Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
verlassen.«
    »Für
Sie - nur für Sie - würde ich sie verlassen.«
    »Lügner!«
lachte Felice. »Wie Sie lügen, und doch glauben Sie, Sie sagen die Wahrheit..«
Sie legte ihr Stickzeug zur Seite. »Aber Sie dürfen mir richtig Lebewohl sagen.«
Sie nahm seine Hände und stand, ihn mit hochziehend, auf. »Kommen Sie«, sagte
sie sanft.
    Verständnislos
folgte ihr Rainbird aus dem Salon und eine dunkle Holztreppe hinauf in ihr
Schlafzimmer. »Sie meinen doch wohl nicht«, sagte er, »Sie können nicht ...«
    »Doch
ich kann«, lächelte Felice und knüpfte die Bänder ihres Kleides auf. »Das ist
ein Abschiedsgeschenk, John. Kommen Sie und nehmen Sie es an ... jetzt.«

    Am nächsten Tag
stieg Rainbird am Blossom's Inn in der Lawrence Lane aus der Kutsche, die von
Brighton kam. Die Sonne war bereits untergegangen, und über den Dächern färbte
sich der Himmel schmutzigrot.
    Rainbird
kaufte eine Flasche Brandy von einem Teil seiner Ersparnisse, die er in der,
Hoffnung, ein neues Leben mit Felice beginnen zu können, mitgenommen hatte. Er
beschloss, zu Fuß zu gehen. Sein Herz war schwer, und allein schon der Gedanke,
in die Clarges Street zurückkehren zu müssen, machte ihn ganz unglücklich. Aus
den Getränkebuden an den Ecken der krummen Gassen in der City roch es nach
Muskat, Zucker und heißer Milch. Das Haus Nummer 67 ist wirklich vom Pech
verfolgt, sagte sich Rainbird bitter. Ein Mord war darin geschehen, ein
Selbstmord, ein finanzieller Zusammenbruch - und sogar Fiona Sinclair,
die den Earl of Harrington geheiratet hatte und deren Leben nicht anders als
glücklich zu verlaufen schien, war verschwunden.
    Rainbird
fasste. den Entschluß, auf dem Heimweg am Hanover Square nachzufragen, ob es
Nachrichten vom Earl und der Countess of Harrington gebe. Das bekannte,
unfreundliche, dicklich-weiße Gesicht des Butlers der Harringtons tauchte
an der Tür auf. »Was wollen Sie?« fragte Lord Harringtons Butler bösartig.
    »Gibt
es Neues vom Earl und der Countess?« wollte Rainbird wissen.
    »Mr.
Sinclair hat sie in der Türkei gefunden«, sagte der Butler.
    »Wohlbehalten?«
fragte Rainbird atemlos.
    »Ihre
Ladyschaft hat irgendeine fremdartige Speise nicht vertragen, und sie wohnen
bei einem Pascha, und die Briefe sind nie angekommen. Aber soviel wir wissen,
geht es ihnen gut, und Sie können abziehen.«
    Rainbird
überquerte leichtfüßig mit den federnden Schritten eines Akrobaten den Hanover
Square. Bestimmt war die Unglückssträhne des Hauses jetzt vorbei. Fiona war in
Sicherheit. Vielleicht, nur vielleicht, würde es sich Felice anders überlegen,
wenn er in einem Monat oder so nach Brighton zurückkehrte. Er könnte ihr
schreiben. Wenigstens das könnte er!
    Als er
sich dem Haus Nummer 67 näherte, hörte er den Klang von Josephs Mandoline zum
Nachthimmel aufsteigen.
    Rainbird
rannte schnell die Außentreppe hinunter. »Ich bin wieder da«, rief er fröhlich.
»Hört alle zu ... Ich bin daheim.«

    Lord Tregarthan
nahm das weiße Satinkleid seiner Frau, hielt es mit ausgestreckten Armen vor
sich hin und betrachtete es kritisch.
    »Es
trägt eindeutig den Stempel der Dorfschneiderin«, sagte er. »Mein Schätzchen,
wir werden in London noch einmal heiraten, wenn wir zurück sind, und dann bekommst
du ein richtiges Brautkleid.«
    Jane
stand in ihrem Unterkleid da und zitterte vor Angst, Verlangen und Aufregung.
»Hast du vor, die ganze Nacht dazustehen und meine Garderobe zu begutachten?«
fragte sie spitz.
    Er warf
das Kleid in die Ecke und nahm sie in die Arme. »Nein, mein Liebling«, sagte
er, und seine Augen glitzerten vor Lachen. »Ich habe andere Pläne ... Solche...
und solche ... und solche ...«
    Eine
stürmische Stunde folgte. Jane, die schließlich mit dem Kopf an seine nackte
Brust geschmiegt dalag, murmelte: »Arme Mama. Sie ist sicher ganz außer sich.«
    »Sie
wird uns verzeihen, leider. Ich muss gestehen, dass mir im Moment die
Vorstellung, deine Mama nie wieder sehen zu müssen, keineswegs unangenehm
wäre.«
    »Ich
würde Papa gerne sehen«, sagte Jane. »Ich weiß, dass er sich für mich freuen
würde.«
    »Sobald
wir hören, dass er wieder in England ist, reisen wir zu seinem Schiff. Bis
dahin haben wir die ganze Zeit für uns.«
    »Ich
fühle mich so sicher«, gähnte Jane. »Ich muss verrückt gewesen sein, als ich
versucht habe, Mr. Gillespie allein zu überführen. Ich ... ich dachte, du
würdest so stolz auf mich sein, aber du hast dich immerzu nur darüber
beschwert.«
    »Und
daran
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher