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0173 - Zombie-Fieber

0173 - Zombie-Fieber

Titel: 0173 - Zombie-Fieber
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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auseinandergefaltet auf den Tisch.
    Zamorra sah sofort, was der Freund meinte. Die Überschrift war in auffallenden, roten Lettern gehalten, das Bild darunter mindestens zwanzig mal zwanzig Zentimeter groß. Für die sonst so dezenten Londener Tageszeitungen eine erstaunliche reißerische Aufmachung.
    DRAMA IN DER CARRINGTON LANE, las Zamorra. Er warf einen flüchtigen Blick auf das Bild, runzelte die Stirn und begann zu lesen: In der Carrington Lane, in der Nähe des Hafens, ist es in der vergangenen Nacht zu einem bisher unerklärlichen Zwischenfall gekommen. Anwohner alarmierten die Polizei, nachdem sie gegen zwei Uhr früh von Kampfgeräuschen geweckt worden waren. Am Tatort angekommen, bot sich den Beamten ein grausiges Bild. Offensichtlich hatte eine Straßenschlacht zwischen zwei verfeindeten Rockerbanden stattgefunden, die weit über das hinausgeht, was wir bisher von solchen Zwischenfällen gewohnt sind. Die Polizei fand nicht weniger als sieben Leichen. Wie Samuel R. Perkins, der mit den Ermittlungen betraute Chiefinspektor von Scotland Yard unserem Reporter mitteilte, müssen die Rocker von einer zahlenmäßig weit überlegenen Gruppe angegriffen und getötet worden sein. Die Spuren deuten darauf hin, daß die Getöteten, die alle der berüchtigten CRAZY HOMICIDE-Bande angehörten die seit Monaten das Hafengebiet unsicher macht, keine Gelegenheit gefunden haben, sich zu wehren. Hinzu kommt, daß die Leichen in einem Zustand aufgefunden wurden, für den es bisher noch keine zufriedenstellende Erklärung gibt.
    So sehr uns dieser Zwischenfall erschreckt, kommen wir doch nicht umhin, die naheliegende Frage zu stellen, was die Polizei in Zukunft zu unternehmen gedenkt, um die Straßen unserer Stadt auch nach Dunkelwerden sicher zu halten. Dieses Mal waren es die Kriminellen, die Opfer ihrer eigenen Gewalttätigkeit geworden sind. Morgen aber können es schon unschuldige…
    Zamorra blickte von der Zeitung auf. Der Artikel ging noch weiter, aber er beschäftigte sich jetzt eher mit Fragen der allgemeinen Sicherheit und dem Ruf nach einer stärkeren Polizei, der nach solchen Vorfällen immer laut wird.
    Was Zamorra erschreckte, war weniger der Artikel, es war das Bild. Ein unscharfes Schwarzweißfoto, offenbar aus einem vorüberfahrenden Wagen aufgenommen, bevor die Polizei die Straße vollkommen gesperrt hatte, aber selbst darauf konnte man die grausige Szene noch gut überblicken. Die Motorräder lagen in einem wirren Trümmerhaufen übereinander, ein Knäuel ineinander verstrickter Wrackteile, die offensichtlich mit großer Kraft zu Boden geworfen worden waren, daneben die Leichen der Rocker.
    Aber hätten sie nicht die schwarzen Lederjacken mit den aufgemalten Totenköpfen angehabt, und wäre der Tenor des Artikels nicht so ernst gewesen, hätte man glauben können, daß sich hier jemand einen üblen Scherz erlaubt hätte. Die Leichen sahèn aus wie die Leichen uralter Männer, beinahe mumifiziert. Ihre Gesichter waren eingefallen und farblos und die Kleider, die sie trugen, schienen um mehrere Nummern zu groß zu sein, als wären die Körper eingeschrumpft.
    »Na«, fragte Bill, »hatte ich Recht? Es interessiert dich.«
    Zamorra nickte wortlos, faltete die Zeitung zusammen und stand auf.
    Es war nicht nur der Bericht und das Photo, was ihn beunruhigte. Schon während er die ersten Zeilen gelesen hatte, hatte er es gespürt: Sein Amulett war zum Leben erwacht.
    Zamorra trug das kleine, silberne Amulett an einer Kette um den Hals, wo es normalerweise wie ein x-beliebiges Schmuckstück hing. Ohne das Amulett wäre Zamorra aus vielen seiner gefährlichen Abenteuer nicht so unversehrt herausgekommen. Und trotzdem kannte er sein Geheimnis immer noch nicht.
    Aber es waren Augenblicke wie diese, wo er spürte, daß es sich bei dem Amulett um mehr als ein gewöhnliches Schmuckstück handelte. Es hatte sich erwärmt, kaum, daß er die Zeitschrift aufgeschlagen hatte, und jetzt brannte es wie Feuer auf seiner Brust.
    Er ging zum Telefon, wählte eine Nummer und wartete.
    »Wen rufst du an?«
    Zamorra winkte ab. Seine Gedanken waren woanders, er hatte Mühe, sich auf das Freizeichen im Telefonhörer zu konzentrieren. Er spürte das Pulsieren des Amulettes auf der Brust, spürte das Gefühl der Unruhe, der Erregung, das von dem silbernen Schmuckstück ausging - und die Warnung.
    Es war nicht in Worte zu fassen, nicht einmal in Gedanken, aber Zamorra wußte plötzlich, daß das, was die Männer getötet hatte,
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