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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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halten.«
    Er freute sich laut und lange über Nelsons Flucht, und erst als Hunter das Haus verlassen hatte, um sich weiter für den Arzt zu interessieren, hörte Dillinger auf, davon zu sprechen.
    Mit dem Gangster war eine Veränderung vor sich gegangen. Er war jetzt nicht mehr gesammelt und bestimmt, sondern fahrig, aufbrausend und hastig in seinen Bewegungen und Gesten. Seine Augenlider zeigten rote Ränder. Offensichtlich war er total übermüdet.
    Von draußen drangen immer noch der Lärm und die Rufe der Männer des Bautrupps herein. In ziemlich regelmäßigen Abständen fuhren Lastwagen an und wieder fort. Im Anfang warf Dillinger jedes Mal, wenn das Brummen eines Lastwagenmotors zu hören war, den Kopf hoch, aber später gewöhnte er sich daran.
    Ich selbst konnte mich nur an den Geräuschen orientieren, da das Fenster des Wohnzimmers nach hinten hinaus ging und ich keine Gelegenheit fand, einen anderen Raum, mit Ausnahme des fensterlosen Badezimmers, zu betreten.
    ***
    Wieder vertröpfeiten die Stunden, nicht anders als an den anderen Tagen, und doch fühlte ich, dass die Spannung ins Unerträgliche wuchs.
    All diese Spannung ging von dem Gangster aus. Entweder rannte er in dem Zimmer umher, oder er saß stumm am Tisch, aber sobald er saß, überfiel ihn die Müdigkeit derartig, dass er in sich zusammensackte. Er sprang dann wieder auf, schrie Ann an, sie solle ihm Kaffee kochen, und als sie ihn brachte, schrie er, die Brühe wäre zu dünn. Er trank eine ganze Kanne leer, und danach überwand er die Müdigkeit ein wenig, aber er wurde nur noch reizbarer.
    Mein Blick glitt immer wieder zu der Maschinenpistole an der Ecke des Schrankes. Sie war die einzige Waffe, für die ich auch nur den Hauch einer Chance sah, sie erreichen zu können. Die Pistole hielt Dillinger immer im Halfter, die zweite MP fast immer in den Händen oder auf den Knien. Alle anderen Waffen waren im Schlafzimmer.
    So nervös und fahrig der Gangster jetzt war, so vergaß er doch nie eine einzige Vorsichtsmaßnahme. Die Tür zur Diele stand immer offen, und wenn Ann in der Küche war, so ließ er nie die Diele aus den Augen, sodass die Frau, wenn sie es beabsichtigt hätte, nicht zu den Waffen im Schlafzimmer hätte gelangen können, ohne von ihm bemerkt zu werden. Seit die Bauarbeiter draußen waren, ließ er sie auch nicht mehr allein in der Küche. Er ging bis zur Mitte der Diele mit. Sie musste die Küchentür offenlassen, und so konnte er uns beide, sie und mich, beobachten.
    Ich wälzte ein Dutzend Pläne, um endlich die Finger an ein Schießeisen zu bekommen, aber ich verwarf sie alle. Ein neuer fehlgeschlagener Versuch würde mein Leben kosten, und wahrscheinlich nicht nur meines, sondern auch das der Frau. Dennoch glaubte ich, dass mir höchstens noch achtundvierzig Stunden zum Handeln blieben. Wenn Dillinger seinen Plan ausführte, einen Arzt zu einer Gesichtsoperation zu zwingen, dann musste ich vorher handeln. Der Gangster konnte nicht mich und die Frau mit zu dem Arzt schleifen. Er würde uns beide vorher erledigen, und er würde nach der Operation den Arzt und dessen Familie ermorden.
    Als Hunter zurückkam, grinste er über das ganze Gesicht.
    »Zweimal bin ich durch Kontrollen gefahren«, sagte er, »aber sie haben mich nicht erkannt.«
    »Okay, was ist mit dem Arzt?«
    »Ich glaube, der Doc ist richtig. Ich war in seiner Praxis, John, habe ihn gefragt, was es kostet, wenn er meiner Frau ’ne neue Nase einsetzt, und ob er es auch sachgemäß durchführen kann. Da hat er mir seinen Operationsraum gezeigt und mir auch seine Frau vorgestellt, die ihm hilft, damit ich das richtige Vertrauen zu ihm bekomme.« Hunter war offensichtlich ein gelehriger Schüler Dillingers geworden, und die unangefochten passierten Kontrollen hatten ihn frech werden lassen.
    »Gut«, sagte Dillinger. »Heute Nacht beobachtest du seinen Bau noch einmal, und dann starten wir die Sache morgen Nacht.«
    ***
    Ich schlief nicht. Meine Handgelenke schmerzten. Dillinger hatte mich brutaler gefesselt als in den anderen Nächten.
    Hunter war wieder in die Stadt gefahren. Sein Chef saß am Tisch, wie immer die Maschinenpistole in den Händen, aber sein Kopf war herabgesunken, sodass das lange blonde Haar in die Stirn fiel. Ich konnte nicht erkennen, ob er schlief.
    Morgen musste ich es versuchen. Ich hoffte, dass Hunter auch tagsüber noch einmal aus dem Haus sein würde, und dass die Bauarbeiter wieder arbeiten würden. Wenn alles schieflief, dann würden sie
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