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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel
Autoren: Friedrich Tenkrat
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vorwiegend kranke Menschen heimgesucht hatte, um ihnen die Seele mit seinem gewaltigen Schnabel aus der Brust zu reißen.
    Wenn ich mich nicht irrte, waren diese Seelen ein wichtiger Bestandteil für Katts grausame Pläne. Mit ihrer Hilfe gelang es ihm, Pesttote wiederauferstehen zu lassen. Die Seelen gingen mit den Skeletten eine neue Verbindung ein und umhüllten sich mit verseuchtem Fleisch.
    Ein Ausbruch aus der Grabkammer war der nächste logische Schritt. Und dann waren die Wiedergänger für die Hölle unterwegs gewesen. Um zu töten. Um Angst und Schrecken zu verbreiten. Um den Nährboden für das Böse zu vergrößern.
    Automatisch drängte sich die Frage auf: Wie viele Pesttote hatte Zacharias Katt schon erschaffen? War es uns gelungen, alle seine Handlanger zu vernichten? Existierten weitere Wiedergänger?
    Oder war der Totenvogel in diesem Augenblick gerade dabei, weitere Untote aus den Katakomben zu holen?
    »Katt hält sich für den Größten«, sagte ich, »und dieser Wahn wird ihm irgendwann zum Verhängnis werden.«
    Kummerfalten bildeten sich auf Inspektor Fuchs' Stirn. »Aber was passiert inzwischen, Herr Sinclair?«
    »Er war so von seinen Fähigkeiten eingenommen, daß er den Fehler beging, uns seinen Namen zu nennen«, sagte ich.
    »Er heißt Katt?«
    »Ja, Zacharias Katt. Wenn Sie für mich herausfinden, wo er wohnt, lege ich ihm das Handwerk.«
    »Wir werden es versuchen«, versprach Gotthard Fuchs. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie froh ich bin, daß Sie in diesem Fall mit drinhängen, Herr Sinclair. Ohne Ihre Unterstützung wäre ich aufgeschmissen. Ich wüßte nicht, wie ich mit diesem schrecklichen Totenvogel und seinen Wiedergängern fertigwerden sollte. Dafür ist ein Spezialist notwendig, und Sie sind einer.«
    Ich sagte ihm, daß ich im Hilton wohnte, und Vladek Rodensky nannte ihm seine Adresse und die Telefonnummer, die Strobl sofort notierte.
    »Rufen Sie im Hilton oder in Rodenskys Villa an, sobald Sie wissen, wo Zacharias Katt wohnt«, bat ich den Inspektor.
    Fuchs nickte. »Mach' ich. Mach' ich ganz bestimmt. Sie können sich darauf verlassen, Herr Sinclair.«
    »Brauchen Sie uns hier noch?«
    »Nein, damit werde ich schon allein fertig.«
    »Dann können wir ja gehen.«
    »Selbstverständlich, Herr Kollege«, sagte Fuchs.
    Wir verließen die Pizzeria. Ein Leichenwagen stand nun auch davor, die Skelette wurden eingesammelt und aus dem Lokal getragen. Ein Arzt kümmerte sich um die Gäste. Diejenigen, die es nötig hatten, bekamen von ihm eine Spritze. Die ersten Reporter trafen ein. Blitzlichter flammten auf. Augenzeugen des schrecklichen Vorfalls wurden interviewt. Um Vladek Rodensky und mich kümmerte sich niemand. Ich begrüßte das. Wir konnten ungehindert unserer Wege gehen.
    Als nächstes stand ein Besuch bei Adele Mock auf unserem Programm. Die Sache lag sowohl Vladek als auch mir schwer im Magen, denn wir mußten ihr so schonend wie möglich beibringen, daß ihr Mann nie mehr nach Hause kommen würde.
    Außerdem beunruhigte es mich, daß Adele Mock den Totenvogel schon einmal gesehen hatte. Er war scharf auf ihre Seele, und ich hoffte, verhindern zu können, daß er sie bekam.
    Ich blickte an mir hinunter. Meine Hose hatte Schmierflecken an den Knien. Da Vladeks Rover ohnedies in der Tiefgarage des Hilton stand, wollte ich die Gelegenheit nützen und mich rasch umziehen.
    Wir schritten tüchtig aus. Im Hotel sagte Vladek: »Ich warte in der Bar.«
    »Okay. Bin gleich wieder zur Stelle.« Ich holte mir den Zimmerschlüssel und fuhr mit dem Lift nach oben. Die Kabine zischte ab wie eine Rakete. Im Zimmer zog ich mich rasch aus, und da meine Lebensgeister nach einer lauwarmen Dusche verlangten, hüpfte ich für drei Minuten unter die Brause. Ich genoß die nadelspitzen Strahlen, die prickelnd meine Haut massierten.
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
    Ich schaute zur Tür, und ein eisiger Schock fuhr mir in die Glieder.
    Ein Pesttoter war da!
    ***
    Vladek Rodensky enterte in der Bar einen Hocker und bestellte einen Dry Gin. Endlich hatte er ein paar Minuten Zeit, nachzudenken. Der verfluchte Fall hatte es in sich. Zacharias Katt hielt sie ganz schön in Atem. Ob John Sinclair es schaffen würde, mit ihm fertigzuwerden?
    Wenn jemand Katt zur Strecke bringen konnte, dann nur John.
    Der Brillenfabrikant seufzte schwer, als er an Adele Mock dachte. Er überlegte hin und her, wie er ihr beibringen sollte, daß ihr Mann nicht mehr lebte. Sollte er es ihr
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