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0212 - Der Satan probt den großen Trick

0212 - Der Satan probt den großen Trick

Titel: 0212 - Der Satan probt den großen Trick
Autoren: Der Satan probt den großen Trick
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Gattin für eine neue Ehe im Wege steht, oder in Geldnöten sitzende, verluderte Söhne, die auf das Erbe spekulieren, oder Eifersucht, oder Rache, oder von allem etwas«, antwortete Master gelangweilt.
    Ich kannte von der ganzen Affäre nicht mehr, als mir Phil aus der Zeitung vorgelesen hatte. Aber das brauchte ich dem Reporter ja nicht unter die Nase zu binden. Deshalb sagte ich: »Mir scheint, Sie sind außergewöhnlich gut unterrichtet. Fast so gut wie wir selbst.«
    »Na ja, als Reporter hat man weitreichende Beziehungen«, meinte Master vieldeutig und entblößte seine Schneidezähne. Ich muss gestehen, besonders sympathisch war mir der Bursche nicht.
    »Mag sein«, erwiderte ich. »Das ändert aber nichts daran, dass Ihre Folgerungen reichlich gewagt ausgefallen sind. Als Kriminalreporter müssten Sie wissen, dass sich bei jedem Mord mehrere Personen finden lassen, die ein ausreichendes Motiv für das Verbrechen gehabt hätten oder vielleicht sogar schon mal geäußert hatten, sie würden die betreffende Person am liebsten umbringen.«
    So etwas hat es schon gegeben.
    »Aber das besagt noch gar nichts. Selbst wenn es also in jedem der von Ihnen aufgezählten Fälle eine Person mit einem Mordmotiv und einem Alibi gibt, so ist damit noch lange, nicht bewiesen, dass es nicht auch Leute mit Motiv und ohne Alibi gibt!«
    Ich zerpflückte die Überlegungen des Reporters mit einer wahren Freude, indem ich fortfuhr: »Und was heißt schon ›unbekannter Täter‹? Andere Kleidung, hochgeschlagener Kragen, ins Gesicht gezogener Hut, und ich wette tausend gegen eins, dass angesichts einer drohend vorgehaltenen Pistole neunundneunzig vor hundert Leuten selbst ihren eigenen Ehegatten nicht erkennen! Außerdem ist es recht unwahrscheinlich, dass bessere Herrschaften, besonders, wenn sie allein im Hause sind, einer gänzlich unbekannten Person die Tür öffnen.«
    Master starrte mich betroffen an.
    Vermutlich hatte er sich von Anfang an auf seine publikumswirksame Theorie versteift, sodass er derart selbstverständliche Einwände gar nicht mehr aufkommen lassen hatte.
    Dumm war der Bursche nämlich sicher nicht, das konnte man auch ohne die Intelligenzbrille auf seiner Nase sehen, deren Gläser aus ungeschliffenem Fensterglas zu bestehen schienen.
    Der Reporter kratzte sich wieder an seinem Bart auf der Oberlippe und meinte etwas störrisch: »Aber eine Übereinstimmung bleibt auf jeden Fall, aus der sich fast zwingend alle anderen ergeben: Die Ermordeten waren stets allein zu Hause!«
    »Aber wirklich nur ›fast zwingend‹!«, sagte Phil trocken. »Ihre Theorie ist ziemlich weit hergeholt. Selbstverständlich nützt jeder Verbrecher den günstigsten Moment aus.«
    »Eine bekannte Tatsache«, sagte ich.
    »Da ein Mörder die Lebensgewohnheiten und die Umgebung seines Opfers meist genau kennt«, fuhr Phil fort, »bedarf es nur ein wenig Beobachtung, um festzustellen, wann er es allein antreffen kann. Ich sehe jedenfalls darin keinen Zusammenhang, es sei denn, man würde es als innere Verbindung werten, dass die Ermordeten übereinstimmend tot sind.«
    Master sagte zu seiner Rechtfertigung: »Die Ermordeten sind nicht nur allesamt tot, sondern auch in jedem dieser Fälle erschossen worden, und zwar mit Pistolen desselben Kalibers!«
    »Das wird aber auch die einzige Übereinstimmung sein!«, erwiderte ich, drückte meinen Hut auf den Kopf und verabschiedete mich: »So long, Mr. Master. Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Überlegen Sie sich genau, was, Sie der Öffentlichkeit in Ihren Artikeln vorsetzen. Vielleicht sehen wir uns bald wieder.«
    »Ich hoffe es sehr!«, antwortete Master und tippte zum Gruß lässig mit zwei Fingern an die Schläfe.
    ***
    In der unbestimmten Ahnung, dass diese Fälle am Ende doch auf meinem Schreibtisch landen würden, schlug ich Phil vor, noch auf einen Sprung in meine Wohnung zu kommen.
    Dort angekommen, meinte Phil: »Ich fand die Theorie des Reporters gar nicht mal so dumm. Ich wollte es ihn nur nicht merken lassen.«
    »Mir ging es genauso«, erwiderte ich. »Allerdings bedeutet die Tatsache, dass die Leute mit dem offensichtlichsten Motiv jeweils ein unumstößliches Alibi vorweisen können, vorerst überhaupt nichts. Nicht immer sind die Personen mit dem augenfälligen Motiv auch die wirklichen Täter.«
    Phil genehmigte sich erst einen Schluck, bevor er mir zustimmte: »Richtig! Aber das ist in diesem Zusammenhang noch nebensächlich. Weit wichtiger erscheint mir - und da hatte der
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