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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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übernachten -ihr müßt sogar. Klar?«
    Zamorra sah von Yardin zu Monique. »Wir stören euch doch nur…«
    »Freunde stören nie!« behauptete Yardin. »Laßt uns aufbrechen, je eher sind wir am Ziel.«
    ***
    Vor der Bretagneküste glitt mit langsamer Fahrt eine hochseegängige Yacht entlang. Sie war in Brest ausgelaufen; der Eigentümer plante eine nächtliche Ausflugsfahrt durch den Ärmelkanal. Damit die Stimmung nicht zu lau blieb, hämmerten aufreizende Rhythmen aus der Bordanlage. Kin paar der Mädchen und Männer, die Rene Leville eingeladen hatte, tanzten um die Wette, andere unterhielten sich, und ein kleines Grüppchen nutzte die Gelegenheit, auf dem Deck noch ein wenig Restsonne zu tanken. Der gleißende Feuerball stand schon tief.
    Rene Leville stand am Bug der Yacht. Das Ruder war arretiert, wenn eine leichte Kurskorrektur, durch Abdrift bedingt, nötig war, konnte er mit ein paar langen Sprüngen an der Steuerkanzel sein und eingreifen -oder sonst jemand an Bord, der etwas davon verstand. Und sie verstanden es fast alle. Insgesamt befanden sich fünfundzwanzig Menschen beiderlei Geschlechts an Bord. Dennoch wirkte die Yacht nicht überfüllt, die in der griechischen CYCLOPIA-Werft vom Stapel gelaufen war und eine der supermodernsten Konstruktionen ihrer Art war. Sie hatte Leville eine beträchtliche Stange- Geld gekostet, aber er konnte ja aus dem Vollen schöpfen. Woher seine Geldvorräte kamen, wußte niemand. Es fragte auch niemand danach Hauptsache, der Luxus war vorhanden.
    Langsam glitt die JULIETTE, wie Leville sie nach seiner derzeitigen Favoritin getauft hatte, durch die Wellen. Irgendwo in der Ferne zog ein Öltanker seine Bahn; einer von den Kähnen, die alljährlich mit geradezu teuflischer Präzision vor der Bretagneküste auseinanderbrachen und für Wochen und Monate die Strände versauten und Fische und Wasservögel vergifteten. Der Teufel soll sie holen, dachte Leville grimmig.
    Leise plätscherten die Wellen. Er sah auf die Uhr. In einer Stunde würde die Flut einsetzen und die JULIETTE ein wenig stärker zur Küste hin abdriften lassen. Dann war es Zeit, den Kurs ein wenig zu korrigieren und das Boot gegen die Drift arbeiten zu lassen.
    Rene Leville ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß nicht nur die Flut kommen würde, sondern auch etwas anderes. Keiner ahnte es, dabei waren sie alle dem Tod so nah wie niemals zuvor.
    ***
    Allmählich hatte die Abenddämmerung eingesetzt. Dennoch war es hell genug, die eigenartige Färbung der Felsen deutlich zu erkennen. Nicole pfiff völlig undamenhaft durch die Zähne. »Rose Felsen… gibt’s denn das?«
    »Und wie«, lachte Pierre Yardin, der sich den Karton mit dem Getränke-Vorrat unter den Arm geklemmt hatte. Den Wagen hatten sie unten an der Straße stehen gelassen und waren hinaufgestiegen. Über seltsam geformte Felsen führte der alte Pfad, der tatsächlich nicht allzu breit war. Besonders auffällig wirkte ein Stein, der die Form einer Schildkröte besaß.
    Die letzten Sonnenstrahlen verblaßten am Horizont. Dennoch wurde es kaum kühler. Der Wind schien Flaute zu haben. Vor ihnen erstreckte sich jetzt die schillernde Weite des Wassers.
    »Früher haben sich die alten Schmuggler hier nicht so öffentlich hingestellt«, erklärte Yardin. »Sie haben sich ziemlich geduckt, wenn die Streifen unterwegs waren. Von hier oben aus konnten sie dann Zeichen zum Wasser hin geben und klar und deutlich unterscheiden, ob das, was kam, eines ihrer Boote war oder ein Polizeischiff.«
    Nicole nickte. Sie stand mit etwas gespreizten Beinen da, die Hände gegen die Hüften gestützt, und ließ die blauschwarzen Haare wehen wie ein Pirat auf dem Vorderkastell seines jagenden Schiffes. Zamorra lächelte. Vielleicht trug sie morgen schon wieder eine andere Frisur… Nicole wartete ständig mit neuen Frisur-Überraschungen auf, eine Perücke wechselte die andere ab. Zuweilen waren es außerordentlich skurrile Entwicklungen.
    »Eindrucksvoll«, stellte sie fest. »Von hier oben fühlt man sich, als habe man die ganze Welt im Griff.«
    Zamorra grinste, duckte sich nieder und pirschte sich lautlos an. Seine Hand schoß vor, griff nach ihrem Fußgelenk und umschloß es ruckartig. »Wau!« schrie er mit äußerster Stimmentfaltung.
    Nicole schrie auf und fuhr herum. Zamorra fing sie auf. »Das war der Wolf«, sagte er. »Er hat dich gebissen.«
    »Du Bestie!« schrie sie und brachte ihn mit einem Kuß zum Schweigen. »Du verrückte Bestie…«
    Entschlossen
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