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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht, daß er auf Bills Stuhl gesunken war. Er las die handschriftlichen Texte. Auf dem obersten Papier riß der Satz mitten im Wort ab, aber es gab einen Hinweis auf den Quellentext.
    Sir Winston runzelte die Stirn. Das Buch lag direkt aufgeschlagen neben ihm. Er vergewisserte sich, daß es tatsächlich das war, auf das Bill in seinem Kommentar hinwies. Und die Stelle, aus der Bill sein Wissen geschöpft hate, fand er sofort.
    Sir Winstons Augen weiteten sich.
    Fleming war fündig geworden!
    Und damals sollte Pendrake Castle einen ganz anderen Namen getragen haben, aber…?
    Da zerriß etwas vor ihm wie ein Schleier.
    Er sah eine Frau vor sich, eine uralte Hexe! Deren faltige graue Hände berührten das Buch, zogen es weg und klappten es zu.
    »Ja…«, krächzte die Alte und kicherte dabei. »Ja, Pendragon… du hast es gefunden, aber dein Wissen wird dir nichts mehr nutzen, weil es nichts mehr rückgängig macht!«
    Sir Winston starrte sie an wie ein Gespenst, und sie war auch eines!
    Und er kannte sie doch!
    Aus dem Nichts war sie vor ihm aufgetaucht. Der Tisch mit Büchern und Notizen war für sie kein Hindernis, und dann reichte es bei Winston Pendrake nicht einmal mehr zu einem Schrei, als sie ihn erreicht hatte und mit seinem Körper verschmolz.
    Sein bewußtes Denken setzte aus.
    Und die Zeit verstrich in Pendrake Castle und tropfte wie Sand im Stundenglas, bis die Dunkelheit kam…
    ***
    Eingeschlossen in massivem Gestein hatte Professor Zamorra dennoch nicht unter knapper Atemluft zu leiden. Er lebte immer noch, obgleich schon viele Stunden verstrichen sein mußten. Acht? Zehn? Er konnte es nicht sagen, weil er sein Zeitgefühl fast verloren hatte.
    Sein Amulett hatte sich die ganze Zeit über nicht gerührt und ihn im Stich gelassen. Mehrfach hatte er versucht, es einzusetzen, aber es schien nur noch ein einfaches Stück Silber zu sein. Von der in ihm gefangenen Kraft einer entarteten Sonne, aus der Merlin, der Magier, es einst geformt hatte, war nichts zu spüren.
    Zamorra erinnerte sich, daß es ihn schon einmal im Stich gelassen hatte. In der anderen Dimension, die Straße der Götter genannt wurde, hatte ein Dämon ihn gejagt und töten wollen, und das Amulett war nicht in der Lage gewesen, diesen Dämon abzuwehren. Nur ein Zufall hatte Zamorra gerettet.
    Und jetzt versagte es erneut?
    Hatte sich die magische Kraft erschöpft? Oder spielten hier andere Dinge mit, die er nicht erfassen konnte? Überhaupt ging das Amulett in jüngster Zeit öfters eigene Wege und nahm Zamorra Entscheidungen ab, die er selbst in dieser Form nie getroffen hätte. Es war, als besäße das Amulett eine eigene Persönlichkeit.
    Aber jetzt, nach Stunden, war es, als flackere es wieder auf, als kehrten Energien zurück. Zamorra hakte sofort ein.
    Um ihn entstand ein grünliches Flimmern, das sich zwischen den Parapsychologen und den massiven Stein schob.
    Er wurde wieder emporgehoben!
    Er wurde hinausgeworfen!
    Fest hatte er damit gerechnet, nach unten durchzusacken und einem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Aber das geschah nicht. Er wurde nach oben aus dem Stein gedrückt und fand sich auf den Fliesen wieder, durch die er gesunken war. Nur die eingeschmolzene Rille, die Bills Schatten nachgezeichnet hatte, war noch vorhanden.
    Zamorra ballte die Fäuste. Er versuchte, sich zu erinnern, was sich unterhalb dieser Stelle befand. Kellerräume! Aber welche?
    Die Treppe, die in den Keller führte, befand sich an einer anderen Stelle. Zamorra suchte sie auf und stand vor einer massiven Tür, die ihm den Weg versperrte. Sie war abgeschlossen.
    Kurz überlegte Zamorra, ob er sie mit seinem Blaster aufschließen sollte, entschied sich aber dagegen. Es war nicht nötig, mehr zu zerstören, als unbedingt nötig war.
    Er suchte nach einer Schelle. Von denen gab es überall welche, mit denen man nach der Dienerschaft rufen konnte. Zamorra benutzte sie und war überrascht, daß Patrick selbst auftauchte.
    »Ich muß in den Keller«, sagte Zamorra. »Hätten Sie die Güte, die Tür vor der Treppe aufzuschließen?«
    Patrick zeigte sich von der unhöflichen Seite. »Tut mir leid, Zamorra. Aber Mylady hat untersagt, Ihnen Unterstützung zu geben. Verlassen Sie die Burg.«
    Zamorra musterte den Butler prüfend. Patrick hielt seinem Blick stand.
    »Wo ist Sir Winston?«
    »Sie können ihn im Moment nicht erreichen«, entgegnete Patrick. »Darf ich Ihre Koffer packen?«
    »Sie dürfen mir den Buckel herunterrutschen«, knurrte Zamorra
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