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0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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was den Umriß des Kopfes vom Steinriesen darstellte.
    Keine Sekunde zu früh.
    Wie ein dunkler Schleier riß das Nachtgewölk auseinander. Das Silberlicht des Mondes badete die Landschaft in seinem Glanz. Aber die weißen Steine, aus denen die Umrisse des Riesen auf dem Boden des Hügels gelegt waren, sie schimmerten im Lichte des Erdtrabanten wie kunstvoll geschliffene Brillanten.
    Der Puck befand sich genau zwischen zwei Anhäufungen von Steinen, die man erst auf mehrere hundert Meter Entfernung als die Augen des Riesen erkannte.
    Der Spruch der Macht wirbelte im Gehirn des Puck. Er wußte, daß er weder eine Silbe hinzufügen, noch die geringste Kleinigkeit auslassen durfte, sollte das schwere Werk gelingen.
    In voller Länge warf sich der Puck zu Boden, daß sein kleiner Körper genau zwischen den Augen in der Mitte des Schädels lag.
    »Jetzt… jetzt mußt du es tun… jetzt! « raste es in ihm.
    Im selben Moment hatte der Silbermond seinen höchsten Stand erreicht. Voller Inbrunst küßte Puck dreimal die blanke Erde.
    »Und nun mußt du… jetzt mußt du…!« hämmerte sein Inneres.
    Die kleinen Finger begannen, im Boden zu kratzen. Die Erde war hier fest, sehr fest. Aber die Kräfte des Puck waren enorm. Seine kleinen, zwergenhaften Finger drangen in das Erdreich und kratzte Krume für Krume des schwarzen Bodens hinaus.
    Es war das Werk weniger Atemzüge und wäre einem unbeteiligten Besucher des Hügels kaum mehr aufgefallen als ein Mauseloch. Und, wie der Meister angeordnet hatte, war es gerade so groß, daß das Ei einer Taube darin Platz gefunden hätte.
    Aber es war groß genug. Noch einmal holte der Puck tief Luft und dann…
    ***
    »Irgend etwas ist geschehen!« Mit einem Satz war Professor Zamorra aufgesprungen. Seine Hand stellte das Glas mit dem Champagner so hart auf die Tischplatte, daß der süßlich duftende und perlende Inhalt überschwappte.
    »Sekt und Bier verschütten kommt im Sündenregister kurz nach dem Ehebruch!« bemerkte Carsten Möbius, dem das ernste Gesicht des Parapsychologen noch nicht aufgefallen war.
    Aber Zamorra hatte keinen Sinn mehr für Humor. Wie eine Schockwelle hatte es ihn erfaßt, wie die Erschütterung eines Erdbebens hatte es ihn getroffen.
    Das Böse war da.
    Die Kräfte der Finsternis waren gerufen worden.
    Und die Kräfte aus dem Reiche der Schwärze hatten nicht gezögert, dem Rufe Folge zu leisten.
    Die Hand des drahtigen Franzosen griff nach der Silberscheibe auf seiner Brust. Aber das Metall strahlte nur seine eigene Körperwärme aus.
    Eine Bedrohung durch die Schwarze Familie schied also aus. Das war zum Mindesten zu vermuten, denn mit Befremden hatte Zamorra seit einiger Zeit festgestellt, daß er sich auf seine stärkste Waffe im Kampf gegen das Gezücht der Hölle immer weniger verlassen konnte. Irgendwie kam es ihm vor, als wenn die Macht des Amuletts weniger geworden war.
    Merlins Stern schien von seiner Kraft erhebliche Mengen unbegreiflicher Energien eingebüßt zu haben. Und der Parapsychologe wußte, daß sein Leben dadurch weit mehr gefährdet wurde.
    Denn noch immer waren die Heerscharen der Hölle unübersehbar. Und sie bekamen ständig Nachwuchs von den Seelen derer, hinter deren Sarg die Trauernden gingen und die beweint wurden. Mochten auch lobende Grabreden gehalten werden, mochten auch pietätvolle Todesanzeigen in der Zeitung erscheinen, die oft sogar von Sprüchen aus der heiligen Schrift eingeleitet wurden, mochte auch auf schön gemeißelten Grabsteinen stehen: »Hier ruht« - der ewige Richter, der das Gestern, das Heute und das Morgen kennt, verwehrt manch einem von denen, die in der Welt der Lebenden als anerkannte Biedermänner bekannt sind, den Weg in das Paradies des ewigen Friedens.
    Mit den Flammenschwertern weisen die Geister derer, die von den Menschen wider besseren Wissens als Engel bezeichnet werden, den Weg in das Reich, wo Heulen und Zähneknirschen ist.
    Und hier verstärken sie die Heerscharen des Bösen, werden sie eingereiht in die Schwarze Familie, deren fürchterlicher Herr Asmodis, der Fürst der Finsternis, selbst ist.
    Aber Professor Zamorra hatte genügend Situationen erlebt, wo das Amulett versagte, weil es die Kräfte und die Magie, der es gegenüber stand, nicht kannte.
    Damals in Deutschland, als er dem Elbenkönig Glarelion gegenüberstand, hatte das Amulett sich nicht erwärmt, wirksam im Kampf gegen den Dämon Hemiophylos in Rom hatte es doch der Gewalt seines Widersachers Amun-Re bei dem Kampf in der

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