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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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allein. Glücklicherweise würden wir sie, wenn wir das Tempo hielten, in spätestens zehn Minuten eingeholt haben.
    Der Verkehr auf den Straßen ließ nach, die Häuser standen in Abständen. Wir näherten uns dem Stadtrand. Nora sechs war jetzt keine Meile mehr von uns entfernt, aber der Wagen war nicht stark genug, um mit dem Rolls Schritt halten zu können. Zwei Minuten später hatte ich ihn überholt, und dann sah ich in der Ferne das rote Rücklicht. Schon lange hatten wir Rotlicht und Sirene abgeschaltet. Wir konnten nicht mehr weit von dem Treffpunkt entfernt sein.
    Ich dirigierte einen unserer Wagen auf die Parallelstraße zur Linken und beorderte einen zweiten, mit einer Meile Abstand hinter und zu bleiben. Den dritten hielt ich für alle Fälle bei mir.
    Die Nacht war stockfinster. Es begann zu nieseln. Der Highway war glatt wie eine Rutschbahn. Der Rolls vor mir verminderte seine Fahrt und ich tat dasselbe. Dann drang Phils Stimme laut aus dem Mikrophon:
    »Rolls passiert soeben in langsamer Fahrt… Biegt links ein.«
    »Bleib, wo du bist«, rief ich und schaltete die Scheinwerfer aus. Mein Trabant machte es mir nach. Nur noch die Lichter des Rolls waren zu sehen. Er fuhr langsam und holperte nach links hinüber.
    »Hallo, Nora zwei ruft Nora vier! Achtet auf Wagen in Höhe Danbury, querfeld südlich.«
    Sofort kam es zurück:
    »Nora vier sieht Scheinwerfer. Hat selbst abgeblendet.«
    Patsy konnte uns jetzt nicht mehr entkommen, und wenn die Kidnapper sich mit ihr treffen wollten, so mussten sie uns ebenfalls ins Garn gehen. Ich hatte auf der Straße gestoppt. Zwar hätte mich auch auf dem Feldweg niemand sehen können, aber der war so uneben, dass das Geräusch weithin zu hören war. Ich konnte nichts tun, als abzuwarten.
    In diesem Augenblick brach der Mond durch die Wolken. Rechts von mir war der Atlantik und links ebenes, nur mit wenigen Büschen und vereinzelten Baumgruppen bestandenes Gelände. Wieder schwenkte der Rolls links ein. Er passierte eine Baumgruppe. Die Scheinwerfer erloschen für einen Augenblick und flammten wieder auf. Es sah aus wie ein Signal.
    Im gleichen Augenblick legte Patsy Windlass Tempo zu. Ich sah, wie der Wagen durch und über die Schlaglöcher flog. Dann riss sie das Steuer nach links, wo ein anderer Feldweg auf die Straße zurückführte.
    Während ich ihr verblüfft nachsah, erhielt ich einen Puff in die Seite.
    »Sehen Sie da drüben«, rief Walther.
    Nur vom unsicheren Mondlicht angestrahlt kam ein kleiner Kraftwagen hinter einer Baumgruppe hervorgeschossen. Es war genau die Stelle, an der Patsy ihre Scheinwerfer abgeblendet hatte. Jetzt begriff ich, dass ich mich trotz allem hatte hineinlegen lassen. Sie hatte die Gangster nicht getroffen, wie ich voraussetzte, sondern das Lösegeld an einem vorher verabredeten Platz abgeworfen.
    In dem dunklen Gefährt, das eine gute Meile entfernt sicher über das unebene Gelände schoss, saß der Kidnapper, der soeben die drei Millionen kassiert hatte. Ich gab Gas und schaltete. Zugleich brüllte ich meine Anweisungen in das Funkgerät. Phil sollte Patsy folgen, denn es war anzunehmen, dass sie unterwegs war, um Robby und Doris Fink zu übernehmen.
    Der Wagen auf der Parallelstraße und ich hatten nun das Gangsterauto zwischen uns, aber es war zu weit, um es mit dem Scheinwerfer oder mit dem Suchlicht zu fassen. Ich sah nur, wie das Wild einen Haken schlug und in Richtung auf den Weg, der von dem Wegweiser querfeldein ging, davonstob.
    Ohne Beleuchtung konnte ich es nicht schaffen. Jetzt gab es kein Verstecken mehr. Ich schaltete die Lampen ein und trat den Gashebel durch. Langsam holte ich auf. Im Wagen muss man etwas gemerkt haben. Auch er erhöhte sein Tempo. Ich sah noch, wie er nach rechts einschwenkte, und dann zog eine Wolke über den Mond. Er war verschwunden.
    Jetzt sah ich den Wegweiser hell vor mir aufleuchten. Ich riss das Steuer herum. Es war eine Höllenfahrt. Plötzlich sprang die Türe eines Vorgartens auf. Zwei Gestalten rannten heraus, und ich sah, dass sie verzweifelt winkten. Das galt mir.
    Ich bremste.
    Ein alter Mann eilte stolpernd auf mich zu. Eine Frau stand vor der Tür.
    »Da vom sind sie«, schrie der Alte. »Sie haben das Kind und das Mädchen im Wagen. Sie werden sie umbringen. Machen Sie schnell.«
    Ich fragte nicht lange. Jetzt sah ich von drüben die Lampen, die von der Straße her auf uns zutanzten, und hinter mir hörte ich Motorengeräusch anderer Wagen.
    Weiter… Schneller! Die Nacht war
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