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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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dich an der nächsten Straßenecke, auch wenn dein Gesicht nicht bekannt ist. Auf eigene Faust machst du deinen ersten Fehler nach zwanzig Schritten. Bill, ich habe uns aus der Mitte von zweihundert Cops herausgelotst. Ich habe Waffen aus einem Cop-Magazin gestohlen. Ich habe eine Bank ausgeräumt, und ich habe einen Streifenwagen beschafft, als wir einen brauchten. - Glaubst du nicht, ich würde uns nicht auch aus diesem Haus wieder rausbringen?«
    Hunter nickte gehorsam wie ein Schüler bei den Worten des Lehrers. Ich hatte den Eindruck, als übe Dillingers Persönlichkeit eine überragende, fast eine hypnotische Kraft auf ihn aus.
    Der Gangster erhob sich.
    »Ich gehe ins Schlafzimmer«, sagte er. »Lass keinen Blick von dem G-man.«
    Er nahm eine der Maschinenpistolen mit. Die andere blieb an dem vorgesehenen Platz. Hunter hielt die seine über den Knien.
    Ich lag auf dem Rücken und sah geradeaus gegen die Decke, aber in meinem' Gehirn begann es zu arbeiten.
    Hunter war leichter zu überrumpeln als sein Chef, und wenn es jetzt auch noch zu früh war, es wieder zu versuchen, einmal musste ich es noch probieren. Jede Wachsamkeit schläft nach einer gewissen Zeit ein, wenn sich nichts ereignet hat.
    Auch mit der Frau konnte ich rechnen. Ich musste eine Möglichkeit finden, mit ihr zu sprechen, ohne dass die Gangster unser Gespräch verstanden. Freilich wusste ich nicht, wie ich diese Gelegenheit schaffen sollte. Sie ließen uns ja nicht aus den Augen.
    Besser wäre es selbstverständlich, wenn ich nachts meinen Versuch starten könnte, aber Dillinger würde wahrscheinlich nie darauf verzichten, mich zu fesseln. Wenn Ann während des Tages ein Messer in meine Nähe schmuggeln konnte, dann hatte ich nachts eine Chance.
    Auch einen Begriff von der Umgebung des Hauses musste ich mir schaffen. Das Wohnzimmer lag an der Hinterfront. Die Vorhänge waren den ganzen Tag über geschlossen geblieben. Weder Hunter noch Dillinger würden zulassen, dass ich die Vorhänge zurückzog. Auch in diesem Punkt musste Ann mir helfen.
    Ich begann an Phil, Mr. High und die Kollegen vom FBI zu denken. Klar, dass der Chef und Phil die Welt auf den Kopf stellen würden, um mich zu finden, aber ich sah nicht, was sie tun konnten, nachdem es Dillinger einmal gelungen war, unbemerkt in dieses Haus zu schlüpfen. Die Befürchtung des Gangsters, dass Cops jedes einzelne Haus abklopfen würden, war unsinnig. Eine solche Maßnahme konnte einfach nicht durchgeführt werden.
    Es blieb die Möglichkeit, dass Phil, wenn er Dillingers Leben durchforschte, auf die alten Beziehungen zu Ann stoßen könnte. Die Chance war schwach, und wenn sie überhaupt bestand, so konnte es Wochen dauern, bis Phil sie entdeckte.
    Ann kam herein. Sie räumte das Geschirr auf ein Tablett und ging dann an das Fenster. Mit energischen Griffen zog sie die Vorhänge zurück.
    »Lassen Sie das«, bellte Hunter, aber sie antwortete furchtlos und energisch: »Man erstickt hier ohne Licht und Luft. Außerdem fällt es auf, wenn die Vorhänge ständig vorgezogen sind.«
    Hunter wagte keine Widerrede. Ich suchte Anns Blick und nickte kaum merklich mit dem Kopf, um ihr zu verstehen zu geben, dass es richtig sei, die Vorhänge zurückzuziehen. Sie stutzte, nahm dann das Tablett und ging wieder.
    ***
    Erst eine Stunde später richtete ich mich auf. Immer noch hingen Gardinen vor dem Fenster, aber sie waren dünn genug, dass ich hinaussehen konnte. Sehr erfreulich war der Anblick nicht, der sich mir bot. Kein Haus lag in Sichtweite. Eine Art Feld, das aber nicht bebaut war, schloss sich an das Haus an, und erst in rund dreihundert Yärds Entfernung wuchs niedriges Gebüsch, das dann allmählich in Wald überging. Wenn es mir jemals gelingen sollte, durch dieses Fenster zu entkommen, so hatte ich dreihundert Yards deckungsloses Gelände zu überqueren. Keine sehr glänzende Aussicht mit einem Schützen von Dillingers Sicherheit im Rücken.
    Die Stunden schlichen dahin. Ann kam aus der Küche, setzte sich mit einem Buch in der Hand in einen Stuhl und versuchte zu lesen. Hunter blieb in krampfhafter Wachsamkeit neben der Tür sitzen. Ich sah, dass auch ihm die Zeit zu langsam verging und dass er ständig nervöser wurde. Er atmete auf, als Dillinger am späten Nachmittag wieder aus dem Schlafzimmer auf tauchte, sich reckte und sagte: »Ich habe großartig geschlafen. Leg dich hin, Bill. Du musst nachher in die Stadt.«
    »Ich kann jetzt nicht schlafen, John!«
    Dillinger schickte Ann in
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