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0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht
Autoren: Rolf Michael
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Katakombe nichts entgegenzusetzen gehabt und erst die Macht des Flammengürtels hatte die Kräfte des atlantischen Hexenkönigs gestoppt.
    Zamorra hatte nur seine Ahnung. Ihm war ähnlich zumute, wie den Ratten, die ein Schiff verlassen, das dem Untergang geweiht ist. Es war nur die Ahnung. Aber sein in tausenden von Gefahren geschulter Geist hatte sich noch nie geirrt, wenn eine Schockwelle diesen Ausmaßes seinen Körper durchlief.
    Mit wenigen Worten hatte der Parapsychologe Nicole und Carsten über seine Empfindungen unterrichtet. Während Nicole wissend nickte, lag verständnisloses Erstaunen in Carsten Möbius’ Gesicht. Flüsternd klärte Nicole den Millionenerben auf.
    Zamorra aber lauschte mit seinen unfaßlichen Kräften ins Nichts. Jeder Muskel an seinem Körper war angespannt. Eiserne Konzentration lag über seinem Gesicht.
    Welche Schrecken mochte diese Nacht für sie bereit halten?
    ***
    Feierlich kamen die Worte der Macht aus dem Munde des Puck. In Intervallen redete er die Sprüche, die ihn der Meister gelehrt hatte und die seit unvorstellbaren Zeiten nicht mehr zum Einsatz gebracht wurden.
    Fremd war die Sprache, unnachahmlich ihr Klang. Mit keinem Dialekt, der heute auf der Erde gesprochen wird, ließen sich die seltsamen Kehl- und Zischlaute, aus denen die Sprüche bestanden, vergleichen.
    Der erste Teil, aus denen die Sprüche der Macht bestanden, ähnelte in seiner Ausdruckskraft und seinem Klang den Geräuschen, die der Kampf eines indischen Mungo mit einer Königskobra hervorruft. Eine Serie von unnachahmlichen Zischlauten wechselt ab mit einem Knurren, wie es der Kehle eines Hundes entströmt, wenn er beißen will.
    Dann aber, im zweiten Teil der Beschwörungen, bekommt die Stimme einen vollen, ehernen Klang, vergleichbar mit den Luren, die auf hohen Zinnen geblasen werden oder dem Dröhnen von gigantischen Tempelgongs.
    In unnachahmlichen Sinne erhaben sind die Worte, mit dem der Elementargeist des Lebens gezwungen wird, tote Materie mit seinem Odem zu erfüllen.
    Dreimal durchhallten die gewaltigen Worte das Schweigen der Nacht. Dann erfüllte sich ihre Wirkung.
    Das Leben kam.
    ***
    Die Steine schienen förmlich aus dem Gras zu wachsen. Das satte Grün der Pflanzen wurde überdeckt von einem häßlichen Gelb.
    Waren von Weitem nur die Konturen des Riesen weiß bis gelblich zu erkennen gewesen, und das, was seinen Körper ausmachte, aber war eine einzige Wiese, so wurde diese Wiese jetzt zu Stein. Und auch die Umrisse der Keule, die das Riesengebilde in seiner Rechten schwang, wurde mit in diese Verwandlung einbezogen.
    Nur wenige Herzschläge dauerte diese Metamorphose, dann war sie vollendet. Nicht mehr die Umrisse eines Hügelbildes zeichneten sich ab, sondern alles, was einst den Leib des Riesen von Cerne Abbas ausmachte, war eine einzige Steinwüste.
    Wie ein titanisches Mosaik lagen Steinbrocken, jeder von der Größe einer geballten Männerfaust, beieinander. Und sie lagen so fest, als ob sie geleimt wären.
    Der Puck erhob sich und sah, was der Spruch der Macht bewirkt hatte. Unendliches Glücksgefühl durchströmte ihn. Er, der letzte der Vasallen am Hofe des Elbenkönigs, der Narr, über den jeder lächelte und dessen boshaften Schabernack man nicht zur Kenntnis nahm, hatte etwas ins Leben gerufen, vor dem die Welt zitterte.
    Er, der Puck, hatte im Aufträge des Meisters etwas geschaffen, vor dem auch die Starken aus dem Reich zwisehen Diesseits und Jenseits weichen würden.
    Der Puck breitete beide Arme aus. Voll schien das Mondlicht über seine kleinwüchsige Gestalt, als er das Wort aussprach.
    Das Wort des Lebens.
    Und kaum war dieses Wort, das Amun-Re aus dem tiefsten Winkel seines Gedächtnisses hervorgerufen hatte, von den Lippen des Puck geflossen, da lebte es.
    An der Stelle, wo man die Brust des Riesen annehmen konnte, hob und senkte es sich. Und auch die anderen Glieder am Körper des gewaltigen Wesens rundeten sich. Aus Steinen, deren Zahl so grenzenlos war wie die Wassertropfen des Meeres oder die Sterne des Firmaments, bildeten sich die Muskeln der Arme, der Beine und des Körpers. Auch die Keule in der Rechten rundete sich und hatte bald das Ausmaß eines gewaltigen Obelisken, wie er im fernen Ägypten vor den Tempeln der Pharaonen steht.
    Aber auch dort, wo der Schädel des Wesens lag, wuchs es. Mit einem grauenvollen Schrei bemerkte der Puck, daß die Steine an ihm emporwuchsen.
    Als er das Phänomen bemerkte, reichten ihm die faustgroßen Steine schon bis zu den
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