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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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lösen."

    „Ich weiß, dass du darin immer gut warst, Roy.
    Aber du kannst mich trotzdem einweihen." Er holte sich eine Zigarre aus der Tasche und wartete.
    „Ich habe Maddy gefragt, ob sie mich heiraten will.
    Nein", fuhr er schnell fort, bevor sich Freude im Blick seines Vaters zeigen konnte. „Das ist nicht ganz richtig. Ich habe Notwendigkeiten für eine Ehe-schließung aufgezählt."
    „Notwendigkeiten?", fragte Edwin nach. Er konnte sich nicht vorstellen, was sein Sohn damit meinte.
    „Ja." Roys Stimme war scharf und ungeduldig. Er war in Verteidigungshaltung. „Wir brauchen Bluttests, eine Eheerlaubnis und wir müssen es mit unserem Terminkalender in Ubereinstimmung bringen. Sie hat es mir wütend an den Kopf geschleudert."
    „Es?", wiederholte Edwin und senkte leicht den Kopf. „Bei dir klingt das kurz, bündig und klar geregelt, Roy. Keine Blumen?"
    „Sie kann eine Wagenladung voll Blumen haben, wenn sie sie will." Er wäre gern im Raum auf und ab gegangen. Doch er blieb, wo er stand, angespannt wegen der sich verstärkenden drückenden Atmosphäre.
    „Wenn sie es will." Nun hatte Edwin das ganze Bild, und er
    setzte sich in einen der Sessel. „Roy, wenn du eine Hochzeit auf diese Ebene stellst und das bei einer Frau wie Maddy, dann hast du nichts anderes verdient, als es an den Kopf zurückgeschleudert zu bekommen."
    „Vielleicht. Und vielleicht ist es so das Beste. Ich weiß selbst nicht, warum ich mit dem Ganzen überhaupt angefangen habe."
    „Vielleicht, weil du sie liebst."
    „Liebe ist doch nur ein Wort, um
    Glückwunschkarten verkaufen zu können."
    „Wenn ich dir das abnehmen würde, müsste ich mich für einen Versager halten."
    „Nein." Außer sich vor Zorn wandte sich Roy ihm zu. „Du hast niemals irgendwo versagt."
    „Das ist nicht wahr. Ich habe in meiner Ehe versagt."
    „Nicht du." Die Bitterkeit, die in Roy aufstieg, war zu groß, um sie einfach überspielen zu können.
    „Doch. Und jetzt hörst du mir einmal zu. Wir haben nie richtig darüber gesprochen. Du wolltest es nicht, und ich habe es hingenommen, weil ich dachte, du seist genug verletzt worden. Ich hätte es nicht tun sollen." Edwin sah seine Zigarre an und drückte sie dann langsam aus. „Ich habe deine Mutter geheiratet, obwohl ich wusste, dass sie mich nicht liebte. Ich dachte, ich könnte sie an mich binden, weil ich die Fäden zu dem in der Hand hatte, was sie wollte. Doch an je mehr Fäden ich zog, desto mehr fühlte sie sich eingeengt. Und als sie schließlich ausgebrochen ist, war es ebenso meine Schuld wie ihre."
    „Nein."
    „Doch", verbesserte Edwin. „Ehe ist eine Angelegenheit zwischen zwei Menschen, Roy. Es ist kein Geschäft, es ist keine vertragliche Vereinbarung, niemand sollte dem anderen zu Dank verpflichtet sein."
    „Ich weiß nicht, wovon du sprichst", entgegnete Roy. „Und ich sehe keinen Grund, jetzt darüber zu sprechen."
    „Du kennst den Grund. Die Ursache dafür ist oben."
    Langsam drehte sich Roy um. „Du hast recht."
    Edwin lehnte sich zurück. „Deine Mutter hat mich nicht geliebt, und sie hat dich nicht geliebt. Das tut mir leid, aber du musst wissen,
    Liebe ist nicht etwas, das automatisch bei einer Geburt entsteht oder durch Verpflichtung. Sie kommt vom Herzen."
    „Sie hat dich betrogen."
    „Ja. Aber sie hat mir auch dich geschenkt. Ich kann sie nicht hassen, Roy. Und es wird Zeit, dass du dein Leben nicht mehr daran orientierst, was sie getan hat."
    „Ich könnte wie sie sein."
    „Liegt dein jetziges Problem darin? Dass du Angst hast, du könntest sein wie deine Mutter?" Edwin wuchtete sich aus dem Sessel und packte Roy am Revers - das erste Anzeichen von Heftigkeit, das er seinem Sohn gegenüber je gezeigt hatte. „Wie lange trägst du das schon mit dir herum?"
    „Ich könnte wie sie sein", wiederholte Roy. „Oder ich könnte wie der Mann sein, mit dem sie geschlafen hat, und ich weiß nicht einmal, wer er war."
    Edwin löste seinen Griff und trat zurück. „Willst du es wissen?"
    Roy fuhr sich mit den Händen durchs Haar. „Nein.
    Aber wie kann ich wissen, was sich in mir verbirgt?
    Wie kann ich wissen, dass die beiden in mir nicht weiterleben?"
    „Du kannst es nicht. Aber du kannst in den Spiegel schauen und darüber nachdenken, wer du bist, statt dich zu fragen, wer du sein könntest. Und du kannst daran glauben, so wie ich, dass die fünfunddreißig Jahre, die wir miteinander verbracht haben, wichtiger sind."
    „Ich weiß, aber ..."
    „Es gibt kein
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