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0206 - Rache aus dem Grab

0206 - Rache aus dem Grab

Titel: 0206 - Rache aus dem Grab
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß er eingreifen mußte, und zwar sofort. Die Frau, die er soeben überwältigt hatte, hatte Zeit. Sie würde ihm nicht mehr entkommen.
    Er handelte, bevor sie die veränderte Situation für sich nutzen konnte, und betäubte sie mit einem knapp bemessenen Fausthieb. Dann benutzte er die Reste seiner magischen Kraft, seinen Geist in das Verlies zu versetzen. Während sein Körper draußen vor der Burgmauer zurückblieb, erreichte er den Raum, in dem er Babs gefangen hielt.
    Zu seiner Überraschung war der Raum bis auf seine Gefangene leer. Nur die schlafende Babs befand sich darin. Wo war Zamorra?
    Er hatte doch gerufen, daß er sie gefunden hätte! Aber Halifax hätte seinen Geist wahrnehmen müssen, wenn dieser in das Verlies eingedrungen wäre!
    Hatte Zamorra geblufft?
    »Egal wie«, keuchte der Magier. »Sie gehört mir, und sie wird mir ihre Lebenskraft geben!«
    Er setzte seine Energien ein, um sich weiter zu stabilisieren, so daß er Babs berühren konnte, so wie er ihr vor ein paar Stunden das Négligé entrissen hatte.
    Unter seiner Berührung schreckte sie auf und starrte seine Geisterscheinung mit weit aufgerissenen Augen an. »Nein«, wimmerte sie entsetzt. »Nicht schon wieder, geh weg, laß mich in Ruhe!«
    Sie war nicht mehr in der Lage, ihm auszuweichen. Das Entsetzen lähmte sie förmlich, und nur ihre Gedanken schrien noch um Hilfe.
    »Es ist so weit«, sagte John Halifax’ Geist. »Ich brauche dein Leben.«
    »Warum?« flüsterte sie. »Warum? Was habe ich dir getan?«
    Er antwortete nicht mehr. Sein Geistfinger begann, das magische Symbol zu formen, das ihm ihre Lebenskraft sicherte.
    ***
    Zamorra wartete eine Minute, zwei, ohne daß sich etwas rührte, obwohl er seinen Ruf wiederholt hatte. Warum anworteten nicht weder Nicole noch Kerr auf seine Nachricht? Konnten sie ihn nicht hören?
    Egal, dachte er. Je schneller ich Babs befreie, desto besser ist es!
    Also machte er sich allein auf den Weg durch das verfallene Burggemäuer. Jetzt, da er den Weg körperlich beschritt, kam er ihm weitaus länger und beschwerlicher vor als zuvor. Mehrmals stolperte er und drohte sich den Kopf anzuschlagen. Die Schußwunde begann wieder heftig zu pochen.
    Eine Stiege hinab… Der Lichtschein der Stablampe führte in unergründliche Tiefen. Die Treppe war nicht aus Stein, sondern aus Holz und sah wenig vertrauenerweckend aus. Aber Zamorra wußte, daß es keinen anderen Weg nach unten gab.
    Zehn Meter tief… tief genug, um sich den Hals zu brechen, wenn die Treppe abbrach. Dennoch versuchte er es, umklammerte mit einer Hand das Geländer und setzte einen Fuß vor den anderen.
    Die Treppenstufen bogen sich verdächtig unter seinem Gewicht, aber sie knarrten nicht. Das machte ihn noch vorsichtiger. Sie waren morsch und naß!
    Der nächste Schritt… noch einer… ins Leere! Er warf sich zurück, glitt mit dem Standbein auf dem feuchten Holz aus und rutschte nach unten. Verzweifelt klammerte er sich am Geländer fest. Die Lampe entglitt seiner Hand, trudelte nach unten -tiefer als die etwa zehn Meter, die es sein mußten! Klirrend zerschellte sie.
    Erleichtert erkannte er, daß es nur eine Stufe war, die fehlte. Dahinter ging die Treppe weiter. Er zog den Fuß aus dem Spalt hervor, in den er gerutscht war, und wollte sich am Geländer abstützen.
    Und das brach ab.
    Zamorra verlor das Gleichgewicht, konnte sich nicht mehr abfangen und stürzte in die Dunkelheit.
    ***
    Als Nicole aus ihrer kurzen Besinnungslosigkeit erwachte, sah sie im hellen Mondlicht den zusammengesunkenen Körper John Halifax’ auf den Steinen des Burghofs liegen. Überrascht starrte sie ihn an, dann stellte sie fest, daß sie sich bewegen konnte, riß sich den Knebel aus dem Mund und gab den Ruf des Käuzchens wieder.
    Aber niemand antwortete. Weder Zamorra noch Kerr ließen etwas von sich hören.
    Nicole ging in die Hocke, griff nach Halifax und drehte ihn auf den Rücken. Seine offenen Augen waren Spiegel, aber er rührte sich nicht.
    »Ist er tot?« fragte sich Nicole erstaunt. . »Hat er mich deshalb nicht umgebracht? Aber…«
    »Er ist nicht tot«, krächzte eine Stimme hinter ihr. »Noch nicht.«
    Sie fuhr herum und sah nach oben, von wo die Stimme erklungen war. Auf der Burgmauer hockte der Teufel.
    »Sei unbesorgt«, kicherte er spöttisch, als sie unwillkürlich in Abwehrstellung ging. »Ich möchte dich zwar holen, aber auch ich habe mich bestimmten Gesetzen zu beugen. In dieser Nacht bist du vor mir sicher, Gefährtin des
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