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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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entgegengenommen. Ferner verweist das FBI auf die Steckbriefe, die ab heute Mittag in allen Orten der Staaten New York, Pennsylvania, New Jersey und Massachusetts angeschlagen werden.«
    ***
    Alle hatten wir aufmerksam zugehört. Auf Dillingers Gesicht lag ein Abglanz unerhörter Eitelkeit. Er sah aus, als genieße er die Worte des Sprechers wie ein Glas Sekt. Ich begriff, dass John Dillinger Nr. 2 nicht mit normalen Maßstäben zu messen war. Er beging seine Verbrechen aus einem Antrieb, der einem kranken Geist entsprang.
    Die Nachrichten waren zu Ende. Man sendete Musik.
    »Schalte ab!«, befahl der Gangster Ann. Sie gehorchte. Dillinger maß mich mit einem Blick.
    »Du und ich«, sagte er, »sind jetzt sehr berühmt. Wir erscheinen jede Stunde einmal auf den Fernsehschirmen, öfter als der Präsident der Staaten während seiner ganzen Amtszeit.«
    »Ich bin nicht stolz darauf«, antwortete ich, »aber deinem Größenwahn scheint es gut zu tun.«
    Der selbstzufriedene Ausdruck seines Gesichtes verschwand schlagartig. Er sprang hoch, dass das Geschirr auf dem Tisch klirrte, riss die Maschinenpistole, die am Tischbein lehnte, an sich und schlug sie gegen mich an. Der Sicherungs--flügel knackte, und ich dachte, dass jetzt eine ratternde Serie mich auslöschen würde.
    Ich löste den Blick nicht von Dillingers Augen, in denen die Flamme loderte, die sonst nur hinter der grauen Scheibe der Iris zu glimmen schien wie ein Feuer hinter dickem Glas.
    »Schieß nicht, John!«, schrie Hunter. »Man könnte es hören!«
    Ich weiß nicht, ob es der Ruf oder irgendetwas anderes war, was Dillinger bewog, die MP sinken zu lassen. Ich sah, dass die Flamme erlosch, wieder zum glühenden Punkt wurde, aber der Atem des Mannes ging noch stoßweise, als er sagte: »Hüte deine verdammte Zunge besser, G-man, w&nn du noch ein paar Tage leben willst!«
    Die Frau sah mich beschwörend an. Ich gab keine Antwort, sondern streckte mich wieder auf der Couch aus. Ann stand auf, nahm die Kanne und goss neuen Kaffee in die Tassen.
    Dillinger hielt sie am Rock fest.
    »Setz dich!«, befahl er und zwang sie auf den Stuhl an seiner Seite.
    »Ihr habt gehört, dass die Bullen wild geworden sind. Es ist immerhin möglich, dass irgendeiner von ihnen hier auf taucht und sich erkundigt, ob du etwas Besonderes bemerkt hast. Wie verabredet bleibt es dabei, dass Bill an die Tür geht, aber wenn ein Cop davor steht, dann, Bill, rufst du auf die harmloseste Weise Ann und fragst sie in Gegenwart des Cops, ob sie irgendetwas Ungewöhnliches festgestellt hätte. Ann verneint auch, und ich halte jede Wette, dass der Cop sich trollen wird, ohne den geringsten Verdacht zu schöpfen.« Er wandte sich der Frau zu und näherte sein Gesicht dem ihren.
    »Verdirb das Spiel nicht, Mädchen«, sagte er leise und eindringlich. »Es würde deinen Tod bedeuten, aber nicht nur deinen, sondern auch den des G-man und wahrscheinlich auch den des Cops vor der Tür. Du verstehst?«
    »Teufel!«, antwortete Ann ruhig, stand auf und ging in die Küche.
    Dillinger sah ihr nach und lachte spöttisch. Ich wunderte mich, dass er ihr nicht nachging, da ihr, wenn auch die Haustür verschlossen war, das Küchenfenster Möglichkeiten bot. Später stellte ich dann fest, dass dieses Fenster vergittert war.
    Der Gangster wandte sich an Hunter: »Jch werde jetzt möglichst am Tag schlafen«, sagte er. »Während dieser Zeit behältst du den G-man und Ann im Auge. Nachts übernehme ich die Wache.« Ein kurzer Blick traf mich. »Je gesünder der G-man wird, desto gefährlicher wird er auch.« Spott verzog seinen Mund. »Vielleicht lassen wir ihn später ein wenig hungern, damit er nicht übermütig wird. -Wie viel Waffen haben wir noch, Bill?«
    »Drei Maschinenpistolen, ein Gewehr und vier Pistolen. Für das Gewehr sind aber nur wenige Patronen da.«
    »Gut, wir wollen das einteilen. Eine MP für dich, eine für mich. Die dritte bleibt hier im Zimmer. Lehne sie dort gegen die Wand, Bill, außer jeder Reichweite des G-man. Von den Pistolen schnallen wir jeder eine um. Die beiden anderen kommen ins Schlafzimmer.«
    »John, wie willst du jemals hier wegkommen?«, fragte Hunter.
    Dillinger lachte. »Im Augenblick bin ich froh, dass ich hier bin.«
    Hunter sah ihn mit dem Blick eines unterwürfigen Hundes an.
    »John«, stotterte er, »wenn du hierbleiben willst, dann lasse mich wenigstens gehen.«
    Der Gangster schüttelte den Kopf. »Wenn du dich allein auf die Socken machst, Bill, so fassen sie
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