher werfen können. Das Amulett traf den hinteren Teil des Kapitänschädels, ließ grelle Funken sprühen, und dann stand dieser Schädel plötzlich in hellen Flammen!
    »Los!« stieß Zamorra atemlos hervor und setzte zum Spurt an.
    Plötzlich kamen von allen Seiten Unsichtbare. Ihre Hände griffen nach Zamorra und Nicole, und diese Gespenster waren von tödlichem Haß erfüllt. Zamorra spürte diesen Haß fast körperlich, ließ die Fäuste nach allen Seiten kreisen und hörte Nicole schreien.
    Unter der Kraft von fünf, sechs unsichtbaren Matrosen ging sie zu Boden! Einen hatte sie mit einem Judogriff fliegen lassen, aber die anderen rangen sie nieder und ließen ihr keine Chance mehr, ihre Künste der waffenlosen Selbstverteidigung einzusetzen.
    Zamorra kam durch.
    Er warf sich gegen Mac Scune und riß ihn zu Boden. Im nächsten Moment hatte er sein Amulett wieder in der Hand und preßte es gegen den brennenden Schädel, der von dem Feuer trotzdem nicht verzehrt wurde.
    Kaltes Feuer… Feuer, das nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher