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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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und nimm die Finger weg«, zischte sie. »Du tust mir weh.«
    Aber er dachte nicht daran, loszulassen.
    »Finger weg, junger Mann«, befahl jetzt energisch der Mann, den sie mit Giles angesprochen hatte.
    Der andere bekam einen roten Kopf und begann wie ein Rohrspatz zu schimpfen. Giles sagte gar nichts. Er stand auf und machte Miene, sich den Lümmel vorzuknöpfen. Jetzt waren auch die anderen Gäste aufmerksam geworden, und alle redeten plötzlich durcheinander. Erst allmählich beruhigten sich die Gemüter wieder. Nur der junge Mann grollte wie ein Kater und leerte mit mürrischem Gesicht sein Glas auf einen Zug. Dann winkte er dem Kellner. Wenn er so weitermachte, würde er bestimmt nicht gut nach Hause kommen.
    Wir hatten bereits den dritten Hula-Cocktail, und das Zeug begann, mir zu Kopf zu steigen. Außerdem ward der Spaß zu teuer. Das Einzige, was mich noch festhielt, war die Tatsache, dass die blonde und anscheinend jüngere Schwester Gefallen an mir gefunden zu haben schien. Wenigstens lachte sie dauernd herüber, aber sie war in einer Stimmung, in der sie wahrscheinlich mit jedem gelacht hätte. Wir waren im Begriff, zu zahlen, als unseren Nachbarn der gleiche Gedanke kam. Es war die schwarze Nadine, die die Rechnung verlangte und einen Scheck ausschrieb, dessen Höhe ich nur schaudernd ahnen konnte.
    Während wir unsere verhältnismäßig bescheidene Rechnung beglichen, brach die ganze Bande auf. Wir folgten in kurzem Abstand. An der Garderobe gab es noch ein gewaltiges Gelächter. An ihren Mänteln sah ich, dass Geld bei ihnen keine Rolle spiele. Nadine ließ sich von ihrem Kavalier in einen sagenhaften Blaunerz helfen, während ihre Schwester, die Patsy gerufen wurde, ein Chinchilla-Cape über die Schultern warf.
    Phil pfiff anerkennend. Wir zogen unsere Mäntel an und traten hinaus auf die Straße, wo gerade ein mächtiger Rolls Royce Silver Wraith vorfuhr. Dahinter kam ein Chrysler, und die Gesellschaft verteilte sich auf die beiden Wagen. Nadine wollte das Steuer des Rolls übernehmen, wurde aber von ihrem Begleiter freundlich auf den Beifahrersitz geschoben. Die anderen stiegen in den zweiten Wagen, und dann brausten sie ab.
    Auch wir machten, dass wir endlich nach Hause kamen. Zuerst setzte ich Phil ab, und eine halbe Stunde später lag ich im Bett.
    ***
    Als ich erwachte, hatte ich den Abend fast vergessen. Immerhin war ich noch etwas müde und trank darum eine Tasse besonders starken Kaffee.
    Kurz vor neun Uhr war ich im Office. Phil war noch nicht da. Wie üblich, warteten ein paar Besucher, aber die Sorte kannte ich bereits. Es waren Leute, die glaubten, das FBI wäre so was wie ein Mädchen für alles. Meine erste Besucherin war eine alte energische Dame, die behauptete, ihre Tochter sei entführt worden und Entführung sei eine Bundessache. Es stellte sich aber heraus, dass besagte Tochter bereits 35 Jahre alt war und es für gut befunden hatte, gegen den Willen der Mutter zu heiraten. Es kostete mich einige Mühe, sie loszuwerden, aber ich brachte es fertig.
    Gerade hatte ich sie hinausbugsiert, als Phil Decker eintrudelte.
    »Wir sollen sofort zu Mister High kommen«, sagte er. »Ist anscheinend was los.«
    Mr. High, der Chef des Federal Bureau of Investigation, New York District, war offensichtlich schlechter Laune.
    »Ich habe da soeben ein Telefongespräch mit Mister Wagner geführt«, sagte er. Mr. Wagner ist der Bürgermeister unserer hübschen Stadt. »Er bittet darum, dass wir uns eines prominenten Mitbürgers annehmen. Da der Mann einer der besten Steuerzahler von New York ist und über allerhand Verbindungen verfügt, konnte ich nicht ablehnen.«
    Mr. High strich sich mit seiner schmalen, gepflegten Hand über das Haar.
    »Ja, Chef. Um Wen handelt es sich?«, fragte ich.
    »Mister Nataniel Parker ist achtzig Jahre alt, ungefähr hundertfacher Dollarmillionär und war sechsmal verheiratet. Von den fünf ersten Frauen ließ er sich scheiden, nicht ohne sie sehr großzügig abzufinden, die sechste starb vor einigen Jahren. Dieser Mister Parker hat zwei Töchter und von jeder dieser Töchter ein Enkelkind. Gestern erhielt er einen Brief, in dem ihm mit Entführung eines dieser beiden Enkelkinder gedroht wurde, falls er nicht eine Million bezahle.«
    »Warum tut er das denn nicht? Er hat doch Geld genug«, sagte Phil.
    »Mister Parker ist trotz seines großen Vermögens etwas schwierig, wenn es sich um Geldsachen handelt«, lächelte Mr. High. »Er zieht es vor, den Schutz der
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