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0172 - Saat der Vampire

0172 - Saat der Vampire

Titel: 0172 - Saat der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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leicht wie Luft werden ließ.
    Auch einige andere Zuschauer zeigten sich verblüfft über die Leichtigkeit, mit der der hochgewachsene junge Mann mit dem mittellangen strohblonden Haar die Koffer trug und dann schwungvoll im Heck des Nobel-Geländewagens verstaute.
    Minuten später fuhren sie ab. Zu dritt hatten sie vorn Platz, und vorsichtshalber hatte Zamorra dafür gesorgt, daß er in der Mitte saß. Zwar vergriff sich Gryf normalerweise nie an Frauen, die in festen Händen waren, aber man konnte nicht wissen… die eindringliche Begrüßungsszene hatte Zamorra mißtrauisch gemacht.
    »Caer Dyfed… wo liegt das?« fragte er.
    »Westlich des Mount Snowdon und südlich von Caernarvon, etwa zehn Meilen entfernt zwischen Clynnogfawr und Lllanllyfni. Der Laird ist Sir Rheged ap Dyfed…«
    Zamorra schüttelte nur den Kopf. »Gryf, an eure zungenbrecherischen cymrischen Namen werde ich mich nie gewöhnen…«
    Der Fahrer des Rover, der vor Jahrtausenden auf der Druideninsel Mona (Anglesey) Zauberpriester im Dorf Llandrysgryf gewesen war, dort einer Intrige zum Opfer gefallen und seitdem als Weltenbummler durch die Kontinente und Jahrhunderte gewandert war, trat das Gaspedal tiefer durch. »Tröste dich, daß ich statt Caernarvon und Snowdon nicht Caer-y-ar-von und Moel-y-Wyddfa sagte… Caer-y-ar-von heißt übrigens ›Burg gegenüber Von‹, und Von ist ein anderer Name für Mona…«
    »Danke für deinen Sprachunterricht, aber wichtiger ist mir eigentlich, was es mit dieser Hexe und der Prophezeiung der Kyuna Arr auf sich hat«, versuchte Zamorra das Thema zu wechseln.
    Gryfs Miene verdüsterte sich sofort.
    »Ich erzähle es, wenn wir in Caer Dyfed sind«, sagte er. »Auch Sir Rheged kennt die Geschichte nicht in allen Einzelheiten. Er weiß alles nur aus meinen Erzählungen, aber er wußte immerhin genug, um die Hexe sofort zu erkennen… vielleicht ist es noch nicht zu spät…«
    Und der Range Rover fegte über den langen Weg seinem fernen Ziel entgegen.
    ***
    Fryd Llymgullough ließ sich auf dem abendlichen Nachhauseweg erheblich mehr Zeit. Dabei hatte es ihm gar nichts ausgemacht, diesen abendlichen zum nachmittäglichen Weg umzuwandeln. Mister Tide war wie ausgewechselt und die Freundlichkeit in Person, hatte keine Einwände erhoben, als Fryd in erwachendem Leichtsinn um früheren Feierabend bat und ihm sogar noch einen Vorschuß auf das neue, weitaus höhere Angestelltengehalt in bar mitgegeben. Fryd pfiff ein fröhliches Lied und radelte gemütlich heim.
    Er ahnte nicht, daß ein ratloser Mister Tide ihm aus dem Fenster seines Büròs nachsah, sich am Hinterkopf kratzte und sich verzweifelt fragte, welcher Teufel ihn geritten hatte, ausgerechnet Fryd Llymgullough, einen seiner langsamsten Arbeiter, zum Abteilungsleiter zu machen und ihm noch dazu dieses sündhafte Traumgehalt vertraglich zuzusichern. Aber da -hier auf dem Schreibtisch - lag dieses verdammte Stück Papier und ließ sich nicht mehr zerreißen, weil dieser Erzgauner von einem Arbeiter schlau genug gewesen war, die Zweitausfertigung nicht liegenzulassen! Und beide Verträge trugen beide Unterschriften!
    Jedes Arbeitsgericht mußte Fryd Llymgullough Recht geben, wenn Tide jetzt versuchte, ihn wieder zurückzustufen oder glatt aus der Firma zu werfen, wozu er gute Lust hatte.
    Ich muß betrunken gewesen sein! hämmerte es immer wieder in ihm, und in Gedanken stellte er sich vor, wie er diesen Fryd Llymgoullogh vor seinen Fäusten hatte und den Vertrag wieder aus ihm herausbeutelte!
    An diesem Gedanken biß er sich förmlich fest.
    Wer konnte ihm etwas nachweisen, wenn er den Zweitvertrag heimlich wieder an sich brachte - oder auch gewaltsam? Wer wußte denn schon davon? Niemand aus dem Betrieb! Und das Gespräch mit dem Chef, von dem einige wußten, konnte genausogut einen Rausschmiß bedeutet haben!
    Plötzlich wußte Mister Tide, was er zu tun hatte. Er brauchte nur noch den Feierabend abzuwarten.
    Langsam rückten die Zeiger der Uhr vor.
    ***
    Fryd dachte an nichts Böses und ahnte nicht im mindesten, welche Gedanken sein Chef hegte. Er hielt die schöne Fremde für eine gute Fee, die sich jetzt endlich seiner erinnert hatte und ihm soziale Gerechtigkeit widerfahren ließ, welche die Menschen ihm zeit seines Lebens nicht hatten zugestehen wollen.
    Fryd pfiff das Lied vom betrunkenen Fiedler, als er mit seinem rostigen Fahrrad seine Hütte erreichte. Das würde ab morgen anders. Ab morgen brauchten sie nicht mehr mit dem Existenzminimum zu
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