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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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wenigstens die Schüsse hören, mit denen Dillinger mich auslöschte. Wahrscheinlich blieb der Frau dann auch keine Chance, aber der Arzt und seine Familie waren gerettet.
    Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass auf dem Weg in die Stadt etwas passieren würde, das Dillinger an der Ausführung seines Vorhabens hinderte. Er war zu geschickt und gerissen, und er hatte alles Glück der Hölle. Es gibt Situationen, in denen auch ein G-man zum Aberglauben neigt, und das hier war eine solche Situation. John Dillinger Nr. 2 durfte das Haus nicht mehr frei verlassen, sonst würden noch mehr ermordete Menschen seinen Weg bezeichnen.
    Ich spürte eine leise Bewegung, und als ich den Kopf anhob, sah ich, dass Ann sich auf ihrer Couch aufgerichtet hatte und langsam, den Blick starr auf Dillinger gerichtet, aufstand. Sie kam auf die Füße, ohne dass der Gangster sich gerührt hatte, und dann bewegte sie sich lautlos und ohne den Blick von Dillinger zu lassen auf mich zu.
    Verzweifelt bemühte ich mich, ihr verständlich zu machen, sie solle versuchen, die Maschinenpistole am Schrank zu holen, aber sie sah mich nicht einmal an, sondern kam, den Gangster immer im Blick, zu mir. Dann, als sie nahe neben mir war, ließ sie sich behutsam auf die Knie nieder. Sie schob den Kopf ganz eng an den meinen, sodass Wange an Wange lag.
    »Was soll ich tun?«, hauchte sie.
    »Können Sie mich befreien?«
    »Nein! Zuviel Geräusch!«
    »Können Sie mit einer Maschinenpistole umgehen?«
    »Nein!«
    »An der linken Seite ist ein kleiner Hebel zur Sicherung. Drücken Sie ihn herunter und berühren Sie den Abzug. Sie müssen die Waffe sehr festhalten.«
    »Kann… sie… nicht… erreichen«, hauchte sie.
    »Ich verschaffe Ihnen die Gelegenheit. Sie müssen ihn in den Rücken schießen. Denken Sie an den Arzt! Er hat Kinder. Ich gebe Ihnen ein Zeichen. Morgen, wenn Hunter aus dem Haus ist.«
    »Ja…«, flüsterte sie.
    Sie wollte sich auf richten. Dabei knackte eine Diele. Ann warf sich neben mich und presste ihre Lippen auf die meinen. In der gleichen Sekunde polterte der Stuhl Dillingers um. Mit einem Sprung war der Gangster bei uns, packte die Frau bei den Haaren, riss sie zurück und schleuderte sie in das Zimmer hinein. Er griff nach meiner Fesselung und stutzte, als er sie unberührt fand.
    »Was wolltest du bei ihm?«, schrie er Ann an.
    Die Frau richtete sich auf. »Hast du es nicht gesehen? Ich habe ihn geküsst«, antwortete sie. Ihre Augen funkelten. »Ich liebe ihn.«
    Er ging auf sie zu und schlug ihr ins Gesicht.
    »Lüge nicht!«, brüllte er.
    Sie fauchte wie eine Katze. »Das ist keine Lüge! Ich liebe ihn, verstehst du. Er ist ein anständiger Mensch. Darum liebe ich ihn. Und weißt du, aus welchem Grund ich ihn noch liebe? Weil du ihn und mich gemeinsam umbringen wirst. Darum liebe ich ihn auch, du Mörder.«
    Dillinger stand zwei Herzschläge lang reglos, und ich fürchtete, dass er Ann noch einmal schlagen würde, aber plötzlich lachte er hart auf, wandte sich mir zu und sagte: »Gratuliere zu deiner Eroberung, G-man. Sie ist ein prächtiges Mädchen. Ich weiß es selbst am besten.«
    Er lachte auf eine dreckige und gemeine Weise. Ann warf sich wortlos auf ihre Couch. Wenig später war Bill Hunter zurück.
    ***
    Ich stand in dem fensterlosen Waschraum. Die Tür war offen, und Dillinger selbst stand in der Diele. Hunter lag im Schlafzimmer und schnarchte.
    Ich beendete meine Toilette und kam in die Diele. Dillinger stoppte mich mit einer Bewegung des MP-Laufes, stieß mit dem Fuß die Schlafzimmertür auf und rief: »Bill, steh auf und geh ins Badezimmer.«
    Ich hörte, wie Hunter ächzte und fluchte. Von der Straße her drang auch heute das Geräusch der Ausschachtungsarbeiten.
    Eine Viertelstunde später befanden sich alle wieder im Wohnzimmer, die beiden Gangster gemeinsam am Tisch, während ich auf der Couch saß.
    Dillinger goss den Kaffee in sich hinein wie Wasser.
    »Du fährst jetzt noch einmal in die Stadt und rufst den Doktor an«, setzte er seinem Kumpan auseinander. »Du sagst, dass du dich zu der Operation entschlossen hättest, dass du ihn aber vorher gern noch einmal sprechen würdest, aber nicht vor acht Uhr abends kommen könntest. Auf diese Weise wirst du hören, ob er am Abend zu Hause ist. Dann kommst du zurück.«
    Er grinste und warf einen Blick auf mich. »Ich muss nämlich noch einmal schlafen, bevor wir starten. Gestern haben Ann und der G-man meine Müdigkeit schon zu einem kleinen Flirt
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