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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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fragte sich, ob sie irgendwo ein Alka-Seltzer hatte.
    „Wenn der Vorhang erst aufgeht, brauchst du es nicht mehr", meinte Molly, der es nicht schwerfiel, ihre Tochter zu verstehen. „Premierenfieber, Maddy, oder gibt es noch etwas anderes, worüber du sprechen möchtest?"
    Sie zögerte, doch es hatte zwischen Maddy und ihrer Familie nie Geheimnisse gegeben. „Nur, dass ich einen absoluten Narren liebe."
    „Oh! Nun ..." Mit einem Blick auf Frank zog Molly eine Braue hoch. „Ich weiß, wie das ist."
    Er wollte etwas entgegnen, wurde aber im wahrsten Sinne des Wortes von seiner Frau hinausbefördert. „Hinaus, Frank, Maddy muss sich ihr Kostüm anziehen."
    „Ich habe ihr den Hintern gepudert", protestierte er schwach, ließ sich aber hinausdrängen. „Zeig's ihnen", meinte er noch augenzwinkernd zu seiner Tochter, bevor er verschwand.
    „Er ist unglaublich." Maddy lächelte, als sie ihn draußen einer Tänzerin etwas zurufen hörte.
    „Manchmal." Molly nahm das Kostüm voller Glitter und Federn, das am Türhaken hing. „Ich helfe dir beim Anziehen. Sag mal, dieser Narr, das ist nicht zufällig Roy Valentine?"
    „Zufällig ja."
    „Wir haben heute mit ihm und seinem Vater gegessen. Scheint ein netter junger Mann zu sein."
    „Schon. Aber ich will ihn nie wieder sehen!"
    „Mm-hmm."
    „Noch fünfzehn Minuten, Miss O'Hara."
    „Ich glaube, mir wird schlecht", flüsterte Maddy.
    „Nein, wird dir nicht." Geschickt legte Molly letzte Hand an Maddys Kostüm. „Es schien mir, als sei Roy etwas zerstreut während des Essens gewesen."
    „Ihm geht immer viel durch den Kopf. Meistens Verträge", stieß sie bitter hervor.
    „Ich verstehe. Sie machen uns das Leben nicht leicht."
    „Was?"
    „Männer." Molly drehte ihre Tochter einmal herum und überprüfte noch einmal das Kostüm. „Sie sind nicht hier, um uns das Leben leicht zu machen. Sie sind einfach hier."
    Zum ersten Mal seit Stunden war Maddy nach Lachen zumute. „Meinst du, die Amazonen haben es richtig gemacht?"
    „Die, die Männer nach dem Liebesakt getötet haben?" Molly schien ernsthaft über die Frage nachzudenken, bevor sie den Kopf schüttelte. „Nein, das meine ich nicht. Es ist etwas sehr Angenehmes, einen Mann für das ganze Leben zu haben. Man gewöhnt sich an ihn. Wo sind deine Schuhe?"
    „Dort." Maddy musterte ihre Mutter. „Du liebst Dad immer noch? Ich meine, richtig lieben, so wie früher?"
    „Nein." Vor Erstaunen blieb Maddys Mund offen stehen, und Molly lachte. „Nichts bleibt gleich.
    Meine Liebe zu Frank heute ist eine andere als vor dreißig Jahren. Wir haben vier Kinder und ein Leben des Kampfes, des Lachens und der Tränen hinter uns. So stark wie jetzt hätte ich ihn mit zwanzig nicht lieben können. Und wahrscheinlich liebe ich ihn jetzt nicht so stark, wie ich es mit achtzig tun werde."
    „Ich wünschte ..." Kopfschüttelnd brach Maddy ab.
    „Sag mir doch, was du dir wünschst." Mollys Stimme war sanft wie selten. „Eine Tochter kann ihrer Mutter alles erzählen - vor allem Wünsche."
    „Ich wünschte, Roy könnte so etwas verstehen.
    Ich wünschte, er könnte den Blick dafür öffnen, dass es Bindungen gibt, die ewig dauern. Mom, ich liebe ihn so sehr."
    „Dann will ich dir einen Rat geben." Sie nahm Maddys Perücke. „Gib ihn nicht auf."
    „Ich glaube eher, dass ich mich aufgebe."
    „Das wäre für eine O'Hara etwas ganz Neues. Setz dich, Mädchen. Vielleicht hält die Perücke deinen Verstand zusammen."
    „Danke."
    Das Fünf-Minuten-Signal ertönte. Molly ging zur Tür und warf ihrer Tochter von dort einen letzten Blick zu. „Verpass deinen Auftritt nicht."
    „Mom." Maddy erhob sich und straffte ihre Körperhaltung. „Ich werde die Leute von ihren Plätzen reißen."
    „Darauf zähle ich."
    Maddy verließ ihre Garderobe. Noch vier Minuten.
    Eine Tänzerin kam mit einem riesigen Kopfputz aus Straußenfedern die Treppe herunter. Die Eröffnungsmusik spielte schon. Maddy ging der Musik entgegen und verlor mit jedem Schritt ein wenig mehr von Maddy O'Hara. Wanda stand schon zum Auftritt bereit. Maddy warf ihr ein Lächeln zu und sah dann hinüber zum Pult des
    Bühnenmeisters. Er konnte die Vorstellung genau auf seinem Monitor mitverfolgen.
    „Was war das Höchste, das du bisher bei deinen Auftritten an Vorhängen erlebt hast, Wanda?"
    „In Rochester haben wir einmal siebzehn bekommen."
    Maddy stützte die Hände in die Hüften. „Heute stellen wir das in den Schatten." Sie betrat die Bühne, nahm ihre Position
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