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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel
Autoren: Friedrich Tenkrat
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überhaupt jetzt schon sagen?
    Es gab keine Möglichkeit, es ihr zu verheimlichen, denn wenn Manfred Mock nicht zur gewohnten Zeit nach Hause kam, würde sie nach ihm fragen. Was dann? Sollte man sie belügen? Wie lange würde man die Lügen aufrechterhalten können?
    Vladek nahm einen Schluck von seinem Drink. Dieser John Sinclair war ein unerschrockener Kämpfer, der sich gegen die Abgesandten der Hölle voll einsetzte. Der Yard-Mann war eine echte Persönlichkeit. Vladek Rodensky bewunderte ihn und hatte großen Respekt vor ihm. Er sah es als eine Auszeichnung an, an Johns Seite stehen zu dürfen.
    Der Brillenfabrikant nahm wieder einen Schluck vom Dry Gin.
    Plötzlich stutzte er.
    Katt! Dort ging Zacharias Katt! Der Höllengünstling war soeben an der Bartür vorbeigegangen. Vladek warf eine Banknote auf den Tresen und rutschte vom Hocker.
    Er mußte Katt folgen, durfte ihn nicht mehr aus den Augen lassen. Der Mann, der die Fähigkeit besaß, sich in einen Totenvogel zu verwandeln, ging zu den Fahrstühlen.
    Menschen begegneten ihm, ohne zu ahnen, wer er war. Sie hätten in heller Panik die Flucht ergriffen, wenn sie es gewußt hätten. Katt erreichte einen der Lifts.
    Soeben öffnete sich die Tür. Ein Mann und eine Frau stiegen aus. Zacharias Katt betrat die Kabine. Die Tür schloß sich. Ein Pfeil zeigte an, daß der Fahrstuhl sich nach unten bewegte.
    Vladek Rodensky startete. Er jagte die Treppe zur Halle hinunter, lief weiter zur Treppe, die zur Tiefgarage führte. Sein Eifer verdrängte das Bewußtsein um die Gefahr, in die er sich möglicherweise begab.
    Das Jagdfieber hatte ihn gepackt. Vielleicht schaffte er es, Zacharias Katt das grausame Handwerk zu legen. John Sinclair wäre ihm bestimmt nicht böse gewesen, wenn er ihm die Arbeit abgenommen hätte. Wichtig war nur das Ergebnis. Ein Araber im weiten Burnus kam auf ihn zu, wich nach links aus, Vladek wollte an ebendieser Seite vorbei.
    Es kam zum Zusammenstoß. Der Araber wäre umgefallen, wenn Vladek ihn nicht aufgefangen hätte. »Excuse me«, keuchte der Brillenfabrikant und setzte seinen Weg hastig fort.
    Er flog die Stufen förmlich hinunter. Eine feuerhemmende Metalltür. Er riß sie auf, und mit einem weiten Satz beförderte er sich in die Tiefgarage.
    Fahrzeuge. Graue Betonwände. Gestank von Öl und Benzin.
    Auspuffgase. Alles in allem ein friedliches Bild, aber Vladek Rodensky ließ sich nicht täuschen. Wenn er Zacharias Katt im Moment auch nicht sehen konnte, er war davon überzeugt, daß sich der Kerl irgendwo hier unten aufhielt.
    Hatte Katt mitgekriegt, daß er verfolgt wurde? War es vielleicht sogar Katts Absicht gewesen, Vladek Rodensky hier herunterzulocken? Es war immerhin denkbar.
    Der Brillenfabrikant blickte sich mißtrauisch um. Seine Augen hinter der modernen Brille wurden schmal. Sicherheitshalber zog er die Mauser-Pistole aus der Schulterhalfter.
    Seine Nerven standen unter Hochspannung. Zacharias Katt war ein verteufelt gefährlicher Gegner. Vladek Rodensky durfte sich nicht die geringste Unachtsamkeit leisten.
    Stille umgab ihn. Die wenigen Geräusche, die an sein Ohr drangen, verursachte er selbst. Aber er wußte dennoch, daß Zacharias Katt in der Nähe war. Er konnte die Nähe des Gegners fühlen.
    Katt lauerte auf seine Chance. Mit einem Angriff war auf jeden Fall zu rechnen, und es war ein mieses Gefühl, nicht zu wissen, wann er erfolgen würde. Der Brillenfabrikant schlich an einem cremefarbenen Mercedes vorbei.
    Er ging in die Hocke, stützte sich mit der linken Hand auf und schaute unter den Fahrzeugen durch. Er hoffte, Katts Beine zu entdecken, sah sie aber nicht.
    Himmel noch mal, wo war Katt? War Vladeks warnendes Gefühl falsch? Hielt sich Zacharias Katt etwa gar nicht mehr in der Tiefgarage auf? Der Brillenfabrikant erhob sich.
    Seine Nackenhärchen stellten sich quer. Er wußte, was das zu bedeuten hatte und wirbelte herum.
    Da war Katt.
    Als Totenvogel!
    Und er griff sofort an…
    ***
    Der Pesttote stürzte zur Tür herein. Ich stand nackt unter der Dusche. Meine Beretta, mein Silberdolch lagen auf dem Bett. Ich war äußerst verletzbar. Eine Berührung dieses Wiedergängers würde mich infizieren. Ich würde die Pest kriegen und elend daran zugrunde gehen.
    Mein gefährlicher Gegner griff nach mir. Da ich mich nicht ganz umgedreht hatte, konnte er mein Kreuz nicht sehen, und das Kruzifix konnte seine Abwehrkraft gegen den Angreifer nicht voll entfalten.
    Um mich dem Zugriff des Schrecklichen zu entziehen,
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