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0168 - Die Teufels-Dschunke

0168 - Die Teufels-Dschunke

Titel: 0168 - Die Teufels-Dschunke
Autoren: Jason Dark
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davon. Sie schaute auf den Flur und sah, daß nur die Notbeleuchtung brannte.
    Wie immer in der Nacht. Nichts war anders, nichts deutete auf eine Gefahr hin, und doch war das ungute Gefühl bei der jungen Chinesin geblieben.
    Shao wollte sich schon wieder abwenden, als sie abermals ein Geräusch vernahm.
    Diesmal waren es keine Schritte, sondern das Geräusch hörte sich zischend an.
    Zischen? Gas! Sofort stellte Shao die Verbindung zu Gas her. Sie trat zurück, schaute nach unten, und ihre Blicke glitten dabei über die zweite Hälfte der Tür.
    Das Gas mußte von draußen her in die Wohnung eingeleitet werden. Und zwar drang es durch den Türspalt in die Diele. Etwas anderes konnte Shao sich nicht vorstellen.
    Sie bückte sich und brachte ihr Gesicht dieser unheimlichen Gasquelle näher.
    Der Geruch verstärkte sich.
    Für Shao gab es keinen Zweifel mehr, daß das Gas tatsächlich durch den Türspalt strömte. Die Schritte vor der Tür, das kurze Anhalten – diese Zeit mußte der Besucher genutzt haben, um die Ampulle in die richtige Lage zu bringen.
    Sie wußte nicht, wie gefährlich das Gas war, ob es sie töten konnte oder nicht, auf jeden Fall war es nicht harmlos. Und sie wußte auch, wer ihr diesen Gruß geschickt hatte.
    Die rote Schlange.
    Also hatte sie mit ihrer Befürchtung doch recht gehabt. Die Feinde waren näher, als sie dachte.
    Shao wich zurück. Aus der Wohnung kam sie nicht mehr heraus, aber sie konnte die Fenster einschlagen und um Hilfe telefonieren.
    Das nächste Revier war nicht weit entfernt, die Polizisten mußten sie schützen.
    Schützen…
    Es fiel ihr schwer, dieses Wort zu denken. Jeder Buchstabe wurde plötzlich träge. Gleichzeitig zog die Trägheit durch ihren Körper, und die Beine wollten nachgeben und wegknicken. Sie konnte sich kaum noch auf den Füßen halten, der nächste Schritt bereits wurde zur reinen Qual, und Shao wußte nicht, was sie machen sollte.
    Vor sich sah sie noch das hellere Rechteck der offenen Wohnzimmertür.
    Da mußte sie hindurch, aber bei Shao blieb der Wunsch der Vater des Gedankens.
    Nicht einen Zoll weiter schaffte sie es.
    Plötzlich gaben ihre Beine nach. Das Gewicht des Körpers war einfach zu schwer. Shao bekam das Übergewicht und fiel langsam nach vorn, wobei sie schwer zu Boden schlug und auf dem Gesicht liegenblieb.
    Regungslos blieb sie liegen.
    Allerdings wurde sie nicht bewußtlos, und sie bekam jedes Geräusch mit. Sogar ziemlich laut und überdeutlich, als wären ihre Gehörnerven verbessert worden.
    Sie vernahm das Kratzen an der Tür, flüsternde Stimmen, dann ein Schaben, und plötzlich sprang das Schloß zurück.
    Die Tür war offen.
    Aber die Entfuhrer oder Gangster kamen noch nicht. Sie blieben draußen und sorgten dafür, daß das Gas abziehen konnte. So vergingen die Minuten. Eine Zeit, in der Shao weiterhin auf dem Boden lag und sich nicht rührte. Doppelt so schwer kam ihr der Körper vor. Für kein Geld der Welt wäre sie jetzt aufgestanden, weil sie es einfach nicht mehr konnte.
    Dann kamen die anderen.
    Shao unterschied sehr genau, daß es sich bei ihnen um zwei Männer handeln mußte. Ihre Schritte waren fest und zielstrebig.
    Neben Shao blieben sie stehen.
    Sie bückten sich.
    Kalte Finger berührten ihren Körper, rutschten unter den Pullover und lagen auf der nackten Haut.
    Shao wurde herumgedreht.
    Zwei Gesichter starrten sie an. Kalte Gesichter, an Masken erinnernd.
    Der Schnitt und die Mongolenfalte bewiesen, daß es Chinesen waren, die sie umstanden.
    Und sie gehörten zur Bande der roten Schlange. Das bewies schon das Zeichen auf ihren Stirnen.
    Jeweils in der Mitte über den beiden Augen leuchteten als Male zwei blutrote Schlangen!
    Wäre Shao im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen, hätte sie vielleicht geschrien, so aber drang kein einziger Laut über ihre Lippen. Die Chinesin blieb stumm und starrte ihre Landsleute an, die sie eingekreist hatten. Denn noch ein dritter war aufgetaucht. Ein ziemlich großer Kerl. Er hatte die Tür geschlossen und stand davor. Auch seine Stirn zierte eine Schlange.
    Die Kleidung der Männer war normal. Niemand trug irgendein Gewand oder Pumphose mit den dazugehörigen Jacken. Sie unterschieden sich bis auf die Schlange in den Gesichtern in nichts von anderen Menschen.
    Shao wurde hochgehievt. Sie hatte sich zwar steif gemacht, das nutzte ihr nichts. Wie eine Schaufensterpuppe stellte man sie auf die Beine, wo sie festgehalten wurde, denn die Nachwirkungen des Gases spürte sie noch
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