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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mir herein, und da dachte ich, zu viert könnte der Abend gemütlicher und lustiger werden als zu dritt.«
    »Klar erkannt. Ich komme gleich ’runter, einen Augenblick noch. Muß mir nur was passendes anziehen…«
    »Passen muß es nicht unbedingt«, brummte Pierre Yardin. »Kann ruhig etwas zu eng sitzen…«
    Er klemmte sich wieder hinter das Lenkrad seines Wägelchens. In seinem Rang und bei seinem Einkommen hätte er sich einen größeren Wagen leisten können, aber »Ente« fahren ist nun mal fast eine Lebensphilosophie. Praktisch war der Wagen außerdem auch noch durch die vier Türen, das Rolldach für Frischluft-Fans und den äußerst sparsamen Motor. Darüber hinaus hatte Yardin den Wagen noch ein wenig veredelt; in mühevoller Handarbeit hatte er das Interieur mit blauem Samt bezogen und trotz des geringen Raumes eine Stereo-Anlage eingebaut, die es in sich hatte. Er beabsichtigte, in absehbarer Zeit ein wenig am Fahrwerk zu basteln, es zu verstärken und auf breitere Reifen umzurüsten. Danach würde ein erheblich stärkerer Motor installiert werden und das Auto langsam aber sicher den Charakter eines Renn-Erpels annehmen.
    Nach ein paar Minuten kam Monique aus der Haustür, in weißen Stiefeletten, hautenger Hose und einem leicht fluoreszierenden Oberteil. Mit eleganten Bewegungen schwang sie sich auf den Beifahrersitz, hatte es bis zu Yardins Kopf nicht weit und küßte ihn zur Begrüßung. »Ich hoffe, daß du den Champagner schon kühlgestellt hast…«
    Yardin grinste und deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Der Karton steht im Kofferraum. Gut in der Sonne aufgeheizt. Durchaise hat den Kram besorgt und mir da hinten hineingestellt. Aber wir können ja die Flaschen noch ein paar Minuten im Kühlschrank ins Gefrierfach legen…«
    Er fuhr los. Der Zweizylinder-Motor hümmerte den Wagen durch den schlappen Stadtverkehr von Ploumanac’h zum Stadtrand, wo Yardin einen kleinen Bungalow bewohnte.
    »Dieser Professor… wann hast du den eigentlich kennengelernt?«
    Yardin schmunzelte. »Das ist schon ein paar Jahre her… Damals war ich in Paris an der Hochschule, und er hielt gerade eine Vorlesung über Okkultismus oder so was…«
    »Du hast in Paris studiert?« fragte sie überrascht. »Davon hast du ja noch nie etwas erzählt, du Geheimniskrämer!«
    »Weil’s auch nicht stimmt«, erwiderte er. »Ich habe nicht studiert, sondern war damals als Assistent in Paris im Einsatz, und wir hatten einen Fall an der Universität zu klären. Ich weiß nicht einmal, um was es da ging. Da haben wir uns dann kennengelernt und seitdem ein paar mal getroffen und jedesmal ganz fürchterlich gefeiert…«
    »Mit einem Professor?«
    »Wenn du dir ihn als trockenen Akademiker vorstellst, liegst du total falsch. He - wir sind ja schon da. Halt mal eben dein Gebiß fest, ich bremse jetzt!«
    Mit protestierend kreischenden Reifen stoppte die »Ente« vor dem Garagentor - buchstäblich im letzten Augenblick, bevor es krachen konnte. »Man sollte dir den Führerschein abnehmen«, stellte Monique etwas blaß fest. »Warte, ich rufe sofort die Polizei…«
    »Bin schon da«, brummte der Inspektor, stieg aus und eilte um den Wagen herum, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Dann drückte er ihr den Haustürschlussel in die Hand, während er sich selbst um den Champagner bemühte, der immerhin tatsächlich im sonnenbeschienenen Kofferraum auf beachtliche Temperaturen gekommen war. Schnurstracks wanderten die Flaschen tatsächlich erst einmal ins Kältefach.
    »Wann kommt denn das Professorchen?« wollte Monique wissen und flegelte sich in äußerst dekorativer Art auf der Couch. Yardin grinste. »So gegen acht…«
    »Haben wir gleich…« stellte sie fest. »Du könntest dich in der Zwischenzeit einmal mir widmen.«
    »Mit Vergnügen«, murmelte er und ließ sich neben ihr nieder. Und plötzlich war die Wartezeit viel zu kurz…
    ***
    Etwa um diese Zeit ertönte irgendwo draußen ein Wolfsschrei. Er fand sein Echo aus einem guten Dutzend Kehlen. Doch das Rudel war weit genug von Ploumanac’h entfernt, um von den dort wohnenden Menschen nicht mehr gehört zu werden. Nur ein einsam heimkehrender Bauer vernahm das Heulen und erschauerte. Verwundert fragte er sich, was die Tiere hier taten. Wölfe… wie kamen sie hierher?
    Graue Gestalten huschten durch die Landschaft, zwischen Sträuchern und Bäumen tauchten sie schemenhaft auf, jagten über die Felder und die Brach-Gebiete. Eine junge Frau erwartete sie mit
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