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0212 - Satans siebter Finger

0212 - Satans siebter Finger

Titel: 0212 - Satans siebter Finger
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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ihren runden Po zu erheben.
    Fast neugierig tappte er zu ihrem superschmalen Bettchen und setzte sich neben sie.
    »Was willst du damit?« fragte er und meinte die schlichte Karte, die Nicole zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hielt. Der Text dieser Karte war auf das Allernötigste beschränkt, ohne unnütze Schnörkeleien, und ihn studierte die Französin gerade zum hundertvierzigsten Mal.
    »Den mußt du doch bald auswendig kennen«, brummte Zamorra. »Moment, ich rezitiere: Einladung. Sie wurden ausgewählt, gemeinsam mit sechs weiteren, etwa gleichaltrigen Frauen, einen 14tägigen Mittelmeer-Urlaub auf meiner Yacht zu verbringen. Für Sie entstehen dabei keine Kosten. Alles, was ich will, ist, daß Sie sich amüsieren. Gern können Sie eine Begleitung Ihrer Wahl mitbringen. Wenn Sie sich dazu entschlossen haben, dieses einmalige Angebot anzunehmen, finden Sie sich bitte am…«
    »Es reicht, es reicht«, fiel ihm Nicole in den Wortschwall. »Ich glaube ja, daß du lesen kannst. Mein Gott, mußt du deinen Doktor immer so herauskehren?«
    »Wer hat, der hat«, erwiderte Zamorra beleidigt. »Dir könnte etwas Bildung auch nicht schaden.«
    »Du verwechselst mal wieder die Begriffe Bildung und Einbildung«, konterte sie.
    »Genau!« bestimmte er. »Wenn du so weitermachst, fordere ich dich zum Duell!«
    Im nächsten Moment packte Nicole ihn an den Haaren, zog seinen Mund auf den ihren, und damit war die Sache wieder einmal ohne Blutvergießen geregelt.
    »Also ich weiß nicht«, sagte sie später, als sie an der Reling der MOONSHINE standen. »Dir kommt doch die seltsame Einladung auch spanisch vor, gib’s doch zu.«
    »Griechisch«, korrigierte Zamorra und drückte sie zärtlich an sich. »Momentan kommt mir alles griechisch vor. Oder naxisch, seit wir an Naxos vorbeigedümpelt sind.«
    »Vielleicht auch neckisch, wenn du an all das Frischfleisch denkst, das dir hier vermeintlich zur Verfügung steht? Aber ich warne dich, ich passe auf!«
    »Pah! Leere Drohungen«, lachte Zamorra. »Und über die Einladung mach’ dir mal keine Gedanken. Auf dem Schiff kursiert das Gerücht, daß dieser Gratisurlaub von einer vertrockneten alten Gigamilliardärin aus den Staaten finanziert wird, die einmal in ihrem satten Leben auch für andere etwas springen lassen will. Aber ganz egal, wie es wirklich ist: genieße die schöne Zeit, sie geht so und so vorbei.«
    »Philosoph, verhinderter«, murrte Nicole. »Ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl, schon seit wir in Marseille abgelegt haben.«
    Der Funker der MOONSHINE, der gleichzeitig auch als Koch an Bord fungierte, weil er schließlich nicht ständig funken konnte, lief an ihnen vorbei. Er lächelte einen Gruß, wobei es durchaus keine Täuschung war, als Zamorra glaubte, daß dieses Lächeln sehr wenig ihm galt. Der Name des Mannes lautete Jeff Parker, ein gebürtiger Amerikaner und erklärter Sonnyboy auf der Yacht. Mochte der Henker wissen, was die Frauenwelt an ihm so unwiderstehlich fand. Zamorra entdeckte nichts dergleichen.
    »Heh! Hörst du mir überhaupt noch zu?« fragte Nicole an.
    Zamorra hatte Parker nachgeblickt, der gerade das kleine Sonnendeck der Yacht erreicht hatte und nun ein paar lange studierte Witze bei den Damen zum Besten gab.
    »Entschuldige«, sagte er zerstreut. »Ich dachte gerade über etwas nach.«
    »Über was?«
    »Nicht so wichtig.« Er gab ihr einen Kuß. »Vergiß mal für ein paar Stunden deine Ahnungen und mach Urlaub. Die Dämonen müssen auf uns warten!«
    Er lachte.
    Aber Nicole fragte sich, ob dieses Lachen echt war, denn seine Augen blieben ernst!
    Also hatte sie doch recht mit ihren Gefühlen…?
    ***
    Der dämmrige Raum war eiskalt. Doch diese Kälte wäre nur für Menschen spürbar gewesen.
    Die Frau mit den pechschwarzen Augen, in denen sich ein Betrachter verlieren konnte, sandte einen PSI-Befehl aus.
    Der Schirm reagierte ohne Verzögerung.
    Neben dem bereits bestehenden leuchtete ein zweites Kristallfeld auf, heller als das andere und überstrahlte dieses deshalb für einige Sekunden.
    Magie transportierte Bilder über unbestimmte Entfernungen hinweg und warf sie auf die Oberfläche des Schwarzkristalls.
    Gesichter tauchten auf.
    Lebende Portraits huschten über den Schirm. Sieben Frauen und sechs Männer wurden nacheinander für Sekundenbruchteile sichtbar, Zeit genug für die Frau und ihren Dialogpartner, sich die Gesichter einzuprägen.
    Nur bei zwei Personen machte der Schirm Ausnahmen. Sie zeigte die
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