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0212 - Satans siebter Finger

0212 - Satans siebter Finger

Titel: 0212 - Satans siebter Finger
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Kristallfläche länger!
    Die Frau vor dem Schirm zuckte leicht zusammen. Kaum merklich war diese Reaktion. Der Gestalt in der Druidenkutte entging sie dennoch nicht.
    »Was ist?« knarrte der Vermummte.
    Die Antwort der Frau kam zögernd. Und als sie endlich kam, war es keine wirkliche Antwort.
    »Ein Zufall«, flüsterte sie erregt. »Es widerspricht jeder Wahrscheinlichkeit, aber es ist passiert…«
    Sie hielt kurz inne.
    »Wovon redest du?« knarrte ihr Gegenüber ungeduldig.
    »Aber er wird es nicht verhindern können«, fuhr sie fort, ohne dem Einwand Beachtung zu schenken. »Diesmal nicht. Wir müssen vorsichtiger sein, als ursprünglich beabsichtigt, viel vorsichtiger. Aber auch er kann den Lauf der Dinge nicht mehr ändern…«
    »Wer?«
    Sie antwortete nicht. Doch ihre Augen lebten plötzlich wieder. Ein Feuer brannte darin. Groß, aber ohne Wärme, von einem merkwürdigen Haß geschürt!
    Die Gestalt in der Druidenkutte hatte sich ihr lautlos genähert. Nun zog sie ihre rechte Hand, die bisher in einer Tasche der Kutte verborgen gehalten war, heraus und legte sie auf die Schulter der Frau.
    »Was ist passiert?« fragte sie zum dritten Mal.
    Und diesmal mußte sie antworten.
    ***
    Ganz unmerklich war der Abend gekommen und mit ihm das gesellige Beisammensein. Ganz wie von selbst war man auf Deck näher zusammengerückt und sich dabei auch ansonsten näher gekommen. Gemütliche, laue Plaudereien machten die Runde, es wurde viel gelacht und viel spekuliert. Die mysteriösen Einladungen waren das vorrangige Thema dabei, das alle mehr oder weniger beschäftigte. Aber niemand, mit Ausnahme von Nicole Duval und Zamorra, schien sich ernsthaft Gedanken zu machen, daß mit diesem Gratisurlaub etwas Negatives verbunden sein könnte. Vielmehr hielt sich auch unter den anderen Beteiligten das beharrliche Gerücht, daß hinter allem eine äußerst betuchte Altmillionärin steckte, die sich dieses Unternehmen entweder als großartigen Gag oder aber als letzte Pfadfindertat ihres Lebens ausgedacht hatte.
    Die Besatzung der MOONSHINE, nur aus einem Kapitän namens Jean Blanchard, einem Maschineningenieur, der allseits nur Pedro gerufen wurde, und besagtem Jeff Parker bestehend, schwieg sich zu diesem Thema aus. Dabei blieb unklar, ob das Nationalitätengemisch wirklich genauso wenig über die Hintergründe des Unternehmens wußte wie alle anderen, oder ob es einfach strengste Order hatte, nichts darüber zu verraten. Letzteres wäre ein Grund mehr gewesen, der ganzen Angelegenheit mit einer gesunden Portion Mißtrauen zu begegnen, fand Zamorra.
    Er nippte an seinem Fruchtcocktail und wurde auch bei diesem Getränk wieder in seinem Eindruck bestärkt, daß der Kellner, der gleichzeitig Maschineningenieur war und folglich Pedro hieß, daß dieser Pedro also ein etwas gestörtes Verhältnis zu alkoholischem Gesöff hatte, alldieweil Zamorras Cocktail außer einer frühreifen Erdbeere aus purem Wodka zu bestehen schien.
    Angewidert verzog er das Gesicht.
    Die Dame neben ihm nahm dies zum Anlaß, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
    »Eine Zumutung, nicht wahr?« sagte sie, grinste dabei aber, um für schlichtere Gemüter zu verdeutlichen, daß sie dieser Zumutung im Grunde gar nicht so abgeneigt gegenüberstand.
    Auch Zamorra brachte ein Lächeln zustande - trotz des eigentümlichen Nachgeschmacks, den der Cocktail bei ihm hinterließ. Er musterte seine Liegestuhlnachbarin zum ersten Mal etwas eingehender, seit er sie kannte.
    Ihr Vorname war Martine, wenn er sich recht erinnerte. Den Nachnamen kannte er nicht, aber das war für diese Form der Unterhaltung auch völlig unnötig.
    »Ganz recht«, nickte Zamorra, und dann, als er durch einen verstohlenen Seitenblick bemerkte, daß sich Nicole angeregt mit dem Sonnyboy Parker unterhielt, der gerade weder funkte, noch kochte, kam er auf die Idee, sich auf ein Gespräch mit Martine einzulassen.
    »Sagen Sie«, begann er, »was halten Sie eigentlich von dieser ganzen, reichlich obskuren Angelegenheit? Ich meine diese Einladung. Ich selber bin ja eigentlich nur in zweiter Linie davon betroffen, da der Adressat ja meine Begleiterin war. Wie ich im übrigen feststellen mußte, daß die Einladungen einzig an bezaubernde junge Damen versandt wurden, sogar alle im ziemlich gleichen Alter. Dahinter muß ja System stecken.«
    Bei der Bezeichnung bezaubernde junge Damen war Martine sichtlich aufgeblüht. Zamorra schätzte sie, wie Nicole, auf etwa sechsundzwanzig Jahre. Sie war etwas kleiner
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