Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
In zwei Stunden habe ich eine Konferenz!«
    »Und ich habe ein Golfturnier«, sagte Hicks.
    Ich kapitulierte. »Okay. Geben Sie mir Sesam mit Orangenmarmelade und ja keine Butter.«
    Der Aufnahmeleiter lächelte, als hätte ich gerade seinen Arbeitsplatz gerettet – was wahrscheinlich zutraf. Dann ging alles
    wieder von vorn los.
    »Möchten Sie etwas Toast?« fragte Lush.
    »Ja, bitte.«
    Ich knabberte an der Toastscheibe. »Sehr gut.« Ich sah, wie
    mir der Aufnahmeleiter ein begeistertes Daumen-hoch-Zeichen
    gab und sich den Schweiß von der Stirn wischte.
    »Ja, genau«, sagte Lush. »Als Erstes möchte ich fragen, was
    unsere Zuschauer wohl am meisten interessiert: Wie sind Sie
    eigentlich in den Roman Jane Eryre hineingekommen?«
    »Das ist leicht zu erklären«, sagte ich. »Wissen Sie, mein Onkel Mycroft hatte eine Erfindung gemacht, das sogenannte
    ProsaPortal –«
    Flanker räusperte sich. »Vielleicht ist es Ihnen gar nicht bewusst, aber die Person Ihres Onkels unterliegt seit 1934 strengster Geheimhaltung. Es wäre empfehlenswert, dass Sie ihn nicht
    erwähnen, und auch nicht das ProsaPortal.«
    Lush dachte einen Augenblick nach. »Kann ich Miss Next
    nach der Begegnung mit Hades befragen?«
    »Ja, natürlich. Nur Hades sollten Sie dabei nicht erwähnen«,
    erwiderte Flanker.
    »Wir möchten nicht, dass die Bürger –« sagte der inzwischen
    etwa sechzigjährige Marat so überraschend, dass die anderen
    erschraken. Bis dahin hatte er noch gar nichts gesagt.
    »Wie bitte?« fragte Flanker.
    »Ach, nichts«, sagte der ChronoGardist mit leiser Stimme.
    »Ich neige neuerdings nur zur Vorausdeutung. Wahrscheinlich
    ist das eine Alterserscheinung.«
    Lush fragte weiter: »Darf sie denn darüber reden, wie sie Hades in die Republik Wales verfolgt und Jane erfolgreich in den
    Roman zurückgebracht hat?«
    »Dafür gelten dieselben Regeln«, knurrte Flanker.
    »Und wie steht es mit der Geschichte, als ich mit meinem
    Kollegen Bowden auf der M 1 durch das Zeitloch gefahren
    bin?« fragte ich.
    »Das gehört auch nicht zu den Dingen, von denen die Bürger
    zuviel wissen sollten«, sagte Marat. »Wenn die Öffentlichkeit
    denkt, die verantwortungsvolle Tätigkeit der ChronoGarde sei
    einfach, dann könnte das Vertrauen in unsere Arbeit darunter
    leiden.«
    »Vollkommen richtig«, bestätigte Flanker.
    »Möchten Sie vielleicht das Interview geben?« fragte ich.
    »He, Sie!« sagte Flanker, stand auf und zeigte mit dem Finger
    auf mich. »Es gibt überhaupt keinen Grund, schnippisch zu
    werden. Sie sind hier im Dienst, Next! In Ihrer Eigenschaft als
    SpecOps-Beamtin. Es geht hier nicht um Ihre persönlichen
    Ansichten und Wahrnehmungen.«
    Lush sah mich unsicher an; ich hob die Augenbrauen und
    zuckte die Achseln.
    »Hören Sie«, sagte Lush in schneidendem Tonfall. »Wenn
    ich Miss Next interviewen soll, muss ich auch die Fragen stellen,
    für die sich das Publikum interessiert –«
    »Aber natürlich!« rief Flanker versöhnlich. »Sie können fragen, was Sie wollen. Die Redefreiheit ist eins unserer heiligsten
    Güter, und weder SpecOps noch Goliath wollen Sie irgendwie
    einschränken. Wir sind nur hier, um zu helfen.«
    Lush wusste, was Flanker meinte, und Flanker wusste, dass es
    Lush wusste. Ich wusste, dass es Flanker und Lush wussten, und
    Flanker und Lush wiederum wussten, dass ich es wusste. Lush
    sah nervös aus und zappelte ziemlich herum. Ein Wort von
    Goliath, und Lush würde nur noch Die Welt der Schafe bei
    Network Mole moderieren. Und das wollte er ganz bestimmt
    nicht.
    »Wie wäre es, wenn ich etwas über die Käse-Steuern sagen
    würde«, schlug ich vor. Das sollte ein Witz sein, aber Flanker &
    Co. kannten sich mit Witzen nicht aus.
    »Also, ich hab nichts dagegen«, murmelte Flanker.
    »Ich auch nicht«, sagte Schitt-Hawse.
    »Aber ich«, sagte eine Frau mit Tweedrock, rosa Twinset und
    Perlenkette, die bisher still am Rand gesessen hatte. »Erlauben
    Sie, dass ich mich vorstelle.« Sie sprach mit einem knappen
    Home-Counties-Akzent. »Mein Name ist Jolly Hilly, ich vertrete die Regierung in Fragen der Fernsehberichterstattung.« Sie
    holte tief Luft und fuhr fort: »Die sogenannte ungerechte Käsebesteuerung ist ein äußerst sensibles Thema. Eine Diskussion
    darüber könnte als Landfriedensbruch interpretiert werden.«
    »Hören Sie mal«, sagte ich. »587 % Steuer auf Cheddar Classic und 620 % auf Weichkäse, das geht doch auf keine Kuhhaut!
    Der molekular-instabile Bodmin Brie kostet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher