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0174 - Der Teufelsdiener

0174 - Der Teufelsdiener

Titel: 0174 - Der Teufelsdiener
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Ich werde die Sänfteträger durch den Wald begleiten«, verkündete er.
    »Oh, nein…«, schluchzte Michael fast. »Du wirst doch wohl nicht singen? Dann mußt du aber hinter der Sänfte herlaufen, sonst rasen die Leute in die falsche Richtung…«
    Rolf, hervorragender Schlagzeuger und Organist, aber furchtbarer Sänger, schüttelte den Kopf. »Ich spiele nur auf der Laute«, erklärte er und schwenkte das Banjo durch die Luft. »Singen werden die Sänftenleute. Das bringt Stimmung und hebt die Arbeitsmoral. Alter Trick bei Pfadfindern und Bundeswehr.«
    Er kletterte mit seinem Instrument aus dem Wagen und begab sich nach vorn. Michael Müller studierte wieder den Streckenplan. »Wir donnern schon mal vor«, sagte er, wendete und jagte den Lautsprecherwagen davon. An der Stelle, die er für die richtige hielt, stoppte er dann ab und brachte den Wagen in Wartestellung.
    Zähflüssig verrannen die Minuten. Michael, Zamorra und Nicole unterhielten sich über belanglose Dinge. Der Cassettenrecorder, der tagsüber die Musik für den Lautsprecher und ab zweiundzwanzig Uhr nur noch für die Fahrzeuginsassen geliefert hatte, dudelte leise vor sich hin. Sie warteten auf das Erscheinen der anderen Fahrzeuge.
    Plötzlich tauchte ein Wagen mit zuckendem Blaulicht auf, jagte an ihnen vorbei. Dreimal kurz hintereinander flammte die Lichthupe auf.
    »Hinterher«, schrie Michael, startete den Wagen und jagte wieder auf die Straße. Überrascht erkannten die Insassen, daß das Polizeifahrzeug ein erschreckendes Tempo vorlegte. »Die haben weit über hundert Sachen drauf, und das hier in örtlichen Regionen«, murmelte Michael überrascht.
    »Sind die denn verrückt geworden?«
    Er gab Vollgas. Wenn ihr polizeiliches Begleitfahrzeug die Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten durfte, durfte er es ebenfalls. Dennoch war der Polizei-Passat schneller. »Der hat bestimmt die berüchtigte Zwei-Liter-Maschine vom Porsche drin, diese VW-Wölfe im Schafspelz für bestimmte Polizeifahrzeuge«, murmelte Michael. Schon nach einen Kilometer hatten sie den Polizeiwagen aus den Augen verloren.
    »Jetzt geht das Suchen los. Offenbar haben sie den Treffpunkt gewechselt, aber nicht daran gedacht, daß wir nicht so fix sind«, vermutete Michael.
    Sie kurvten durch die an den Wald aingrenzende Ortschaft. Schließlich landen sie die wartende Fahrzeugkolonne am Ortsrand doch noch. Sie stoppten ab. Während das Rundumlicht des Morris nach wie vor arbeitete, zeigte sich der Abschluß-Fiat bis auf die Warnblinkanlage und die Scheinwerfer unbeleuchtet. Der Fahrer kam auf den Lautsprecherwagen zu, als Michael stoppte. »Habt ihr zufällig 'ne Sicherung übrig?«
    Michael zuckte mit den Schultern.
    »Wir sind froh, daß wir Warndreieck und Verbandskasten an Bord haben«, sagte er. »Ich weiß nicht mal, wo bei dieser vorsintflutlichen Zitronenkiste der Sicherungskasten steckt, und Ersatz haben wir mit Sicherheit nicht an Bord.«
    »Habt ihr wenigstens so etwas wie eine gelbe Warnlampe?«
    »Nichts… Sicherheitsausstattung Null«, erklärte Michael.
    Schulterzuckend wandte der Fiat-Fahrer sich um und begann, die anderen Fahrzeuge abzuklappern.
    Die Insassen des Lautsprecherwagens stiegen aus. Sie hatten sich vor die Spitze des wartenden Konvois gesetzt und mußten daher an dem blauen Morris vorbei. Dessen Fahrer hatte offenbar in einem Anfall von jugendlichem Leichtsinn den Motor abgeschaltet und versuchte jetzt, ihn wieder in Gang zu setzen. Nervenzerfetzend orgelte der Anlasser, ohne ein Resultat zu erzielen.
    Zamorra runzelte die Stirn. Zwei Defekte auf einmal erschienen ihm ein wenig seltsam. Hier stimmte doch etwas nicht!
    Michael war zum Einsatzleitwagen gegangen. »Die Polizisten spinnen doch auch ein wenig«, behaupete er und erzählte die kurze Episode. Der Chef schüttelte den Kopf.
    »Wenn sie euch mit der Lichthupe angeblinkt haben, dann höchstens, um euch zu signalisieren, daß ihr an Ort und Stelle auf uns warten solltet«, sagte er. »Sie haben einen Unfall gemeldet bekommen und mußten sofort hin.« Er sah auf die Uhr. »Um vier Uhr soll Ablösung kommen.«
    »Und wo ist die Sänfte?« fragte Zamorra, der herangekommen war.
    Der Chef streckte den Arm aus. »Noch im Wald«, sagte er. »Sie müßte eigentlich bald kommen. Gleich ist wieder eine Ablösung fällig.«
    Zamorra sah den schmalen Weg, der von der Straße an ein paar Ortsrandhäusern vorbei in den Wald führte.
    Nichts war zu erkennen. Auch zu hören war kein Geräusch.
    »Wie
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