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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gähnen auf.
    »Nicht dein Geschmack? Na schön. Lassen Sie sich etwas einfallen, Raffael.«
    »Wenn es gestattet ist, Monsieur, werde ich noch in dieser Nacht nach Paris fahren, um den Finanzminister einzufangen und ihn dann morgen früh dem Wolf zu verfüttern«, sagte er mit sattem Grimm, weil er seit zwei Wochen an seiner Steuererklärung saß und immer wieder neue Fallstricke entdeckte, die das Finanzamt ihm präsentierte.
    Zamorra zuckte mit den Schultern und kehrte ins Bad zurück, um Nicole zu beruhigen. Fenrir legte sich derweil vor der Tür auf den Teppich und schloß die Augen, aber seine spitzen Wolfsohren verfolgten noch die kaum hörbaren Schritte des Dieners auf dem weichen Teppich, bis Raffael eine Tür hinter sich schloß und verschwand.
    Es ist nicht zu fassen! dachte Fenrir, und wäre er ein Mensch gewesen, hätte er vorwurfsvoll den Kopf geschüttelt. Da hätte dieser Mensch um ein Haar einen Telepathen erschossen!
    ***
    Susy Carter schrie. Sie sah die unheimliche Gestalt aus dem Wagen emporwachsen und nach Mark greifen. Das helle Mondlicht riß lange Arme und spitze Klauen aus der Dunkelheit. Mark schlug um sich und sprang zurück, aber das unheimliche Wesen, dessen Augen grell glühten, setzte nach.
    Susy sah eine lange, kantige Schnauze, die aufgerissen wurde, und ein lautes, gefährliches Grollen drang aus einer unmenschlichen Kehle. Mark schlug erneut zu, aber er stürzte, und dann lag der Unheimliche über ihm.
    Susy stand wie gelähmt.
    Sie wollte etwas tun, wollte Mark helfen, aber sie konnte es nicht. Die Furcht, der Schock über das Aussehen des bizarren Gegners, der im Wagen gelauert hatte, die unheimlichen Ereignisse, die diesem Horror vorausgegangen waren – das alles lähmte ihren Denkapparat, ihre Reaktionen. Aus in panischem Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte sie Mark an, der verzweifelt mit dem Unheimlichen rang. Ein seltsames … Ding! Ein Zwittergeschöpf, das der Hölle direkt entsprungen sein mußte.
    Marks Bewegungen erlahmten. »Susy!« keuchte er. »Lauf weg … schnell! Flieh …«
    Seine Stimme ging in ein verzweifeltes Gurgeln und Röcheln über, und als sich jetzt der Unheimliche von Mark löste und sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, sah sie etwas von seiner Schnauze abtropfen, Mark Bowden aber rührte sich nicht mehr.
    Das Mondlicht beleuchtete die seltsame, bizarre Gestalt.
    Fast ein Mensch … gute zwei Meter aufragend, mit einem peitschenden Schweif … und auf den Schultern saß ein gigantischer, gefährlicher Wolfskopf!
    »Nein!« kreischte Susy, dem Wahnsinn nahe, und wußte, daß Mark sie nie mehr küssen würde. Mark mußte tot sein, gemordet von dieser Ausgeburt der Hölle.
    Schreiend warf sie sich herum und begann zu laufen. Irgendwohin, in die Nacht hinaus, und als sie sich umsah, erkannte sie, wie der Mann mit dem Wolfsschädel sich auf alle viere niederließ und ihr nachtrottete.
    Schon wollte sie aufatmen, weil er sie in diesem gemächlichen Tempo niemals einholen konnte, aber da sah sie das andere.
    Am Waldrand des Hügel-Hanges … und zwischen den Büschen am Fluß.
    Gelbe Augen, die gefährlich grell aufglommen und sich in Bewegung setzten …
    Die Kreaturen der Finsternis hatten die Jagd eröffnet!
    ***
    »Tja«, sagte Nicole schließlich, als sie zu ihrem Schlafraum zurückkehrten. »In gewisser Hinsicht ist Fenrir ein kleines Problem.«
    Zamorra nickte. »Genauer gesagt, Fenrir und Raffael«, ergänzte er. »Ich glaube kaum, daß die beiden sich sonderlich schnell aneinander gewöhnen werden – das heißt, Raffael nicht an Fenrir. Ihm fehlt jenes Schlüsselerlebnis in der Stadt der toten Seelen, das uns und den Wolf einander nähergebracht hat.«
    Gelassen trottete die vierbeinige Hälfte des Problems hinter ihnen her über den Korridor.
    »Und morgen«, sagte Nicole, »reisen wir nach England, zu Lykows Schloß. Ein paar Tage werden es wohl werden. Preisfrage: was geschieht derweil mit Fenrir? Raffael ist eine treue Seele, aber Fenrir ist ein Wolf, und es könnte sein, daß sich ein vergiftetes Fleischstück in seinem Freßnapf findet. Wobei ich Raffael sogar nur lautere Motive zubillige; er sieht in jedem Wolf nun mal seinen Feind, und Wolf ist Wolf.«
    Fragend hob Nicole die Schultern.
    »Es ist eine uralte Sache«, sagte Zamorra leise. »Raffael spricht nie darüber, und ich weiß es nur rein zufällig von einem seiner privaten Bekannten. Raffael ist in seiner Kindheit im Zoo von einem Wolf angefallen worden, der sich
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