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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel
Autoren: Friedrich Tenkrat
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ließ ich mich zurückfallen und klatschte mit den Schulterblättern gegen die Fliesen. Um ein Haar hätten mich die fauligen Finger berührt.
    Mir stockte unwillkürlich der Atem, als mir plötzlich die Füße wegrutschten.
    Ich konnte den Sturz nicht verhindern, fiel in die Brausewanne.
    Der Pesttote spürte endlich die starke Magie meines Kreuzes, aber er wich nicht zurück. Er wollte einen Sieg über mich erzwingen.
    Beide Arme hielt er schützend vor sein abstoßendes Gesicht.
    Furchtbare Schmerzen quälten ihn, doch er gab nicht auf. Er schien bereit zu sein, sein schwarzes Leben zu opfern, wenn es ihm dadurch möglich war, mich umzubringen.
    Ich erkannte seine Absicht, und mir wurde angst und bange.
    Das Pestmonster wuchtete sich vorwärts. Es schleuderte sich mir entgegen, wollte sich auf mich fallen lassen und mich unter seinem verseuchten Körper begraben. Das hätte mein sicheres Ende bedeutet.
    Weit kippte er nach vorn. Ich sah ihn über mir und hatte keine Möglichkeit, ihm auszuweichen. Ich schien verloren zu sein.
    Aber da wurde mein Kreuz aktiv. Es ließ meine Vernichtung nicht zu.
    Schlagartig hüllte mich eine Lichtaura ein. Sie stoppte den Fall des Pesttoten. Er hing wenige Zentimeter über mir schräg in der Luft. Mein Kruzifix entfaltete unvorstellbare Kräfte.
    Sie stießen den Schrecklichen zurück. Er heulte auf. Seine Arme fielen herab, und das Licht traf voll seine beulenübersäten Züge.
    Die Haut spannte sich. Die Beulen platzten auf. Die Augen quollen dem Wiedergänger weit aus den Höhlen und zersprangen wie Glasmurmeln.
    Und dann rasten vier grelle Blitze in den Körper des Untoten.
    Sie stachen glühend in seinen Leib und zerrissen ihn mit einer Kraft, die selbst mich erschreckte.
    Diesmal löste sich nicht nur die pestverseuchte Haut von den Knochen. Die Kraft meines Kreuzes reichte aus, um auch das Skelett des Wiedergängers zu zerstören.
    Seine Knochen wirbelten hoch, schlugen gegen die Wände des Badezimmers und vergingen. Die Gefahr war gebannt. Das Licht erlosch. Ich war gerettet. Tief seufzend stand ich auf, und ich schickte ein Dankgebet zu denjenigen, die mir dieses wertvolle Kruzifix vererbt hatten.
    ***
    Wie ein unheilvoller Schatten sauste der Totenvogel heran. Er war schnell. Unglaublich schnell. Vladek Rodenskys Pistolenhand zuckte hoch. Er wollte das gefiederte Monster mit geweihtem Silber vollpumpen, schaffte es jedoch nicht, denn Zacharias Katt erwischte ihn hart mit einer Schwinge.
    Grellbunte Kreise tanzten vor den Augen des Brillenfabrikanten.
    Er sprang zur Seite, während in seiner Schläfe ein dumpfer Schmerz hämmerte. Der gefiederte Killer fegte an ihm vorbei, flatterte hinter ihm hoch, drehte sich in Gedankenschnelle und griff sofort wieder an.
    Ein neuerlicher Treffer brachte Vladek Rodensky ins Wanken.
    Bisher war es ihm noch nicht möglich gewesen, die Waffe auf den Totenvogel abzufeuern. Das Biest wußte dies immer wieder geschickt zu verhindern.
    Vladek spürte eine brennende Schwellung in seinem Gesicht.
    Krallen sausten knapp an seinen Augen vorbei. Wenn er den Kopf nicht so rasch zur Seite genommen hätte, hätte er in diesem Moment sein Sehvermögen verloren.
    Die kalte Wut packte ihn.
    Verdammt noch mal, war dem Totenvogel denn nicht beizukommen?
    Er stieß die Pistolenfaust nach oben. Flügelschläge trafen ihn immer wieder. Eine Kralle riß ihm den Handrücken auf. Blut quoll aus der Wunde. Vladek stieß einen heiseren Schrei aus.
    Jetzt konnte er die Mauser nicht mehr halten. Sie entglitt seinen Fingern und kreiselte über den glatten Betonboden. Gleichzeitig prallte der durch die Luft wirbelnde Vogelkörper gegen ihn und stieß ihn nieder.
    Hart landete er auf dem Boden. Während er fiel, zuckte ihm einer der beiden Vogelfänge nach. Durch den Ärmel bohrten sich wie Dornen die langen Krallen des fliegenden Mörders.
    Vladek hatte das Gefühl, der Muskel würde zerreißen. Er kämpfte den aufwallenden Schmerz nieder. Der Totenvogel stieg über ihm auf, legte die Flügel an den kräftigen Körper und ließ sich wie ein großer schwarzer Stein fallen. Die Fänge weit vorgestreckt.
    Vladek rollte zur Seite.
    Einmal.
    Noch einmal.
    Ein drittes Mal.
    Er gelangte unter einen Minibus, während die Krallen da, wo er noch vor wenigen Augenblicken gelegen hatte, mit einem häßlichen Geräusch über den Beton schrammten.
    Zacharias Katt flatterte sofort wieder hoch. Er versuchte Vladek im schrägen Winkel anzugreifen. Der Brillenfabrikant schob sich
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