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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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nur mal sehen, ob die beiden Männer merken, wenn ich einfach in den Garten gehe. Sie haben nichts gemerkt. Sie sind dumm.«
    »Ja, und was dann?«
    Cilly schien überhaupt nicht begriffen zu haben, was vorgegangen war.
    »Es kam einer und erschreckte mich. Er hatte eine schwarze Maske im Gesicht und war schrecklich groß. Er lief hinter mir her, aber ich kann sehr schnell laufen. Dann fiel ich hin, und da habe ich so laut geschrieen, wie ich konnte.«
    »Und wo blieb der Mann?«
    »Er kletterte da rauf und war weg.«
    In diesem Augenblick erschienen die anderen. Sie waren alle außer Atem und redeten aufgeregt durcheinander. Nadine riss ihr Töchterchen in die Arme, als wolle sie sie jetzt noch vor der Gefahr beschützen, die ja vorüber war. Um uns kümmerte sich niemand. Der ganze Trupp mit Cilly und ihrer Mutter an der Spitze kehrten in das Haus zurück.
    Ich winkte dem Pinkerton-Mann.
    »Ich bin Cotton vom FBI. Hat die Kleine Ihnen schon öfter solche Streiche gespielt?«
    »Sie hat es wenigstens versucht. Wir sind ja erst seit gestern Mittag hier, aber es ist ein höllischer Job. Dieses Kind ist ein wahrer Teufel. Es tyrannisiert jeden mit Ausnahme ihres Großvaters, dem gegenüber markiert es das unschuldige Lämmchen. Die Kleine hat ein Kindermädchen, das sie zur Verzweiflung bringt. Sie weiß ganz genau, dass niemand ihr was tun darf, und dabei wäre eine Tracht Prügel das Einzige, was helfen könnte.«
    Ich kannte diesen Typ von Kindern wohlhabender Leute - Rangen, die tun und lassen können, was sie wollen. Man nennt das moderne Erziehung, aber es ist einfach ein Verbrechen. Dann wundem sich die Eltern, wenn die Gören eines Tages vor dem Jugendrichter stehen, weil sie irgendwas Unglaubliches ausgefressen haben.
    Phil stand drüben an der Mauer und untersuchte die Strickleiter. Er betastete die hölzernen Sprossen und schüttelte den Kopf. Ich trat zu ihm und wusste sofort, was ihm zu denken gab. Die Leiter war neu, und die Sprossen waren vollkommen sauber. Dabei hätten sie schmutzig oder zumindest feucht sein müssen.
    »Man könnte meinen, der Kerl hätte seine Schuhe ausgezogen, bevor er hinaufkletterte«, brummte mein Freund.
    »Ich weiß überhaupt nicht, wozu er eine Leiter nötig hatte. Die Mauer ist doch nicht viel höher als zwei Meter«, sagte der Pinkerton-Mann, legte die Hände auf die obere Kante, gab sich einen Ruck und schwang sich hinüber.
    Ich machte das Gleiche mit dem Unterschied, das ich oben sitzen blieb. Jetzt sah ich, dass die Leiter nur lose über die Mauer geworfen worden war. Das bewies, dass wenigstens zwei Leute an der versuchten Entführung beteiligt gewesen waren. Während der eine festhielt, war der andere hinübergeklettert. Wie er das allerdings mit einem achtjährigen, sich wehrenden Kind hatte fertig bringen wollen, war mir schleierhaft. Viel einfacher wäre es gewesen, die Kleine über die Mauerkante zu reichen und selbst hinterherzuspringen. Da Cilly den Kerl als »schrecklich groß« bezeichnet hatte, wäre die Mauer für ihn kein Hindernis gewesen.
    Dagegen wies die schwarze Maske darauf hin, dass Cilly den Verbrecher von Ansehen gekannt haben musste, sonst hätte er es nicht nötig gehabt, sich zu maskieren. Die Sache war sehr stümperhaft vorbereitet, und noch stümperhafter durchgeführt worden. Das jedoch passte wieder nicht zu dem Brief, der außerordentlich geschickt abgefasst worden war. Ich überlegte mir auch, wieso die Burschen gewusst hatten, dass sie Cilly ohne Bewachung im Garten antreffen würden. Möglicherweise hatten sie einfach auf der Lauer gelegen. Sie mussten auch darüber orientiert gewesen sein, dass Parker sich an den Bürgermeister und an das FBI gewandt hatte, denn die Zahlungsfrist war ja noch nicht verstrichen.
    Das alles ging mir im Kopf herum, während wir den Boden nach Fußspuren absuchten. Auf der Innenseite im Garten war nicht das Geringste zu finden. Draußen lief nur ein schmaler Weg zwischen zwei Gartenmauern hindurch. Auf denen waren eine Menge Abdrücke vorhanden. Ein paar liefen auch unmittelbar an der Mauer vorbei, aber das waren Spuren von hochhackigen Damenschuhen.
    Der Weg war breit genug, sodass ein kleiner Wagen ihn passiert haben könnte, aber es gab keine Reifenspuren, und bis zur Straße waren es gut fünfhundert Fuß. Hatten die Burschen etwa die Absicht gehabt, das Kind bis dahin zu tragen und das am hellen Tag? Ich hatte noch niemals einen blödsinnigeren Entführungsversuch erlebt.
    Wir nahmen die Leiter mit und
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