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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fenster.
    »Nicole äußerte ein paar eigenartige Gedankengänge, ehe sie sich auf den Weg zu dir machte«, sagte er bedächtig. »Sie hatte vor, am Mittagstisch Lady Beatrice noch ein wenig zu provozieren. Mylady sollte explodieren, meinte sie.«
    »Und? Willst du damit sagen, daß die Alte Nicole umgebracht hat? Der Schatten an der Wand sah aber nicht gerade nach einem menschlichen Mörder aus.«
    »Ich will damit gar nichts sagen«, meinte Zamorra. »Ich rufe mir nur Nicoles Worte ins Gedächtnis zurück. Und dann war da noch etwas. Dein Ei.«
    »Ja«, knurrte Bill. »Worauf willst du hinaus? Nicole ist ermordet worden, verstehst du das nicht? Gerade du! Sie ist tot! Ihr Mörder geistert ungestraft herum, und du philosophierst über alte Frauen und ungekochte Eier!«
    »Ich berührte zufällig das Amulett, als das Ei platzte«, sagte Zamorra. »Und Nicole hat festgestellt, daß der Blick Myladys genau in diesem Sekundenbruchteil auf deinem Ei ruhte.«
    Bill holte tief Luft – und erstarrte.
    »Soll das heißen, daß die Alte etwas mit dem Spuk zu tun hat?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ja und nein«, sagte er. »Ich bin mir nicht sicher. Das Amulett spricht in ihrer Nähe nicht an. Eigentlich kann sie nichts mit dem Spuk zu tun haben. Aber Nicoles Beobachtung… Nici hat sich niemals getäuscht, wenn sie etwas sah.«
    Der Historiker ballte wieder die Fäuste. »Ich werde das alte Huhn rupfen und auseinandernehmen…«
    »Nichts dergleichen wirst du tun«, warnte Zamorra. »Wir sind beide Ausländer, und du glaubst gar nicht, wie schnell man uns abschieben kann, wenn sich einer vom verkalkten Adel darum kümmert! Aber wir werden etwas anderes tun.«
    »Und das wäre?« knurrte Bill Fleming.
    Zamorra erhob sich, machte ein paar Schritte zum Koffer und nahm die eigenartig geformte Waffe heraus. Kurz wog er sie in der Hand, dann schob er sie in die Außentasche seiner leichten Sommerjacke. Die wurde jetzt zwar sehr gewaltig aus der Form gebeutelt, aber das interessierte Zamorra nur am Rand. Er wußte den Blaster griffbereit wie weiland der alte Doc Holliday seinen Buntline Special.
    »Wir durchforsten jetzt dieses verdammte Castle«, ordnete Zamorra an. »Und ich mache Asmodis zu meinem Blutsbruder, wenn wir nicht tatsächlich fündig werden.«
    »Was willst du denn finden?« spöttelte Bill. »Nicoles Leiche – oder das Gespenst?«
    »Irgend etwas«, murmelte Zamorra. »Irgend etwas, mein Lieber…«
    ***
    Bill Fleming fragte sich, wonach Zamorra wirklich suchen wollte. Der Meister des Übersinnlichen kam ihm verändert vor. Er war so unglaublich kalt und beherrscht, ganz so, als wolle er es einfach nicht wahrhaben, daß Nicole nicht mehr lebte.
    Ein verhärteter Zamorra…?
    Auf jeden Fall einer, der Bill Fleming unheimlich geworden war. Vielleicht aber, gestand sich der Historiker ein, hatte er sich selbst verändert und Zamorra war normal geblieben.
    Auf jeden Fall gefiel Bill nicht, daß Zamorra den Blaster mitgenommen hatte. Es handelte sich um eine Strahlwaffe mit vernichtender Wirkung, wie es sie eigentlich nur in Science-Fiction-Filmen geben durfte! Zamorra hatte sie einst als Beutestück aus einer anderen Dimension mitgebracht, und die Waffe besaß die Eigenart, zwar ihre Energiespeicher längst leergeschossen zu haben, aber in unmittelbarer Nähe des Amuletts dieses anzuzapfen.
    Und die Waffe war die radikalste Handfeuerwaffe, die Bill kannte. Zamorra benutzte sie selbst nur äußerst selten und im extremen Notfall, und Bill wunderte sich, daß der Freund sie zu diesem Gespenster-Trip aus Frankreich mitgebracht hatte. Hatte er vielleicht eine Vorahnung gehabt?
    Wenn Zamorra den Blaster einsteckte, rechnete er auch damit, ihn benutzen zu müssen, obwohl Bill den Parapsychologen als einen Menschen kannte, der gut und gern auf Waffen verzichten konnte und viel lieber sein gesundes Hirn einsetzte. »Waffen«, hatte Zamorra einmal gesagt, »sind der Versuch, fehlenden Verstand auszugleichen.«
    Und nun hatte er eine Waffe eingesteckt, die durchaus in der Lage war, die Fundamente des Castle auseinanderzufetzen.
    Was plante Zamorra?
    Bill folgte ihm und fühlte sich äußerst unbehaglich. Wenn es nur darum ging, den mordenden Geist aufzuspüren, hätte das Amulett gereicht!
    Plötzlich wackelte das Treppengeländer, an dem Bill sich festhielt.
    Er wollte die Hand davon lösen und sich eingedenk böser Erfahrungen mit einem Gespenst, das ihn aus dem offenen Fenster stoßen wollte, zur Wandseite der Treppe
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