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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien
Autoren: Werner Kurt Giesa
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irgendwie aus seinem Gehege hat befreien können.«
    Nicole wandte sich um und sah den ihnen hintendreintappenden Wolf an. »Es wird uns also kaum eine andere Möglichkeit bleiben, als dieses ausgewachsene Hündchen mitzunehmen.«
    »Oder zu Merlin zurückzuschicken«, grinste der Meister des Übersinnlichen, »bloß fürchte ich, daß der Transportweg eine Einbahnstraße war.«
    »Das«, gestand Nicole, »befürchte ich allerdings auch.«
    Sie waren vor dem gemeinsamen Schlafraum stehengeblieben, da sie sich spontan entschlossen hatten, aus der Nacht – zumindest den noch verbleibenden Stunden derselben – ein gemeinsames Erlebnis zu machen. Fenrir stellte sich an der Tür hoch und berührte die Klinke mit den Pfoten.
    »Nichts da, alter Räuber«, verwies Zamorra ihn. »Du bist zwar anscheinend nicht einer der Ungeschicktesten im Türen öffnen, aber was sich da gleich drinnen abspielt, ist erstens jugendgefährdend und zweitens nichts für Wölfe, die einem ohne Anmeldung ins Haus schneien. Kennst du das Schild an Warenhäusern? ’n Wauwau drauf und der Text: Wir müssen draußen bleiben!«
    Er stieß die Tür auf. Fenrir setzte sich auf den Korridor und winselte leise.
    »Sei doch nicht so herzlos«, sagte Nicole vorwurfsvoll. »Laß ihn mit hinein!«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Damit er es sich als erster auf dem weichen Bett bequem macht, und wir können sehen, wo wir bleiben! Nee, mein süßer Nacktfrosch, in einem Punkt hat Raffael recht: Wolf bleibt Wolf, und die suchen sich wie die Katzen immer die bequemsten Plätze aus.«
    Im nächsten Moment packte er zu, hebelte Nicole auf seine Arme und trug die überraschte zappelnde süße Last über die Schwelle des Schlafzimmers. Die Tür schloß er mit dem Fuß, hatte es nicht weit bis zum Bett und ließ sich mit seiner aufregenden Gefährtin einfach hineinfallen.
    Draußen legte sich Fenrir wie ein wohlerzogener Leibwächter quer vor die Zimmertür, legte den Kopf flach auf die ausgestreckten Vorderpfoten und dachte: Na, verstehen kann ich ihn schon! Wenn ich so eine reizende Wölfin bei mir hätte, würde ich auch keinen Menschen zuschauen lassen …
    Und draußen am Nachthimmel leuchtete fast gleißend hell der weiße Wolfsmond.
    ***
    Susy Carter stoppte mitten im Lauf, warf sich herum. Hinter ihr Ungeheuer und auch vor ihr … sie kesselten sie ein, wollten sie nicht entkommen lassen!
    »Warum?« schrie sie. »Was habe ich euch getan? Was wollt ihr von mir?«
    Schweigend kamen die finsteren Gestalten näher, deren Augen grell gelb leuchteten, wenn sie das Licht des weißen Wolfsmonds reflektierten.
    Wieder begann Susy zu laufen.
    Doch die Bestien der Nacht hetzten in weiten Sprüngen lautlos heran. Nicht einmal ein Wolfsknurren erklang. Nichts. Nur das leise Rauschen des aufkommenden Windes und die Sprunggeräusche!
    Susy keuchte. Wölfe … aber jener, der im Wagen gelauert hatte, war doch auch zur Hälfte Mensch gewesen! Schaudernd entsann sie sich daran, was die Leute im Dorf geraunt hatten. Mark und sie hatten darüber gelacht. Werwölfe … die gab es doch gar nicht!
    Und doch gab es sie. Hier waren sie, und sie hatten Mark auf dem Gewissen.
    Und jetzt wollten sie Sie!
    Susy stöhnte, sah sich gehetzt um. Wohin sollte sie fliehen? Nirgends war ein Haus zu sehen, in dem sie Schutz suchen konnte. Das Dorf lag zu weit entfernt. Sie würde es niemals rechtzeitig erreichen können. Und selbst die Burg war zu weit … und zu unheimlich. Denn Susy glaubte jetzt auch, daß die Werwölfe von dort kamen. Warum sollte ausgerechnet dieser Teil der Legenden nicht stimmen?
    Von den Seiten flogen die Bestien heran.
    Erschöpft blieb das Mädchen stehen. Sie konnte nicht mehr weiter. Es war aus.
    Gelb glühten die Augen im Mondlicht, und da sprang sie der erste Wolf an, schleuderte sie durch den Anprall seines Körpers zu Boden.
    »Nicht …« wimmerte sie.
    Der aufgerissene Rachen der Bestie schwebte jetzt direkt über ihrem Gesicht. Mit seinem Gewicht nagelte der Wolf sie auf dem Boden fest.
    Er stieß ein triumphierendes Heulen aus.
    ***
    Unten im Dorf hörten manche Menschen das Heulen. Es kam von weit her, von der Burg herab, und die wenigen, die es gewagt hatten, in dieser hellen Wolfsnacht die Fenster zumindest einen Spalt weit zu öffnen, erschauerten.
    Die Wölfe jagten wieder! Sie waren wieder herabgestiegen, um Opfer zu suchen … doch diesmal liefen sie nicht bis ins Dorf! Das Heulen kam von außerhalb!
    »Die beiden Verrückten«, murmelte
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