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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch
Autoren: Jasper Fforde
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heißen!«
    Ein greller Scheinwerfer schwenkte zu der Tür, durch die ich
    hereinkommen sollte. Adie lächelte und tippte mir auf den
    Arm. Ich trat auf die Bühne, und Lush erhob sich von seinem
    Sofa, um mich willkommen zu heißen.
    »Entschuldigen Sie«, rief eine Stimme aus der ersten Reihe.
    Es war Schitt-Hawse, der Vertreter der Goliath Corporation.
    »Ja?« fragte Lush in eisigem Tonfall.
    »Den Hinweis auf die Goliath Corporation müssen Sie streichen«, sagte Schitt-Hawse in einem Tonfall, der keine Diskussion zuließ. »Man kann doch nicht ohne jeden Anlass eine Organisation diskriminieren, die nichts anderes im Sinn hat, als
    unser aller Leben leichter und schöner zu machen.«
    »Stimmt«, sagte Flanker. »Und der Name Hades darf auch
    nicht fallen. Er gilt nach wie vor als vermisst und hoffentlich tot,
    also muss jede unautorisierte Spekulation unterbleiben.«
    »In Ordnung«, murmelte Lush und machte sich eine Notiz.
    »Sonst noch Wünsche?«
    »Jeder Hinweis auf den Krimkrieg und auf das Plasmagewehr
    könnte als Störung der internationalen Beziehungen verstanden
    werden«, erklärte Colonel Rabone. »Die Friedensverhandlungen
    in Budapest befinden sich in einem sehr heiklen Stadium. Die
    Russen suchen bloß einen Vorwand, um den Verhandlungstisch zu verlassen, und wir wissen, dass Ihre Show in Moskau
    sehr populär ist.«
    »Die Brontë-Gesellschaft findet es äußerst taktlos, wenn Sie
    das neue Ende von Jane Eyre als schöner bezeichnen«, warf der
    schmächtige Chesterman ein und wedelte mit seiner Brille.
    »Und wenn Sie Figuren erwähnen, denen Sie im Roman begegnet sind, dann kann das bei den Zuschauern Xplkqulkiccasia
    auslösen. Diese Krankheit ist so gefährlich, dass die Ärztekammer sich einen ganz besonders unaussprechlichen Namen
    ausdenken musste, damit sie sich nicht herumspricht.«
    Lush warf erst den Beobachtern und dann mir einen finsteren Blick zu und starrte schließlich in sein Manuskript. »Wie
    wäre es, wenn ich einfach bloß den Namen sage?«
    »Das wäre vorzüglich«, sagte Flanker. »Aber vielleicht sollten
    Sie noch darauf hinweisen, dass das Interview vollkommen
    unzensiert ist. Sind wir uns darin einig?«
    Die anderen Beobachter stimmten diesem Vorschlag einhellig zu. Mir wurde klar, dass mir ein paar lange, mühsame Stunden bevorstanden.
    Lushs Gefolge erschien und arrangierte einiges um. Es folgte
    wieder eine scheinbar endlose Wartezeit, und dann fing Lush
    noch einmal von vorn an.
    »Meine Damen und Herren, in einem völlig unzensierten
    Gespräch wird Ihnen Spezialagentin Thursday Next jetzt freimütig von ihrer Arbeit bei SpecOps erzählen.«
    Niemand sagte etwas. Ich trat also ein, schüttelte Lush die
    Hand und setzte mich auf sein Sofa.
    »Willkommen bei der Show, Thursday.«
    »Vielen Dank.«
    »Wir werden uns gleich über Ihre Zeit auf der Krim unterhalten, aber zuerst möchte ich fragen, ob Sie vielleicht –«
    Mit einer eleganten Handbewegung zauberte er ein Tablett
    aus dem Off.
    »–etwas Toast möchten?«
    »Nein, danke.«
    »Äußerst schmackhaft und nahrhaft«, lächelte er in die Kamera. »Wunderbar als Zwischenmahlzeit oder zum Frühstück,
    besonders mit Eiern, Sardinen oder …«
    »Nein, danke.«
    Das Lächeln meines Gastgebers gefror, während er mit zusammengebissenen Zähnen zischte: »Essen Sie … doch … etwas
    … Toast.«
    Aber es war schon zu spät. Der Aufnahmeleiter kam auf den
    Set und erklärte, was der unsichtbare Regisseur gesagt hatte:
    Schnitt! Eine kleine Armee von Maskenbildnerinnen stürzte
    sich auf Adrian und verschönerte ihn, während der Aufnahmeleiter mit seinem Kehlkopfmikrofon sprach.
    Schließlich wandte er sich an mich. »Der Werberegisseur
    möchte wissen, ob Sie eventuell bereit wären, ein bisschen Toast
    zu essen, wenn man Ihnen den anbietet.«
    »Ich hab schon gegessen.«
    Der Aufnahmeleiter wandte sich wieder seinem Kehlkopfmikrofon zu. »Sie sagt, sie hat schon gegessen! … Ich weiß … ja
    … wie wäre es … ja … aha! Was soll ich denn machen? Soll ich
    mich auf sie draufsetzen und ihr das Zeug in den Hals stopfen?
    Ja … okay … ich weiß … ja … okay.«
    Er drehte sich wieder zu mir.
    »Wie wäre es mit Erdbeer-statt Orangenmarmelade?«
    »Ich mag Toast eigentlich gar nicht.«
    »Was?«
    »Ich sagte, ich mag eigentlich …«
    »Sie sagt, sie mag keinen Toast!« sagte der Aufnahmeleiter
    verzweifelt. »Was sollen wir machen?! ?«
    Flanker erhob sich. »Next, essen Sie den verdammten Toast,
    ja?
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