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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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explodieren müssen.
    Nicole tot! Er konnte es immer noch nicht fassen, und vielleicht war er nur deshalb so unheimlich ruhig, weil er es im Unterbewußtsein immer noch nicht akzeptieren wollte. Aber es gab keinen Zweifel. Der ominöse Schloßgeist hatte Nicole beseitigt.
    Warum sie?
    Gefährlich war er, Zamorra, mit der Macht seines Amuletts, nicht aber Nicole! Trotzdem hatte das Gespenst bei ihr zugeschlagen.
    »Vielleicht traut unser Freund sich nicht an mich heran«, murmelte er, »weil ich ihm zu stark bin… und hat sich deshalb am schwächsten Glied der Kette vergriffen…«
    »Sie reden wirr, Professor«, konstatierte Lady Beatrice frostig, und für einen Sekundenbruchteil glaubte Zamorra, ein Echo zu vernehmen. Aber der Eindruck ging in allem anderen unter.
    Er wandte sich an Sir Winston.
    »Ich sehe mich außerstande, Ihrem Wunsch nachzukommen, Mylord«, sagte er. »Ich werde das Gespenst, wenn ich es in die Finger bekomme, nicht zähmen. Dazu ist es zu mörderisch veranlagt. Ich werde es vernichten.«
    »Das können sie nicht machen«, warnte Sir Winston. »Bedenken Sie diese einmalige Gelegenheit! Es besteht die Chance, das Gespenst für Pendrake Castle gewissermaßen unter Vertrag zu bekommen…«
    Doch Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Dieser Geist«, sagte er, »hat gemordet. Er versuchte am vergangenen Abend zu morden, und jetzt hat er es endlich geschafft. Ich werde die Bestie vernichten, sobald ich ihrer habhaft werde«, sagte er hart.
    »Sie sind blind vor Rachsucht«, warf ihm der Lord vor.
    Zamorra sah ihn düster an. »Sie wissen nicht, was Nicole Duval mir bedeutet hat«, sagte er leise. »Was immer auch geschieht – niemand wird mich daran hindern können, den Spuk unschädlich zu machen. Selbst wenn Sie mich in der Folterkammer auf die Streckbank schnallen, werde ich noch einen Weg finden.«
    Sir Winston wechselte einen raschen Blick mit Lady Beatrice.
    »Sie werden nichts dergleichen tun«, sagte sie schroff. »Sie werden diese Burg innerhalb der nächsten sechzig Minuten verlassen. Und Sie werden nie wieder einen Fuß zwischen diese Mauern setzen.«
    Zamorra hob die Brauen.
    »Sie drohen mir?«
    Lady Beatrice maß ihn mit einem abschätzenden, kühlen Blick.
    »Ich habe es nicht nötig, Drohungen von mir zu geben«, sagte sie. »Ich erteile Anweisungen, und Sie werden sie befolgen.«
    »Beatrice…«, murmelte Sir Winston.
    Die Lady schob sich an ihm vorbei. Als sie die Tür durchschreiten wollte, zwang sie Zamorras Ruf, noch einmal stehenzubleiben.
    »Ich denke, die Polizei wird sich für einen Mordfall interessieren«, sagte er laut.
    Beatrice Pendrake verzog das Gesicht.
    »Ein Mordfall ohne Leiche? Sie werden schon sehen, was auf Sie zukommt, Professor!« Sie kicherte höhnisch.
    Es durchfuhr Zamorra wie ein elektrischer Schlag.
    Irgendwo hatte er dieses höhnische Kichern schon gehört.
    ***
    Sir Winston beeilte sich, seinem angetrauten Weibe zu folgen. Auf dem Korridor holte er es ein.
    »Was soll das heißen?« fragte er scharf.
    »Das soll heißen, daß ich mich bedroht fühle«, gab sie zurück. »Von diesem Franzosen und seiner Mätresse und auch von Mister Fleming! Hast du nicht gesehen, wie er auf mich losgegangen ist?«
    Alles Damenhafte war von ihr abgefallen. Sie zittert ja, dachte Winston Pendrake erschrocken. Sie hat Angst! Aber wovor?
    »Auch Fleming wird Pendrake Castle verlassen«, fauchte Beatrice.
    »Du mußt übergeschnappt sein«, stellte Winston gelassen fest. »Was soll aus der Ahnenforschung werden?«
    »Es ist mir ganz recht, wenn niemals festgestellt wird, ob du von König Pendragon abstammst oder nicht«, zischte sie. »Ich lasse mich nicht der Mittäterschaft an einem Mord bezichtigen, während sich das angebliche Opfer irgendwo ins Fäustchen lacht…«
    Winston unterbrach sie. Er faßte ihren Arm und zog sie zu sich. Sein alter Körper verfügte plötzlich über eine erstaunliche Kraft.
    »Wer«, fragte er leise und eindringlich, »wer hat dich der Mittäterschaft bezichtigt? Es wurde nur ausgesagt, daß das Gespenst Mademoiselle Nicole getötet hat!«
    Sie schüttelte seine Hand ab.
    »Ach«, fauchte sie bitter. »Was weißt du denn schon? Was verstehst du überhaupt von alldem…?«
    Sie rauschte davon.
    Sprachlos starrte Sir Winston ihr nach.
    Als er sich nach einer ganzen Weile wieder umdrehte, sah er Zamorra und Bill Fleming aus dem Raum kommen, in dem sie sich so angespannt unterhalten hatten. Fleming war wieder bei Besinnung. Zamorras betäubender
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