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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch
Autoren: Jasper Fforde
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andachtsvoll zu verfolgen, und ich war plötzlich heilfroh, dass ich nicht im Showbusiness arbeiten musste.
    »Ich hatte schon viel mit Ihnen zu tun«, sagte Lush und setzte sich auf das grüne Sofa, das sein Markenzeichen geworden
    war und offenbar seine persönliche Sicherheitszone darstellte.
    »Wussten Sie, dass der Ausdruck SpecOoops von mir stammt?
    Wegen der vielen Fehler, die euer Verein macht, nein, entschuldigen Sie, wegen der unerwarteten einsatzmäßigen NichtEntwicklungen, die euch gelegentlich heimsuchen.«
    Aber Hicks ließ sich von der Frotzelei nicht beeindrucken. Er
    stellte mich dem Talkmaster vor, als wäre ich seine einzige
    Tochter, die er zur Ehe anbieten wollte. »Mr Lush, das ist:
    Spezialagentin Thursday Next.«
    Lush sprang auf und schüttelte mir voller Energie und Entzücken die Hände. Flanker und die anderen setzten sich. Die
    Gruppe sah ein bisschen kümmerlich aus im leeren Zuschauerraum. Aber weggehen würden sie nicht, und Lush bat sie auch
    nicht, das zu tun. Das Network Toad gehörte der Goliath Corporation, und ich begann mich zu fragen, ob Lush in seiner
    Sendung überhaupt das Sagen hatte.
    »Hallo, Thursday!« sagte er freundlich. »Willkommen bei
    meiner Montags-Show. Das ist die zweitbeliebteste Sendung in
    England. Die beliebteste ist meine Mittwochs-Show!« Er lachte
    zufrieden, und ich lächelte vorsichtig.
    »Na, dann werde ich halt Ihre Thursday-Show«, sagte ich,
    um die Situation aufzulockern.
    Tödliches Schweigen.
    »Haben Sie vor, das noch öfter zu machen?« fragte Lush.
    »Was denn?«
    »Wollen Sie noch mehr Witze machen? Wissen Sie … Ach,
    setzen Sie sich doch, Schätzchen! Wissen Sie, normalerweise
    mach ich die Witze in dieser Sendung. Es ist natürlich völlig in
    Ordnung, wenn Sie auch einen Witz machen wollen. Aber dann
    muss ich jemand bezahlen, der noch bessere macht, und unser
    Budget ist noch kleiner als die Skrupel der Goliath Corporation.«
    »Darf ich etwas sagen?« fragte eine Stimme aus dem Publikum: Colonel Flanker. Er wartete gar nicht erst auf Erlaubnis,
    sondern fuhr einfach fort: »SpecOps ist eine ernsthafte Einrichtung und muss auch so dargestellt werden. Next, ich finde, Sie
    sollten es Mr Lush überlassen, die Witze zu machen.«
    »Geht das?« fragte Lush mich.
    »Klar doch«, erwiderte ich. »Sonst noch was, was ich nicht
    tun soll?«
    Lush warf mir einen prüfenden Blick zu und richtete seine
    Aufmerksamkeit dann auf unsere Zuschauer. »Noch etwas?«
    Die Beobachter murmelten untereinander. »Ich glaube«, fasste Flanker dann das Ergebnis zusammen, »wir – äh, Sie – sollten
    erst mal das Interview machen, und dann sehen wir weiter. Miss
    Next kann sagen, was sie möchte, solange es nicht gegen die
    Dienstordnung von SpecOps verstößt – oder gegen die Firmengrundsätze der Goliath Corporation.«
    »Oder gegen die militärische Geheimhaltung«, warf Colonel
    Rabone hastig ein, damit sie nicht außen vor blieb.
    »Geht das?« fragte mich Lush.
    »Klar doch«, sagte ich müde. Ich wollte es hinter mich bringen.
    »Hervorragend! Ich mache als erstes die Einführung, dabei
    sind Sie noch nicht im Bild. Dann gibt Ihnen der Aufnahmeleiter ein Zeichen, und Sie treten ein. Winken Sie dem … Publikum zu, und wenn Sie sitzen, stelle ich Ihnen ein paar Fragen.
    Zwischendrin werde ich Ihnen vielleicht etwas Toast anbieten,
    denn unser Sponsor, die Nationale Toast-Kommission, braucht
    gelegentlich etwas Beachtung. Haben Sie irgend etwas davon
    nicht verstanden?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann können wir loslegen.«
    Sein Haar wurde bis in die Spitzen geordnet, sein Anzug
    sorgsam geglättet und die letzten Fusseln der Kosmetiktücher
    wurden von seinem Kragen entfernt. Ich wurde von der Bühne
    geholt, und nach einer ganzen Ewigkeit völliger Reglosigkeit
    begann der Aufnahmeleiter zu zählen. Aufs Stichwort wandte
    Lush sich der Kamera 1 zu und knipste sein strahlendstes
    Lächeln an.
    »Heute Abend haben wir einen ganz besonderen Gast. Sie ist
    eine hoch dekorierte Kriegsheldin und eine hervorragende
    Literaturdetektivin, die höchstpersönlich Jane Eyre gerettet und
    das Ende des Romans sehr viel schöner gemacht hat. Ganz auf
    sich gestellt, hat sie den berüchtigten Acheron Hades unschäd-lich gemacht, den Krimkrieg beendet und der Goliath Corporation ein Schnippchen geschlagen. Meine Damen und Herren,
    das ist noch nie dagewesen! Ich bitte Sie, Spezialagentin Thursday Next vom LiteraTec-Büro Swindon ganz herzlich willkommen zu
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