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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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Anhang bekannt machen? Ich möchte, dass Sie sich die ganze Gesellschaft mal ansehen. Ich habe nicht die Absicht, ein Geheimnis daraus zu machen, wer Sie sind. Vielleicht ist es sogar besser, wenn man weiß, dass ein paar G-men sich um den Fall kümmern.«
    Er drückte auf den Klingelknopf, und der Butler mit dem Holzgesicht erschien so schnell, als habe er vor der Tür gestanden.
    »James, bringen Sie etwas zu trinken und bestellen Sie den ganzen Zirkus hierher. Sagen Sie, ich hätte keine Lust, lange zu warten.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Ein ulkiger Vogel«, meinte Phil, als der Butler den Raum verlassen hatte.
    »James ist eine Maschine«, sagt der Alte ironisch. »Ich habe ihn vor fünf Jahren gelegentlich eines Europatrips einem englischen Lord aufgekauft, der so heruntergekommen war, dass er sein uraltes Schloss gegen Geld zur Besichtigung freigegeben hat. Er hatte nicht mehr als dieses Schloss und das Museumsstück von Butler. Ich zahlte ihm soviel für James, dass er fünf Jahre zu leben hat, und James selbst bezieht das Gehalt eines Bankdirektors. Ich glaube, er ist der einzige Mensch, dem ich vertrauen kann. Nicht etwa, weil er so ehrlich, sondern so verknöchert ist, dass er gar nicht auf die Idee kommen würde, mir einen Streich zu spielen.«
    Der alte Knabe begann, mir zu gefallen. Auf jeden Fall war er ein Original und außerdem bestimmt ein Despot. Die Art, wie er von seinen Töchtern und »deren Anhang«, redete, zeigte, wie sehr er sich daran gewöhnt hatte, seine Umwelt zu verachten.
    James hatte den schwarzen Bratenrock mit einer blendend weißen Jacke vertauscht. Er schob die Bar vor sich her, als wäre sie ein Juwelenschrein. Mir gefielen die zahlreichen Flaschen auserlesener Schnäpse besser als Diamanten und Perlen.
    Es klopfte.
    »Come in«, rief der alte Herr.
    Die Tür wurde leise und fast zaghaft geöffnet. Eine Gruppe von Leuten, deren Gesichter ich mit einer Ausnahme bereits kannte, stand einen Augenblick unschlüssig. Sie schienen alle einen heillosen Respekt vor Mr. Nataniel Parker zu haben. Nur ein kleines Mädchen mit braunen Locken und grünen, leicht geschlitzten Augen war vergnügt und zutraulich.
    »Hallo, Grandpa«, rief sie und lief auf ihn zu.
    Das Gesicht des Alten verzog sich zu einem zärtlichen Lächeln. Er nahm die Kleine in den Arm und ließ sich von ihr abküssen. Entweder liebte das Mädchen ihn wirklich, oder sie war eine gute Schauspielerin.
    Inzwischen waren die anderen hereingekommen. Ich erkannte Nadine und ihre Schwester Patsy ebenso wie die vier jungen Männer. Nur der Herr mit den grauen Schläfen fehlte.
    »Setzt, euch schon und steht nicht herum, wie die Ölgötzen«, befahl Parker. »Diese beiden Herren möchten eure Bekanntschaft machen. Es sind Beamte des FBI, G-men, wie man so sagt. Wenn ihr genau hinseht, könnt ihr unter der linken Schulter die Umrisse der Pistolen erkennen. Wo sind eigentlich deine verschiedenen Kindermädchen, Cilly?«
    »Julie ist oben geblieben. Ich habe ihr gesagt, ich brauche sie nicht. Die beiden Männer sind viel aufregender.« Sie lachte.
    »Und wo hast du die gelassen?«
    »Der eine steht vor der Tür und der andere draußen vorm Fenster, damit ich nicht gestohlen werde«, plapperte sie übermütig.
    Die anderen teilten diese Heiterkeit nicht. Sie machten den Eindruck, als ob sie sich alles andere als wohlfühlten. Patsy, die blonde, jüngere Schwester, hatte mich zweifellos wiedererkannt.
    Zuerst runzelte sie die Stirn, als wolle sie nachdenken, dann wurde sie plötzlich rot und sah weg.
    »Das ist Nadine, meine älteste Tochter, und das hier Cilly, ihr hoffnungsvoller Sprössling. Hier haben Sie Patsy und daneben ihren Mann John Windlass. Hallo, John, was machen die Geschäfte? Ich habe gedacht, du wärst um diese Zeit an der Börse.«
    Der junge Mann wurde verlegen und stammelte irgendetwas, aber sein Schwiegervater unterbrach ihn.
    »Was macht denn Robby? Ich habe ihn schon zwei Tage nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Er ist so schrecklich wild, Daddy. Wir wollten dir die Unruhe ersparen«, antwortet Patsy Windlass im Ton eines kleinen Mädchens, das sich beliebt machen will.
    »Lächerlich, wild. Ich bitte mir aus, dass mir der Junge jeden Tag vorgeführt wird. Ich muss mich davon überzeugen, dass ihr ihn nicht vernachlässigt.«
    Patsy wollte aufbrausen, aber ihr Mann legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. Sie biss sich auf die Lippen und schwieg.
    »Wie der Rest heißt, weiß ich nicht«, sagte Mr. Parker nachlässig.
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