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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern
Autoren: Marion Chesney
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hatte und auch gestorben war, kamen Leute. Wer sind sie? fragte sich
Jane gelangweilt. Was für ein seltsamer Ort London war, wo man Seite an Seite
mit so vielen Leuten lebte und sie doch nicht kannte. Mrs. Hart hatte Lady
Charteris von nebenan zum Tee eingeladen, aber Lady Charteris schien
entschlossen zu sein, Mrs. Hart nicht zur Kenntnis zu nehmen, egal ob sie
gerade in Mode war oder nicht.
    Da sah
Jane Rainbird mit einem großen Paket unter dem Arm auf das Haus zugehen. Sie
rannte zur Haustür und, öffnete sie. »Mr. Rainbird«, rief sie. »Oh, Mr.
Rainbird, ich bin ja so froh, dass Sie da sind. Keiner ist zu Hause, und ich
weiß nicht, wo Mama ist, und nicht einmal Lord Tregarthan war hier.«
    Rainbird
ging an ihr vorbei und legte das in Papier gewickelte Paket auf einen Stuhl.
»Ich soll Sie um drei Uhr zu Lord Tregarthans Haus in der Bock Street bringen«,
sagte er mit leiser Stimme. »Es passt sehr gut, dass Mrs. Hart nicht da ist.
Lord Tregarthan wünscht, dass Sie das Haus verlassen, ohne dass es jemand außer
mir merkt. Ich soll Sie dort lassen, und ich selbst gehe dann auf eine kurze
Reise.«
    »Was
hat das alles zu bedeuten?« fragte Jane.
    »Ich
weiß es nicht, Miss. Ich habe nur die Anweisung, Sie dorthin zu geleiten.«
    Jane
wandte sich um und blickte auf die Uhr in der Halle. »Es ist halb drei«, rief
sie aus, »und ich muss mich noch umziehen, und ... und ... ich habe noch nichts
gegessen. Macht nichts, ich werde tun, was er sagt.«
    »Wir
treffen uns hier, Miss Jane, in fünfzehn Minuten«, sagte Rainbird.
    Jane
nickte und flog die Stufen in ihr Zimmer hinauf, um ihr bestes Kleid und einen
Kapotthut herauszusuchen. Es interessierte sie nicht mehr, warum er sie sehen
wollte, nur dass er sie sehen wollte.
    Rainbird
ging hinunter in die Wirtschaftsräume. Er legte das Paket auf den Tisch.
»Verstecken Sie es«, sagte er zu Mrs. Middleton, »und wenn ich nicht
zurückkomme, geben Sie es Mrs. Hart, und sagen Sie ihr, es ist ein Geschenk von
ihrem Mann, Sollte ich zurückkommen, dann gebe ich es ihr selbst.«
    Mrs.
Middletons Augen füllten sich mit Tränen. »Ich hätte nie gedacht, dass einmal
der Tag kommen würde, Mr. Rainbird«, schluchzte sie, »wo Sie uns wegen so einem
französischen Flittchen verlassen.«
    »Pscht«,
machte Rainbird. »Ich habe euch allen heute Morgen gesagt, dass ich versuchen
will, einen Weg zu finden, der uns alle wieder zusammenbringt, wenn ich Felice
geheiratet und einen neuen Beruf gefunden habe.«
    »Ich
würde nie gehen«, sagte der Koch. »Und das weißt du auch. Wie kannst du dann so
etwas machen?«
    »Ich
liebe sie sehr«, sagte Rainbird schlicht, und nur Lizzie bemerkte den Schmerz
in Mrs. Middletons Augen.
    »Macht
euch keine Sorgen«, sagte Joseph, auf und ab stolzierend. »Ich werde mich um
euch alle kümmern.«
    »Das
ist es ja gerade, was mir Sorgen macht«, meinte der Koch düster.
    »Ich
gehe jetzt«, sagte Rainbird, »und bringe Miss Jane weg, bevor ich die Kutsche
nach Brighton nehme. Aber ihr wisst nichts davon. Ihr sagt einfach, ihr wisst
nicht, wann Miss Jane das Haus verlassen hat.«
    Sie
stellten sich der Reihe nach an der Küchentür auf, als er seinen Koffer nahm.
Er schaute jeden einzelnen an, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er
schüttelte Joseph die Hand, dann Angus und danach Dave, dem Spüljungen. Er umarmte
Mrs. Middleton, Jenny und Alice. Dann wandte er sich an Lizzie, die mit großen
vorwurfsvollen Augen zu ihm aufschaute. »Vergib mir, Lizzie«, sagte Rainbird.
»Du solltest am besten wissen,-warum ich gehen muss.«
    Lizzie
begann zu weinen, und er drückte sie fest an sich und küsste sie dann auf die
Wange. Alle waren jetzt in Tränen aufgelöst - MacGregor heulte wie die
Todesfee, Dave rieb die Augen mit den Fäusten, und Joseph schluchzte in das
Spitzentaschentuch, das ihm Felice gemacht hatte.
    Rainbird
schritt schweren Herzens die Stufen hinauf. Selbst der Gedanke, Felice
wiederzusehen, konnte seinen Schmerz im Augenblick nicht lindern.
    Jane
war zu freudig erregt, um die Anspannung auf Rainbirds Gesicht zu bemerken.
Rainbird rief eine Mietkutsche, und sie fuhren schweigend in die Brook Street.
Jane verließ ein bisschen der Mut, als sie auf der Türstufe von Lord
Tregarthans Haus standen. Rainbird betätigte energisch den Türklopfer.
    Auf der
Straße vor dem Haus stand ein Reisewagen, ein Kutscher mit Perücke saß auf dem
Kutschbock. Zwei Reitknechte in grünen Jacketts und mit Jockeykappen standen
wartend daneben. »Ist
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