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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stan Brickley, den das Wolfsheulen aufgeschreckt hatte. Im ersten Moment hatte er nach rechts gegriffen, wo neben seinem Bett das Gewehr lehnte, in dessen Lauf Silberkugeln steckten. Die Menschen, die um das bösartige Geheimnis der Burg wußten, versuchten sich zu schützen!
    Der Boy und das Mädchen, die tagsüber im Dorf aufgetaucht und sich nicht davon abbringen ließen, draußen am Bach zu zelten!
    »Die Wölfe haben sie geholt«, murmelte Brickley bestürzt. »Wie jene anderen, die alle spurlos verschwanden …«
    Coral, Stans Frau, lag mit offenen Augen da und starrte in die Dunkelheit des Zimmers.
    »Dann wird das Dorf in dieser Nacht Ruhe haben«, flüsterte sie.
    Brickley nickte und sah aus dem angelehnten Fenster.
    »Ja, wir haben Ruhe«, murmelte er. »Aber um welchen Preis? Verdammt, ich hätte sie festhalten sollen …«
    Durch Selbstvorwürfe wurde das Schicksal der beiden jungen Menschen auch nicht besser …
    ***
    Das Wesen, das im Morris gelauert hatte und über Mark Bowden hergefallen war, erhob sich vom Boden. Bei der Verfolgung war es auf allen vieren getrottet, jetzt ging es wieder aufrecht. Aus glühenden Augen starrte es das Mädchen an, das ohnmächtig unter den Pfoten des Jägers lag.
    Eine herrische Geste ließ den anderen Wolfmenschen zurückweichen. Der Aufrechtgehende bückte sich, hob das bewußtlose Mädchen auf und lud es sich über die Schultern. Dann schritt er mit langsamen Bewegungen den Berg hinauf und verschwand zwischen den Bäumen des kleinen Waldes.
    Jenseits des Waldes glühten die beiden beleuchteten Burgfenster wie Wolfsaugen und wiesen dem Heimkehrenden und seinen beiden Gefährten den Weg.
    ***
    In den Morgenstunden faßte Stan Brickley seinen Entschluß. Er war Ortsvorsteher, Posthalter, Krämer und Budiker in einer Person; bei ihm liefen alle Fäden zusammen. Er kannte jeden im kleinen Dorf, wie auch jeder ihn kannte. Und eine Stunde nach Sonnenaufgang trommelte er die Männer zusammen.
    »Ihr alle werdet den Wolfsruf gehört haben«, sagte er. »Die vom Schloß waren wieder auf Raub aus, und ich fürchte, daß sie ihre Beute geholt haben – die beiden Fremden, die gestern kamen und sich nicht warnen ließen. Es hätte auch jeden von uns treffen können.«
    Schweigend starrten ihn die Männer an.
    »Es ist genug«, sagte Brickley heiser. »Lange genug, viele Jahre, haben wir den Terror der Wolfsmenschen erduldet. Laßt uns Schluß machen mit dieser Brut des Satans!«
    »Und wie?« fragte Hugh Caidry laut. »Willst du hingehen und die Wölfe höflichst bitten, ihre Jagdgründe fürderhin woandershin zu verlegen?«
    »Narr«, murmelte Brickley. »Wir sollten diese verfluchte Burg ausräuchern und die Sippschaft da oben im Feuer schmoren lassen! Laßt uns hinaufgehen und …«
    »Zu den Wölfen?« unterbrach ihn Caidry. »Sind wir denn des Wahnsinns? Ohne mich!«
    »Ohne mich!« schlossen sich auch ein paar andere seinem Ausruf an. Sie alle fürchteten die Macht der Wolfsmenschensippe, sogar am hellen Tag!
    Zornig registrierte Brickley, wie die Männer sich zerstreuten.
    »Morgen oder in der nächsten Wolfsnacht kann es einer von uns sein, den sie holen!« schrie er ihnen nach. Doch die Männer hörten nicht auf ihn.
    Stan Brickley ballte die Fäuste. »Feiglinge!« schrie er den anderen hinterdrein. Doch niemand nahm ihm diese Beschimpfung übel.
    Ja, sie waren Feiglinge. Sie alle fürchteten die Werwölfe. Und sie alle hofften, dieser Raubzug sei der letzte gewesen, die Wölfe würden das Schloß verlassen, so wie sie vor Jahren gekommen waren, ohne daß jemand wußte, woher. Nur Brickley, in dessen Zuständigkeitsbereich als Ortsvorsteher dieses romantisch-verschlafenen Dorfes es fiel, das selbst für bessere Landkarten zu klein war, wußte, daß sie angeblich aus Rußland gekommen waren. Aus welchem Grund, entzog sich allerdings auch seiner Kenntnis.
    Sie hoffen es jedesmal, dachte er grimmig. Und jedesmal schlagen die Wölfe erneut zu. Holen sich Fremde oder Leute von uns. Es muß ein Ende finden!
    Er kehrte in sein kleines Haus zurück, schnappte sich das Gewehr und verließ das Dorf.
    Auch er selbst, gestand er sich ein, hatte Angst. Er war nicht so vermessen, ins Schloß eindringen zu wollen. Er wollte nur wissen, was aus den beiden jungen Leuten geworden war.
    Nach einer halben Stunde fand er den Morris am Wegrand, die Reifen zerfetzt. Die Fahrertür stand weit offen.
    Und vor ihr auf der Wiese lag der Boy. Er war tot, und seine Leiche zeigte, wer sein
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