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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Knipsen. Mit zusammengebissenen Zähnen übernahm Yardin selbst seine Arbeit. Es fiel ihm nicht leicht.
    Trotzdem schaffte er es, in den Überresten eine Brieftasche zu finden. Ein wenig Bargeld war darin und ein Ausweis.
    Der Mann, der auf entsetzliche Weise getötet worden war, hatte zu seinen Lebzeiten Harry Winter geheißen.
    ***
    »Und?« fragte Inspektor Yardin und bot seinem Gast Cognac an. Doktor Freder Yunee, der Polizeiarzt, nahm dankend an. »Den kann ich gebrauchen, und wie… meine Güte, war das eine scheußliche Sache…«
    Yardin schenkte ein und genehmigte sich selbst auch ein Gläschen. Ein einziges nur, weil er noch längst nicht Feierabend hatte und danach auch noch nüchtern sein wollte. Sie prosteten sich zu und nippten an dem Getränk.
    »Der Mann ist dort an Ort und Stelle gestorben, wo er gefunden wurde, und zwar kurz vor Mitternacht«, sagte Yunee. »Er ist von Raubtieren zerfetzt worden. Es hat sich einigermaßen schwierig gestaltet, aus dem, was sie übriggelassen haben, so viel Daten herauszuholen. Ich habe noch einen Zoologen hinzugezogen. Der hat sich zwar an die Stirn gefaßt und etwas von totaler Unmöglichkeit genuschelt, aber es gab trotzdem keinen Zweifel. Die Art der Verletzungen und die Spuren am Tatort weisen eindeutig darauf hin, obgleich es eigentlich völliger Humbug ist.«
    »Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Yunee«, knurrte Yardin. »Daß wir beide Namen tragen, die mit Ypsilon anfangen, berechtigt Sie nicht dazu, einem geplagten Inspektor der Kriminalpolizei Informationen über Gebühr lange vorzuenthalten.«
    »Na schön…« murmelte Doktor Yunee und leerte das Cognac-Glas sorgfältig. »Harry Winter ist von einem Wolfsrudel umgebracht worden.«
    Pierre Yardin beugte sich vor. »Sagen Sie das noch einmal. Das drittletzte Wort!«
    »Wolfsrudel!«
    Yardin tippte sich an die Stirn. »Wo sollen hier Wölfe herkommen? Die gibt’s doch seit Ewigkeiten nicht mehr! Wölfe…«
    »Die Untersuchungen beweisen es aber eindeutig…«
    Yardin winkte ab. »Untersuchungen… nächstens stellt ihr Eierköpfe noch fest, daß es in der Gegend Riesenkarnickel mit Krokodilsschwänzen gibt… die sind noch wahrscheinlicher als Wölfe…«
    Jetzt fühlte sich Yunee beleidigt und erhob sich. »Der Bericht geht Ihnen noch heute nachmittag schriftlich zu! Vielen Dank für den Cognac, Inspektor!«
    Yunee ging und knallte die Tür hinter sich zu. Pierre Yardin lehnte sich in seinem drehbaren Schreibtischsessel zurück und legte den Finger an die Nase.
    Wölfe… das war doch Humbug hoch zehn!
    Aber daß dieser Harry Winter tot war, der als Geheimnisträger zweiter Klasse galt und auf dessen Wohlergehen extra hingewiesen worden war, machte ihm doch zu schaffen.
    Yardin rechnete mit dem Auftauchen der Geheimpolizei in den nächsten Stunden!
    ***
    Bis zu Pierre Yardins Feierabend ereignete sich dann aber doch nichts mehr. Seine Befürchtung, einen erheblichen Rüffel zu erhalten, war nicht wahr geworden. In Paris hatte man bis jetzt noch nicht auf die Meldung reagiert, Harry Winter sei einem Wolfsrudel zum Opfer gefallen.
    Yardin schloß seinen Schreibtisch ab, winkte Durchaise grinsend zu und griff nach Hut und Mantel. »Sollte noch irgendetwas vorfallen - ich bin heute abend mit Sicherheit nicht mehr zu erreichen. Auch nicht privat, selbst wenn der dritte Weltkrieg ausbricht.«
    »Was soll denn vorfallen?« fragte Durchaise. »Ich mache auch Feierabend!«
    Yardin grinste und zog langsam die Tür hinter sich zu. »Unser Chef hat bekanntlich die Angewohnheit, seine Leute in dringenden Fällen eine Stunde nach Mitternacht aus diversen Betten zu klingeln… au revoir!«
    Durchaise zuckte mit den Schultern. Yardin schien zu befürchten, daß sich doch noch einiges zusammenbraute.
    Yardin setzte sich draußen in seinen Citroçn 2 CV 6 und startete. Es war noch warm, und er rollte das Dach auf, um mit seiner Frischluft-Ente mal eben bei Monique vorbeizurauschen. Mit seinen knapp dreißig Jahren war Yardin immer noch Junggeselle aus Überzeugung, was ihn aber nicht daran hinderte, sich zuweilen mit einem weiblichen Wesen zu umgeben. An Moniques Tür klingelte er Sturm, bis sich über ihm das Fenster des Mietshauses öffnete, das zu einem Zimmer ihrer kleinen Wohnung gehörte. Ein rothaariger Wuschelkopf sah heraus. »Was ist denn los? Pierre?«
    »Hast du eine halbe Nacht oder länger Zeit?« rief er zurück.
    »Warum?«
    »Besuch«, sagte er. »Professor Zamorra und Satellitin schneien gleich bei
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