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02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag

02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag

Titel: 02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag
Autoren: Vladimir Volkoff
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soeben eine tiefe Wahrheit entdeckt, nämlich CH3-CO2Na + NaOH = CH2 - H + CO3Na2.«
    »Ja, gewiß.«
    Marais befestigte eine Batterie an seiner Vorrichtung, nahm den Ballon unter seinen linken Arm und die Batterie in seine rechte Hand, und blickte Timotheus verschlagen an. Doch dann wich der kindische Ausdruck aus seinem Gesicht, es wurde ernst, düster, fast drohend.
    »Und nun, Herr Feindspion, teile ich Ihnen mit, daß ich in meinen Händen eine Explosionsvorrichtung trage, die imstande ist, diese ganze Villa in die Luft zu sprengen, wenn ich bloß auf dieses Kupferblättchen drücke, dort, wo der positive Pol der Batterie und das Ende des elektrisch geladenen Drahtes einander fast berühren... Gewiß, auch ich werde in die Luft gehen, aber das ziehe ich einem Verrat an meinem Lande vor. Da ich andererseits überzeugt bin, daß Sie meine arme kleine Silvia umgebracht haben, hänge ich nicht im mindesten mehr am Leben. Ich weiß genau, was Sie vorhaben. Aber ich teile Ihnen mit - für den Fall, daß Sie dies nicht wissen sollten -, daß die Muskeln unter der Einwirkung einer jähen Erregung dazu neigen, sich zusammenzuziehen, und daß infolgedessen ein Schuß von Ihnen, ob er mich nun trifft oder verfehlt, genügt, um das Ganze zur Explosion zu bringen. Unter uns gesagt, ich würde Ihnen nicht einmal raten, zu niesen, denn ich bin nicht für die Reaktion meiner Fingermuskeln verantwortlich.«
    Timotheus hatte die Lage sofort erfaßt. Er machte nicht die leiseste Bewegung, um seine Pistole zu ziehen.
    »Herr Professor", sagte er, »ich schwöre Ihnen, daß Sie sich irren und daß Ihre Tochter noch am Leben ist. Sie ist noch sehr jung und wird Sie brauchen. Wäre es daher vernünftig, daß Sie sich in die Luft sprengen, nur weil ich zufällig auch dabei umkäme?«
    »Meine Tochter noch am Leben? Wer beweist mir das? Und was das Vernünftigsein betrifft - mein lieber Timotheus, verlangen Sie das, von wem Sie wollen, aber nicht von einem Gelehrten meines Schlages. Ich stehe über dem Vernünftigsein.
    Jetzt lassen Sie mich gehen und schärfen Sie Ihren Zulukaffern ein, mich ja nicht zu schikanieren.«
    Timotheus wich vorsichtig zurück, und Professor Marais schritt mit seiner Explosivladung an ihm vorbei.
    Doch nun: was tun? Der Professor wußte es nicht. Wenn er die Villa verließ, würden ihn die Feinde, sobald er fünfzig Meter weit gekommen war, niederschießen. Er stieg daher erhobenen Hauptes in den Keller hinab.
    Sowohl die Agenten im Erdgeschoß als auch die zwei Franzosen im Keller hielten Kriegsrat.
    »Herr Professor, ich bin überzeugt, daß man Silvia nicht umgebracht hat", sagte Lennet. »Agenten dieser Klasse sind keine Mörder. Sie töten nur, wenn sie nicht anders können.«
    »Das glaube ich auch", erwiderte Marais. »Was sie jedoch nicht abhielt, auf Charles und auch auf Silvia, noch dazu mit der Maschinenpistole, zu schießen. Übrigens ist das nicht unser Hauptproblem. Unser Problem ist, wie wir hier lebend herauskommen.«
    »Sie haben also doch keine Lust zu sterben?«
    »Ich habe die Schwäche, mir einzubilden, daß ich noch nützlich sein kann", sagte Professor Marais leise.
    Lennet dachte darüber nach, wie sie das Explosionsgerät am günstigsten einsetzen könnten.
    »Was enthalten diese Proberöhrchen?« fragte er.
    »Hauptsächlich Pikrinsäure, das erste ist mit Knallpulver gefüllt.«
    »Mit anderen Worten, sie würden bereits ausreichen, eine kleine Explosion hervorzurufen.«
    »Gewiß, doch ich wollte ja eine große!«
    »Und wenn wir nur eine kleine erzeugten, um die Mauer aufzubrechen und dann mit Hilfe der anderen beiden Agentengruppen die Villa im Sturm zu nehmen?«
    »Eine ausgezeichnete Idee", sagte Marais. »Ich werde Ihnen sogleich mein kleines System zerlegen; vier Röhrchen werden zwischen die Steine versenkt, die Löcher mit Staub zugestopft das dürfte genügen. Es besteht nur die Gefahr, daß auch mein flüssiger Sauerstoff in die Luft fliegt...«
    »Nicht, wenn Sie den Ballon öffnen.«
    »Mein junger Freund, im Auflösen von Scherzfragen sind Sie nicht sehr stark, doch ich ziehe den Hut vor Ihren Fähigkeiten als Geheimagent!«
    Der Ballon war rasch losgeschraubt; die Proberöhrchen wurden um jenes, das Knallpulver enthielt und das Lennet mit dem Draht verband, befestigt. Das Ganze wurde zwischen zwei Steinen in die Mauer versenkt, die die Franzosen von ihren gestrigen Gegnern trennte.
    Dann brüllte Lennet mit aller Kraft: »Zurückweichen! Wir sprengen die
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