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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel
Autoren: Friedrich Tenkrat
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er heran.
    Vladek sah ihn, blieb nicht stehen, lief weiter. Katt sackte nach unten. Er beabsichtigte, dem Brillenfabrikanten den Schnabel in den Rücken zu schlagen. Vladek erkannte die Gefahr jedoch rechtzeitig und steppte nach links.
    Der Totenvogel schlug ihm daraufhin den Flügel ins Kreuz. Vladek wurde vorwärtsgeworfen. Er verstärkte diesen Schwung, indem er sich kraftvoll mit beiden Beinen abstieß.
    Sein Hechtsprung endete mit einer schmerzhaften Bauchlandung in der Nähe der Mauser-Pistole. Er hatte so viel Schwung, daß er das letzte Stück auf die Waffe zurutschte.
    Da seine rechte Hand und der Arm verletzt waren, schnappte er sich die Kanone mit der Linken, zog die Beine an, federte hoch, kassierte einen Schlag, der ihn zurückstieß, rollte rücklings über das Heck eines weißen Sportflitzers, kam auf die Beine und brachte die Mauser in Anschlag.
    Jetzt hätte Zacharias Katt verloren.
    Der Schuß hätte ihn aus der Luft heruntergeholt.
    Der Totenvogel begriff das sofort, schmierte blitzschnell nach links ab und sauste davon, ehe Vladek ihm die vernichtende Kugel in den gefiederten Leib ballern konnte.
    Einmal sah Vladek Rodensky das Tier noch kurz bei der Auffahrt. Dann war es verschwunden. Der Brillenfabrikant zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen und steckte ärgerlich die Pistole ein.
    So knapp war er am Erfolg gewesen, und doch hatte er es nicht geschafft.
    Mist.
    ***
    Das Erlebnis mit dem Pesttoten saß mir bleischwer in den Knochen. Wie viele solcher Seuchenmonster hatte Zacharias Katt eigentlich geschaffen? Wo trieben sie sich herum? Was taten sie in diesem Augenblick? Mir war nicht wohl bei diesen Gedanken.
    Katt war ein Gegner, der mir einiges aufzulösen gab. Asmodina, die Teufelstochter, oder Dr. Tod mit seiner Mordliga hätten mich nicht mehr in Atem halten können. Katt war ein Gegner, bei dem man graue Haare kriegen konnte.
    Ich machte mich fertig.
    Vladek wartete sicher schon ungeduldig in der Hotelbar auf mich. Er würde aus allen Wolken fallen, wenn ich ihm berichtete, was ich erlebt hatte. Ich warf noch einen Blick in die Runde und wollte das Zimmer dann verlassen. Da klopfte es.
    »Ja!« rief ich.
    Die Tür öffnete sich, und Vladek Rodensky trat ein. Eine Gänsehaut rieselte über meinen Rücken. Vladek war blaß. Ein schmerzhafter Ausdruck lag um seinen Mund. Ich sah den aufgerissenen Handrücken. Blut tropfte auf den Boden. Auch am Oberarm war der Brillenfabrikant verletzt.
    »Vladek! Was ist passiert?«
    »Katt. Er hat mich in die Tiefgarage! gelockt.« Der Brillenfabrikant erzählte, was sich ereignet hatte.
    »Shit!« entfuhr es mir, als ich hörte, daß Zacharias Katt entkommen war. »Setz dich!« sagte ich zu Vladek. Längst waren wir zum freundschaftlichen Du übergegangen. Wir saßen im selben Boot, waren Kampfgefährten, waren uns nicht mehr fremd.
    Ich war ihm beim Ausziehen des Jacketts und des Hemdes behilflich. Er stöhnte leise. »Ich hatte mehr Glück als Verstand«, sagte er. »Viel hat nicht gefehlt, dann hätte Katt meine Seele gekriegt.«
    »Dem Himmel sei Dank, daß er es nicht geschafft hat.«
    »Kannst du laut sagen.«
    Ich holte meine Reisetasche aus dem Schrank und entnahm ihr ein kleines Erste-Hilfe-Etui. Der Reißverschluß ratschte. Was ich benötigte, um Vladeks Wunden zu verarzten, stellte oder legte ich neben ihn auf den Tisch. Dann begann ich mit der Arbeit. Zuerst behandelte ich die Verletzungen mit einer antiseptischen Tinktur.
    Dann brachte ich die Blutung mit einer brennenden Flüssigkeit zum Stillstand. Es zuckte in Vladeks Gesicht, aber kein Laut kam über seine Lippen. Heilsalbe, Mullverband, Pflaster.
    Fertig.
    »In ein paar Tagen bist du wieder wie neu«, sagte ich.
    »Und was mache ich bis dahin?«
    »Dir Schonung auferlegen.«
    »Das sagt sich so leicht. Denkst du, ich lasse dich jetzt im Kampf gegen Katt allein? Du brauchst jemand, der dir den Rücken freihält.«
    »Mir wäre ein unversehrter Schutzengel lieber.«
    »Man kann sich im Leben nicht immer alles aussuchen. Manchmal muß man's nehmen, wie es kommt. Können wir jetzt zu Adele Mock gehen?«
    »Ja.« Ich versorgte die Erste- Hilfe Ausrüstung und verließ mit Vladek das Zimmer. Im Fahrstuhl berichtete ich ihm dann von dem Besuch des Pesttoten im Badezimmer, und Vladek war geschockt.
    ***
    Marie Moric war eine gute Seele. Zu jedermann freundlich und stets hilfsbereit, was die Gefahr beinhaltete, daß man sie manchmal zu sehr ausnützte. Oft schon hatte sie sich geschworen, nicht
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