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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überrascht hervor. Der Blaster in seiner Hand pendelte unschlüssig. Die Geisterhand aus dem Bild zog sich mit der Teekanne zurück. Lady Beatrice – die Knöcherne – griff mit ihrer Skeletthand zu, führte die Teetasse zum Mund und trank.
    Unwillkürlich kam Zamorra der bärtige Witz wieder in den Sinn, in dem ein Skelett in die Kneipe kommt und ein Glas Bier und einen Aufnehmer bestellt. Nur tröpfelte der Tee nicht auf den Fußboden, sondern verschwand einfach!
    »Ahnten Sie das nicht?« fragte Lady Beatrice. »Hat Patrick mir denn falsch berichtet, als er mitteilte, daß Sie die entsprechende Passage im ›Erbe des Drachenkönigs‹ gelesen haben? Schade, daß Mister Fleming wirklich fündig wurde… Offenbar haben wir ihm nicht genug zu schaffen gemacht! Patrick!«
    Vorwurfsvoll hatte sie es gerufen, und jetzt erst stellte Zamorra fest, daß der Butler einen Meter hinter ihm stand. Mit einem schnellen Sprung zur Seite brachte er sich aus der Reichweite Patricks.
    »Verzeihung, Mylady«, murmelte Patrick und verneigte sich leicht. »Aber Sie taten, was in Ihrer Macht stand!«
    »Der Drachenkönig…«, murmelte Zamorra. »Das war Uther Pendragon, nicht wahr? Drache – Dragon – Pendragon…«
    »Und Pendrake Castle«, zischte die Lady. »Sie haben lange gebraucht, um es zu begreifen, aber haben Sie denn wirklich alles begriffen?«
    »Er hat die entscheidende Stelle nicht mehr gelesen, Mylady«, säuselte Patrick.
    Zamorra begann zu dämmern, daß er einen kapitalen Fehler gemacht hatte. Was war es, was er eigentlich hätte wissen sollen?
    Er begann, laut zu denken, und musterte dabei Sir Winston, der als Skelett eine ausgezeichnete Figur machte. Ein Regisseur hätte ihn wahrscheinlich sofort für den nächsten Horrorfilm verpflichtet.
    »Daß Sir Winston seine Abstammung auf einen unehelichen Sohn Uthers zurückführen kann, kann es nicht sein… Seltsam, daß ein ethisch so hochstehender König die Freuden des Lebens genossen hat, ohne auch die biologischen Folgen anzuerkennen…«
    »Lassen Sie ihn töten, Mylady!« schrie Patrick erregt. »Er redet zuviel und…«
    Lady Beatrice winkte ab. »Keine Sorge, Patrick. Winston hört in seinem Zustand nichts, in den ich ihn versetzt habe… Aber ich fürchte fast, daß das doch nicht ausreicht und er sterben muß…«
    »Wie Nicole und Bill!« bellte Zamorra und hob den Blaster. »Warum haben Sie sie umgebracht?«
    »Ich?«
    Myladys Erstaunen war echt. »Aber Professor Zamorra, beide leben doch noch… Ich beflecke meine Hände doch nur dann mit Blut, wenn es unbedingt sein muß… Wollen Sie sie sehen?«
    »Sofort!« schrie Zamorra.
    Mylady hob wieder die Hand. Etwas zuckte quer durch den Raum und teilte die Wand.
    Zwischen zwei Ahnenbildern kamen Nicole und Bill hervor!
    Starr und steif waren sie wie Puppen aus einem Schaufenster, und ihre Füße berührten den Boden nicht. Sie schwebten wie von Geisterhand getragen.
    »Sie leben noch, Professor, aber ich habe sie in magische Stasis versetzt, aus der sie erst dann erwachen, wenn ich es will. Sie sind nicht in der Lage, etwas wahrzunehmen. Sie waren doch auch in meiner Falle, in die sie freiwillig getappt sind… Nur, wie Sie wieder herausgekommen sind, weiß ich nicht.«
    Zamorra schluckte.
    Nicole und Bill lebten noch…
    »Ja«, rief die Lady, die wiederum seine Gedanken gelesen haben mußte, obgleich er doch in seinem Gehirn längst die Sperre errichtet hatte, auf die er sich dank langjährigen Trainings nicht einmal mehr bewußt konzentrieren mußte. Diese Sperre auf geistiger Ebene verhinderte, daß Fremde seine Gedanken lesen konnten. Besonders bei den Auseinandersetzungen mit Dämonen hatte sich das schon oft als vorteilhaft erwiesen.
    Daß Mylady die Sperre so spielend durchbrach, machte ihn stutzig.
    »Ja, Zamorra, beide leben und werden auch weiterleben dürfen, nachdem ich ihnen die Erinnerung genommen habe, wie ich sie Winston nahm, nachdem er im ›Erbe des Drachenkönigs‹ las! Sie aber, Professor, werden sterben… Weil Sie es müssen!«
    Da begann er, etwas zu ahnen.
    Hatte er nicht eben ihre haßerfüllte Reaktion wahrgenommen, als er von Uthers Fehltritt sprach?
    Und dann mußte er plötzlich an Merlin denken, seinen Freund und Mentor, der Uthers Sohn Artus erzogen hatte und auch im Jahre 1982 noch lebte.
    »Ja!« schrie Lady Beatrice! »Stirb, du Adoptiv-Zauberer!«
    Da griff der Spuk Zamorra wieder an, stärker als jemals zuvor.
    Da wußte Zamorra, was er im »Erbe des Drachenkönigs«
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