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0168 - Die Teufels-Dschunke

0168 - Die Teufels-Dschunke

Titel: 0168 - Die Teufels-Dschunke
Autoren: Jason Dark
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sagte ich und stand auf. Suko wußte, was ich damit meinte.
    Unbewaffnet ging ich nirgendwo mehr hin. Zu oft hatten mich meine Gegner überraschen können, denn die Mächte der Finsternis lauerten überall.
    Das Kreuz hing sowieso um meinen Hals. Ich legte es auch während des Schlafs nie ab.
    Es war mir zu unbequem, erst noch das Schulterhalfter umzuspannen, deshalb nahm ich das andere. Es war ein einfaches, das an der linken Seite meines Gürtels befestigt wurde. Da fand die mit Silberkugeln geladene Baretta auch ihren Platz.
    Suko und Mrs. Kan standen in der schmalen Diele, als ich die Wohnung meines Freundes betrat. Mrs. Kan hatte ihren Mantel übergestreift. Suko fragte: »Können wir?«
    Ich nickte.
    »Sie müssen uns nur noch die Adresse angeben«, bat der Chinese seine Landsmännin.
    Wir bekamen die Anschrift. Mrs. Kan wohnte in Finsbury, wo es eine große Chinesensiedlung gab. Es war die Radner Street. Dort hatte mich zwar selten meine Fahrt hingeführt, aber ich wußte, wie es in dieser Gegend aussah.
    »Wie sind Sie denn hergekommen?« fragte ich.
    »Mit einem Taxi.«.
    Mit Mrs. Kan verließ ich die Wohnung, während Shao zurückblieb und von Suko noch einen Abschiedskuß bekam.
    Mit dem Lift fuhren wir nach unten in die Tiefgarage. »Wissen Sie, Mr. Sinclair«, sagte die Frau leise. »Ich habe eine ungeheure Angst vor den Dingen. Diese Menschen schrecken vor nichts zurück, wobei ich die Bande der roten Schlange für noch gefährlicher halte, als die Mafiosi dieses Logan Costello.«
    »Ich glaube, sie sind beide gleich schlimm.«
    »Nein, die Mafialeute kann man ausrechnen, die der roten Schlange nicht.«
    Der Lift hielt. »Sie scheinen sich aber sehr gut auszukennen«, sagte ich.
    Mrs. Kan lächelte. »Ich habe eine große Familie und Verwandtschaft. Da hört man so einiges.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Der Bentley stand an seinem reservierten Platz. Wir warteten noch auf Suko. Er war mit dem zweiten Fahrstuhl nachgekommen. Dann stiegen wir ein.
    Als wir die Garage verließen, wurde es draußen bereits hell. Ein Grauschimmer lag über den Dächern der Häuser. So ruhig wie um diese Zeit erlebt man die Millionenstadt selten, es war das große Atemholen vor dem frühmorgendlichen Run.
    Um zu unserem Ziel zu gelangen, mußten wir quer durch die halbe City. Ich sah zu, daß ich auf die Crosswell Road kam, die den Ort Finsbury an der Westseite begrenzt. Die Wagen, die um diese Zeit unterwegs waren und uns entgegenkamen, konnte ich bequem an beiden Händen abzählen.
    Bisher hatte ich trotz meines Mißtrauens nicht mitbekommen, daß sich Verfolger an den Bentley hängten. Ich schaute mehr als gewöhnlich in den Innen- und Rückspiegel, aber es gab keinen Wagen, der sich auf meine Fährte gesetzt hatte.
    Mrs. Kan war während der Fahrt sehr still. Sie hockte im Wagen und sagte keinen Ton. In dem großen Fond war sie kaum auszumachen, eine stille, schmale Gestalt, die aber von einer starken inneren Kraft erfüllt war.
    Irgendwie bewunderte ich diese Frau. Sie hatte das Schweigen gebrochen, sie wollte nicht, daß es zu einem großen Blutvergießen kam und hatte durch das Brechen des Schweigens ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Das hätte kaum ein Mann getan, deshalb meine Hochachtung vor dieser Person.
    Die Häuser dieses Chinesenviertels – es gab in London mehrere davon - gruppierten sich um den Norman Square, eine rechteckige Grünfläche von der zahlreiche kleine Straßen ausgingen. Manche besaßen keinen Namen. Irgendwie waren sie einfach entstanden, durch das Bauen der kleinen, schmalbrüstigen Häuser, mit denen sich die andersfarbigen Mitbürger zufrieden gaben.
    Ich mußte die Geschwindigkeit senken. In dieser Gegend waren die Laternen nicht so zahlreich vertreten wie zuvor, irgendwie wirkte alles düster und wie mit einem geheimnisvollen Schleier umgeben.
    »Bitte fahren Sie die nächste Straße rechts«, wies mich die Frau an.
    Ich nickte. Ein rascher Blick auf Suko zeigte mir, daß sich der Chinese nicht gerade wohl fühlte. Er saß ziemlich angespannt neben mir. Seine Blicke wieselten durch die Scheibe, er wollte draußen jedes Detail mitbekommen.
    »Rechnest du mit Ärger?« flüsterte ich.
    Er hob die Schultern.
    Die Straße war noch enger als die vorherige. Hier standen sogar noch Holzhäuser. Weiter vorn, so ziemlich am Ende der Straße, brannte eine Laterne. Die helle Kugel erinnerte mich an eine in der Luft schwebende Zitrone. Der Stamm der Laterne war überhaupt nicht zu sehen. Er
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