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0198 - Das Höllen-Orchester

0198 - Das Höllen-Orchester

Titel: 0198 - Das Höllen-Orchester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Lächeln, das kalt und grausam war wie das Funkeln seiner Augen.
    Die Musiker des Orchesters, das er verpflichten ließ, warteten bereits auf ihn. Aufgeregt kamen sie ihm entgegen, und der erzürnte Ruf nach den fehlenden Noten ertönte. »Wie stellen Sie sich das eigentlich vor, Mister d’Oro? Wir konnten weder proben noch uns auf die Art des Musikstückes einstelien…«
    D’Oro hob die buschigen Brauen.
    »Sie kennen mich nicht, und ich kenne Sie nicht«, sagte er. »Aber Sie können sicher sein, daß es so, wie es jetzt ist, seine Richtigkeit hat.«
    »Aber ohne Noten…«
    D’Oro hob beide Hände bis in Schulterhöhe.
    »Die Noten sind in Ihren Köpfen«, sagte er schroff. »Bitte, nehmen Sie jetzt Ihre Plätze ein. Wir fangen in wenigen Augenblicken an und warten nur noch auf den Gong.«
    »Sie sind ja verrückt! Ich spiele unter diesen Bedingungen nicht«, fauchte der Cellist verärgert. »Was bilden Sie sich eigentlich ein, Mann? Wollen Sie uns alle der Lächerlichkeit preisgeben?«
    D’Oro wurde bleich.
    Er streckte den Arm aus. »Sehen Sie hinauf«, verlangte er. »Sehen Sie dort hinauf - das Auge!«
    »Was geht mich das Auge an?« knurrte der Cellist erbost. »He - fassen Sie mich nicht an, Sie…«
    Er schlug heftig nach der vorschießenden Hand des Dirigenten. Aber es war, als schlage er auf eine Stahlstange. Schmerzhaft verzog er das Gesicht und konnte nicht verhindern, daß d’Oros Finger kurz seine Stirn antippten.
    Schon war die Hand des Dirigenten und Komponisten wieder zurückgezuckt, als sei nichts geschehen. Aber der Cellist drehte jetzt den Kopf und sah zu dem überdimensionalen Auge hinauf.
    Dann suchte er seinen vorgesehenen Platz auf…
    »Sie werden spielen«, sagte d’Oro. »Nehmen Sie Ihre Plätze ein. Ich bitte Sie kein drittes Mal, meine Herren.«
    Damit wandte er sich um und verließ die Bühne.
    Noch eine Minute!
    ***
    Etwas überhastet stürmten drei Personen das Theater. Bill Fleming hatte seinen Mietwagen direkt vor ein Halteverbotsschild gestellt; es störte ihn nicht weiter. Hier war man es gewohnt, daß es Parkplatzprobleme gab, und er würde allenfalls ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer wiederfinden. Der Abschlepp-Service wurde hier nur in schwerwiegenden Fällen wie blockierten Ein-, Aus- und Feuerwehrzufahrten gerufen.
    Erstaunlicherweise waren noch genügend freie Plätze. »Loge«, verlangte Zamorra und nahm drei Karten in Empfang. Bill, Nicole und er ließen sich die Treppe hinauf zur Balkongalerie führen. Von oben hatten sie einen hervorragenden Ausblick auf die Bühne.
    »Und was werden wir hier sehen?« murrte Nicole. »Ein paar Männer im Frack und einen Haufen Instrumente.«
    »Ich dachte, du wolltest den Anblick des Dirigenten genießen«, sagte Zamorra. »Du fandest ihn doch so sexy!«
    »Ich fand ihn eher umwerfend«, brummte Bill Fleming eingedenk seines Zusammenstoßes.
    »Was habe ich von seinem Sex-Appeal hier oben im Käfig?« fragte Nicole unzufrieden. »Ja, unten, direkt in der ersten Reihe…«
    »… auf den Rasiersitzen…«, murmelte Zamorra.
    »Ach, du hast eben kein Gefühl für die wahren Werte des Lebens«, behauptete Nicole. »Nun sei friedlich, gib mir ein Küßchen und pflanz dich in den Sessel.«
    »Ich bin doch friedlich«, erwiderte Zamorra verwirrt.
    Er sah sich um. Der Balkon links war noch unbesetzt, rechts indessen befand sich eine einzelne junge Dame in einem äußerst gewagt geschnittenen Kleid. Wenn es nicht eine gewisse Nicole Duval in seinem Leben gäbe, gestand sich Zamorra ein, hätte er durchaus schwach werden können -bis er ihr Gesicht sah. Die Augen waren kalt und tot.
    Bill Fleming war Zamorras Blicken gefolgt. Er stieß den Meister des Übersinnlichen leicht an.
    »Diese schwarzhaarige Schönheit«, sagte er leise, »ist die Begleiterin des Zitteraals!«
    »Des Dirigenten?« vergewisserte sich Zamorra. »Bist du dir sicher?«
    Bill Fleming nickte.
    »So sicher, wie man nur sein kann, Zamorra!«
    Der erste Gongschlag ertönte.
    ***
    »Es ist nicht zu fassen«, hörte Stewart Jones den Subdirektor vor sich hin murmeln. Oddington hatte den Dekorateur nicht gesehen. Jones hatte die Kantine wieder verlassen, weil er da nicht versauern wollte. Dafür interessierte ihn die Aufführung mit der eigenartigen Dekoration. Sie wollte er sich ansehen.
    »Was ist nicht zu fassen, Mister Oddington?« fragte er.
    Der Subdirektor schrak zusammen. »Ach, Sie, Jones. Ich begreife diesen d’Oro nicht. Ein ihm völlig fremdes Orchester,
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